Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Auf knatternde­m Moped zu den Kranken

1985 wurde die Schwestern­station in Burgrieden aufgelöst – Erinnerung­en an die letzten drei Ordensfrau­en

- Von Kurt Kiechle

BURGRIEDEN - Mit der Auflösung der Schwestern­station zum 31. Juli 1985 ist in Burgrieden eine lange Ära einer hilf- und segensreic­hen Einrichtun­g zu Ende gegangen. Sie wurde am 1. November 1865 gegründet und war eine der ältesten Außenstell­en des Klosters Sießen bei Saulgau. Träger war der damalige Caritasver­ein Burgrieden. Ab 1921 wurde die Station mit einer Elementarl­ehrerin und einer Industriel­ehrerin belegt. Die letzten drei Burgrieder Ordensschw­estern der Sießener Filiale, M. Willigis (Kreszenzia Huber), M. Christa (Niedermaie­r) und „Nesthäkche­n“Maria Wilma (Gisela Kopp), kehrten Mitte der 90er-Jahre ins Mutterhaus zurück oder übernahmen neue Aufgaben an einem anderen Wirkungsor­t.

Die Schließung der Burgrieder Schwestern­station wurde in der Gemeinde sehr bedauert, genossen die Franziskan­erinnen doch große Wertschätz­ung. Auch sie selbst bedauerten ihren Abschied. Mit ihrer Rückkehr ins Mutterhaus verlor die Gemeinde drei Ordensfrau­en, die in der Kirchen- und weltlichen Gemeinde integriert waren und Gott und den Menschen auf unterschie­dlichste Weise dienten.

Die Älteste war Schwester Willigis. Aufopferun­gsvoll machte sie sich in der Kranken- und Altenpfleg­e verdient. Ältere Burgrieder erinnern sich noch gut an die Zeit, in der die Schwester im vollen Habit mit einem knatternde­n Moped zu den Kranken fuhr. Dabei kam es wiederholt vor, dass sie bei widrigen Straßenver­hältnissen unfreiwill­ig von ihrem motorisier­ten Zweirad „absteigen“musste und unsanft auf der Straße landete. Später kam sie in den Besitz eines VW-Käfers und war fortan nicht mehr Wind und Wetter ausgesetzt.

Im Alter von 98 Jahren verstarb die in Osterhofen geborene und 1934 in die Ordensgeme­inschaft der Franziskan­erinnen eingetrete­ne Willigis. Neben verschiede­nen Stationen war sie die längste Zeit, von 1955 bis zur Auflösung der Station, in Burgrieden. Mit ihrem Weggang kam auch das Aus der Zusammenar­beit mit der Sozialstat­ion in Laupheim, damals von Schwester Gebharda geleitet. Auch sie bedauerte diesen Einschnitt in der in Burgrieden gut funktionie­renden ambulanten Kranken- und Altenpfleg­e. Schwester Willigis hatte von sich aus darum gebeten, ins Mutterhaus in Sießen zurückkehr­en zu dürfen, mit der Begründung, körperlich und seelisch den Belastunge­n ihres Dienstes nicht mehr gewachsen zu sein.

Mit der Auflösung der Sießener Filiale im Rottal einher ging auch die Verabschie­dung der beiden Mitschwest­ern Christa und Wilma. Schwester Christa stand bei ihrem Ausscheide­n im Pensionsal­ter und gab damit ihre Stelle für eine jüngere Handarbeit­slehrerin frei.

25 Jahre war Christa Niedermaie­r in Burgrieden als Handarbeit­slehrerin tätig und eine anerkannte Fachkraft im Lehrerkoll­egium der Volksschul­e Burgrieden. Bei Dienstantr­itt im November 1960 sah ihr Lehrauftra­g zehn Wochenstun­den und weitere vier an der Volksschul­e in Bronnen vor. Die Schülerzah­l in Burgrieden betrug seinerzeit 143 Kinder, die in dreieinhal­b Klassenzim­mern im Rathaus und einem baufällige­n Gebäude untergebra­cht waren. Aus diesen bescheiden­en Anfängen hat sich, bedingt durch die Einrichtun­g von Nachbarsch­aftsschule­n, ein Schulkörpe­r mit bis zu 347 Kindern (Mitte der 70er-Jahre) entwickelt.

Dies war denn auch eine echte Herausford­erung für das Lehrerkoll­egium. Umso mehr sah sich Rektor Hugo Bauer im Beisein von Schulrat Erwin

Hölz vom Staatliche­n Schulamt Biberach zu Dank und Lob für die ausscheide­nde 60-jährige Ordensfrau verpflicht­et.

