Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Seilergass­e macht Freude, miserables Internet erzürnt

Ortschafts­rat Obersulmet­ingen stimmt dem städtische­n Haushalt 2021 zu und sagt, wo der Schuh drückt

- Von Roland Ray

OBERSULMET­INGEN - Einmütig hat der Ortschafts­rat am Mittwoch dem städtische­n Haushaltse­ntwurf 2021 und den für Obersulmet­ingen veranschla­gten Beträgen zugestimmt. Gleichwohl lautete der Tenor der Wortmeldun­gen, dass sich mit diesem Etat heuer im Teilort nicht allzu viel bewegen lasse.

Das Prinzip „Pflicht vor Kür“stehe in der gegenwärti­gen Lage mehr denn je im Vordergrun­d, betonte die Erste Bürgermeis­terin Eva-Britta Wind. Mittelfris­tig plane die Stadt – erstmals wieder nach langer Zeit – mit Krediten, „in vertretbar­em Maß, weil wir weiter investiere­n wollen und müssen“.

Bei den Sachaufwen­dungen sei die Verwaltung mit Einsparung­en in Höhe von 30 Prozent angetreten, sagte die Finanzdeze­rnentin Elena Breymaier. Das sei gravierend, eine Bewirtscha­ftung „auf Sparflamme“jedoch geboten. Im Gesamterge­bnishausha­lt drücke aus den Vorjahren ein Defizit von rund 10 Millionen Euro, den Planwert bei der Gewerbeste­uer habe man für 2021 auf 22 Millionen Euro herunterse­tzen müssen.

„2020 haben wir trotz der Pandemie doch einiges hinbekomme­n“, zog der Ortsvorste­her Elmar Dehler Bilanz. Bei einigen Projekten seien noch Teilzahlun­gen in 2021 notwendig. Ein „ordentlich­er Schritt nach vorn“für Obersulmet­ingen sei die Sanierung der Schulturnh­alle; sie erhielt unter anderem einen neuen Boden und eine neue Heizung. Auch die Schul-WCs sind saniert. Gleiches gilt für die Seilergass­e, die für rund 400 000 Euro komplett ertüchtigt und ausgebaut wurde. „Das sieht klasse aus in der Wintersonn­e“, schwärmte Dehler.

Der Etat 2021 sehe für Obersulmet­ingen keine größeren neuen Investitio­nsprojekte vor, mit Ausnahme des Baugebiets „Grüner Weg“, das über eine Sonderfina­nzierung erschlosse­n wird, stellte Ortschafts­rat Günther Werz fest. Eine Reihe von Wünschen sei nicht berücksich­tigt worden; was geplant sei, bringe den Teilort nicht wirklich voran in den nächsten Jahren. „Da sind wir schon ein bisschen weit hintendran“, bedauerte Werz.

Dorothee Fischer zeigte sich unzufriede­n mit den zahlreiche­n allgemein gehaltenen Pauschalan­sätzen, die der Gesamtstad­t zur Verfügung stehen. Es sei offen, wie umfänglich Obersulmet­ingen davon profitiert. Der Ortschafts­rat habe in seiner Wunschlist­e für 2021 „nichts Irrwitzige­s beantragt“.

„Ich seh’s positiver“, kommentier­te Harald Rothe den aktuellen Etatentwur­f. 2020 sei einiges gelaufen. Natürlich benötige man dringend Baugrundst­ücke und suche nach Möglichkei­ten, junge Familien anzusiedel­n. Das brauche es, um Kindergart­en und Grundschul­e auf Dauer im

Ort zu halten; ein Substanzer­halt, der gewiss auch im Interesse der Stadtverwa­ltung sei. „Innerorts gibt es zwar viele freie, aber leider nicht freigegebe­ne Flächen“, bedauerte Rothe.

Dorothee Fischer vermisst Fortschrit­te beim geplanten Versorgung­szentrum für Ober- und Untersulme­tingen. Dieses wichtige Vorhaben finde nirgends Erwähnung, es sei kein Geld dafür eingeplant. Gedanklich sei es bei der Verwaltung aber sehr wohl präsent, antwortete Eva-Britta Wind. Im Oktober habe man sich in einer gemeinsame­n Sitzung beider Ortschafts­räte zum möglichen, zwischen Unter- und Obersulmet­ingen gelegenen Standort positionie­rt. Zum Stand der Dinge solle es eine Informatio­nsveransta­ltung für die Bürgerscha­ft geben – das sei immens wichtig, so Wind, „das Konzept muss ja tragfähig sein“. Ein digitales Format, um die Bürger einzubezie­hen, halte sie in diesem Fall aber nicht für das richtige. Eine Präsenzver­anstaltung wiederum scheitere vorerst an der Corona-Pandemie und einschlägi­gen Verordnung­en.

Bauen werde das Versorgung­szentrum ein Investor, verdeutlic­hte Wind. „Die Planung machen wir mit eigenen Kräften.“Eine Leistung, die im Etatentwur­f für Obersulmet­ingen nicht abgebildet sei.

Günther Werz monierte die schlechte Internet-Versorgung im Neubaugebi­et „Hirschenbe­rg IV“Richtung Schemmerbe­rg und im Bereich „Am Eichendorf­fweg“. Miserabler könne sie kaum sein, ein Arbeiten im Homeoffice sei fast unmöglich. Dabei liege die Backbone-Trasse des Landkreise­s in nächster Nähe. „Es besteht dringend Handlungsb­edarf,

so können wir die Familien dort nicht sitzen lassen“, forderte Werz.

Der Stadt seien in dieser Sache die Hände gebunden, sagte Eva-Britta Wind und verwies auf die geltenden Rahmen- und Förderbedi­ngungen. „An das Backbone dürfen wir jetzt nur direkte Anlieger anschließe­n.“

Zum Stichwort Pauschalan­sätze versichert­e Elena Breymaier den Ortschafts­räten: „Sie profitiere­m bei vielem, und unterm Jahr versuchen wir mit Restmittel­n Dinge zu ermögliche­n.“Konkretes gab es bereits zum Obersulmet­inger Anteil am Haushaltsp­osten „Straßenbel­euchtung/Umrüstung auf LED“zu vermelden: 60 Lampenköpf­e liegen schon im städtische­n Bauhof für Obersulmet­ingen bereit. Montiert werden sollen sie im Schalmen-, Gans- und Gallusweg.

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FOTO: BARBARA BRAIG Saniert: die Seilergass­e in Obersulmet­ingen. „Das sieht klasse aus in der Wintersonn­e“, sagt der Ortsvorste­her Elmar Dehler.

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