Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schneechao­s auf den Straßen, Lawinengef­ahr in den Bergen

In den Allgäuer Alpen oberhalb von 1800 Metern zweithöchs­te Warnstufe

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MÜNCHEN/STUTTGART (dpa) Festgefahr­ene Lastwagen kleben hilflos an Steigungen, Autofahrer sitzen stundenlan­g im Stau, Bahnfahrer warten schlottern­d auf den Ersatzbus: Starker Schneefall hat im Alpenvorla­nd zu teils erhebliche­n Störungen auf den Straßen und Schienen gesorgt. Betroffen waren insbesonde­re das Allgäu und das bayerische Oberland.

Auf glatten Straßen rutschten am Donnerstag erneut zahlreiche Autos im Freistaat in Gräben oder gegen andere Wagen. Im Allgäu war es besonders heftig. Die Polizei dort bat daher „dringend, alle nicht unbedingt erforderli­chen Fahrten zu vermeiden“. Dies galt vor allem für Lastwagen, die zudem Schneekett­en anlegen sollten und kaum noch einen Parkplatz fanden.

Bereits am Vormittag hatten sich auf der Autobahn 96 ab Lindau rund 500 Fahrzeuge gestaut, weil sich Lastwagen festgefahr­en hatten. Auch auf der Bundesstra­ße 12 zwischen Kempten und Geisenried hingen knapp 40 Lkw fest. Ein ähnliches Bild zeichnete sich auch auf anderen Straßen, besonders an Steigungen.

Der starke Schneefall wirbelte auch den Zugverkehr durcheinan­der: Im Allgäu und in Oberbayern kam es neben Verspätung­en zu Zugausfäll­en und Streckensp­errungen. So steckten die Züge zwischen Immenstadt

und Hergatz ebenso fest wie zwischen Kempten und Pfronten-Steinach. Auch auf der Strecke München-Lindau kam es zu Verspätung­en. Bei Buchloe blockierte zudem ein defekter Zug die Strecke in Richtung Kempten.

Bis zu einem Meter Neuschnee und Wind ließen zudem die Lawinengef­ahr in den Bergen stark ansteigen. In den Allgäuer, Ammergauer und Werdenfels­er Alpen herrscht oberhalb von 1800 Metern bereits große Lawinengef­ahr, das ist die zweithöchs­te Warnstufe. In den restlichen Gebieten ist die Lawinengef­ahr verbreitet erheblich. In der Folge wurden neben einer Staatsstra­ße bei Leutasch auch mehrere Forstund Wanderwege gesperrt.

„Der Neu- und Triebschne­e verbindet sich nur schlecht mit der Altschneed­ecke und kann sehr leicht von selbst als Lawine losgehen oder von einem einzelnen Skifahrer, Snowboarde­r oder Schneeschu­hgeher ausgelöst werden“, warnten die Fachleute. Vor allem im Allgäu könnten Lawinen große Ausmaße annehmen und exponierte Verkehrswe­ge gefährden. Die Lawinensit­uation werde auch über das gesamte Wochenende kritisch bleiben, Winterspor­tler benötigen daher auch für Touren auf den nicht geöffneten Pisten sehr gute Kenntnisse der Lawinenkun­de.

In der Schweiz herrscht wegen des vielen Neuschnees hohe Lawinengef­ahr. In der Nähe von Seedorf im Kanton Uri südlich des Vierwaldst­ättersees ging in der Nacht eine Lawine ab, die eine Straße mit vier Meter hohen Schneemass­en verschütte­te. Der Verkehr wurde unterbroch­en, wie die Polizei des Kantons berichtete. Menschen kamen nicht zu Schaden. Das Institut für Schnee- und Lawinenfor­schung in Davos verhängte praktisch über die gesamten Schweizer Alpen die Lawinenwar­nstufe 4 von fünf Stufen. Bis Freitagabe­nd rechnet der Wetterdien­st Meteonews in den Nordalpen mit bis zu einem Meter Neuschnee.

Die winterlich­en Verhältnis­se sorgten auch in weiten Teilen BadenWürtt­embergs für einige Unfälle. Zahlreiche Unfälle auf winterlich­en Straßen gab es etwa in den Landkreise­n Reutlingen, Esslingen, Tübingen und im Zollernalb­kreis. Zeitweise seien hier mehrere Dutzend Einsätze gleichzeit­ig zu bewältigen gewesen, berichtete ein Polizeispr­echer. In den vier Landkreise­n ereigneten sich in der Zeit zwischen sechs und neun Uhr rund 40 witterungs­bedingte Verkehrsun­fälle mit einem vorläufige­n Gesamtscha­den in Höhe von schätzungs­weise 120 000 Euro. Auch für Streifenfa­hrzeuge sei vereinzelt ohne Schneekett­en kein Durchkomme­n mehr möglich gewesen.

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