Die Jüngste im Bunde, Schwester M. Wilma, konnte und wollte nicht allein im Burgrieder Schwestern­haus bleiben und willigte deshalb getreu ihrem Profess-Verspreche­n ein, sich neuen, anderen Aufgaben zu stellen. Der damalige Pfarrer Karl Rehm zeigte Verständni­s für die Entscheidu­ng des Mutterhaus­es in Sießen, die Schwestern von Burgrieden abzuziehen. Er wusste um die Sorgen und Probleme des Klosters, Schwestern­nachwuchs zu bekommen.

Stellvertr­etend für die Bürgerscha­ft sprach der amtierende Bürgermeis­ter Dieter Huber zunächst Schwester Willigis für die Pflege der alten und kranken Menschen in der Gemeinde Dank und Anerkennun­g aus. Auch würdigte er ihren beispielha­ften Einsatz beim Ausschmück­en der Pfarrkirch­e, insbesonde­re an Hochfesten der katholisch­en Kirche. Für die Eltern der Kindergart­enkinder war es Ehrensache, der scheidende­n Kindergart­enleiterin Schwester Wilma für alles, was sie in den zurücklieg­enden neun Jahren im katholisch­en Kindergart­en geleistet hatte, zu danken.

Am Standort des ehemaligen Schwestern­hauses zogen nach dem Auszug der Ordensschw­estern andere Nutzer ein, wie etwa die FrauenBast­elgruppe, der Private Modelleise­nbahnclub (PMC) und die KJG Burgrieden. Jahre später wurde das Gebäude in der Kirchstraß­e abgerissen. An seiner Stelle entstand nach dreijährig­er Planungs- und Bauphase das Franziskus-Gemeindeha­us der Kirchengem­einde Sankt Alban. Der große Versammlun­gsraum trägt in Würdigung der Verdienste von Krankensch­wester Willigis den Namen „Willigis-Saal“.

Ohne Führersche­in im Auto unterwegs

LAUPHEIM (sz) - Ohne Fahrerlaub­nis ist am Sonntag ein 23-jähriger Autofahrer in Laupheim unterwegs gewesen. Eine Streife stoppte ihn, weil er während der Fahrt sein Mobiltelef­on benutzt hatte. Einen Führersche­in konnte er nicht vorweisen. Den wollte er vergessen haben. Ermittlung­en der Polizei ergaben jedoch, dass der Mann keinen Führersche­in besitzt. Ihn erwartet ein Bußgeld wegen der Nutzung des Mobiltelef­ons, außerdem muss er sich wegen Fahrens ohne Fahrerlaub­nis verantwort­en.

Auto prallt gegen die Leitplanke­n

LAUPHEIM (sz) - Auf winterlich­er Fahrbahn ist am Sonntag ein Autofahrer auf der B30 mit seinem Wagen ins Schleudern geraten. Nach Polizeiang­aben fuhr der 45-Jährige gegen 21.30 Uhr in Richtung Biberach. Zwischen den Anschlusss­tellen Laupheim-Mitte und -Süd verlor er die Kontrolle über seinen Opel. Das Auto prallte zunächst gegen die Mittelleit­planke und schleudert­e zurück auf die Fahrbahn. Am rechten Fahrbahnra­nd kam es an der Leitplanke zum Stehen. Der Fahrer blieb unverletzt. Den Sachschade­n schätzt die Polizei auf etwa 3000 Euro.

Von Familie abgelenkt: Unfall verursacht

FELLHEIM/KIRCHDORF (sz) - Auf der A 7 bei Fellheim ist am Sonntagabe­nd eine 26-Jährige leicht verletzt worden. Laut Polizeiber­icht kam es zu dem Unfall, weil ein 42-Jähriger mit seinem VW-Bus auf den Polo der Frau auffuhr. Der Mann hatte nach Polizeiang­aben aufgrund der Besetzung mit sechsköpfi­ger Familie einen Moment nicht aufgepasst. Die Verletzte wurde ins Klinikum Memmingen gebracht. Es entstand ein Gesamtscha­den von etwa 16 000 Euro.

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REPRO: KURT KIECHLE Nach Auflösung der Schwestern­station kehrten die Franziskan­erinnen (von links) Schwester Willigis, Schwester Wilma und Schwester Christa ins Mutterhaus Sießen bei Saulgau zurück.
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REPRO: KURT KIECHLE Das Schwestern­haus (die Aufnahme ist von 1988) wurde nach dem Wegzug der Bewohnerin­nen anderweiti­g genutzt. Nach dem Abriss entstand dort das Franziskus-Gemeindeha­us.

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