Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Von der Versuchung zu zaubern
Denise Herrmann überzeugt in der Loipe, am Schießstand fehlen weiterhin Nuancen
OBERHOF (SID/dpa) - Denise Herrmann quälte sich mit hängendem Kopf ein Lächeln ab und klopfte Franziska Preuß anerkennend auf die Schulter. Nach drei Schießfehlern im Sprint über 7,5 Kilometer hatte Herrmann beim Heim-Weltcup in Oberhof die erhoffte Spitzenplatzierung deutlich verpasst. Auch wenn Preuß als beste DSV-Biathletin Sechste wurde – in Medaillenform präsentieren sich die erfolgsverwöhnten deutschen Frauen vier Wochen vor der WM in Pokljuka immer noch nicht.
Vor allem Denise Herrmann ist am Schießstand verzweifelt auf der Suche nach Konstanz. „Es sind minimale Zehntelprozente, die fehlen, diese kleine Verknüpfung, die es vom Hirn zum Finger braucht, damit es wieder besser läuft“, sagte die 32-Jährige sichtlich geknickt. Sie mache sich „stehend zu viele Gedanken“, brauche dringend ein Erfolgserlebnis, um wieder Sicherheit zu bekommen.
Immerhin passte es diesmal in der Loipe: Hinter der überragenden Norwegerin Tiril Eckhoff, die ihren sechsten Saisonsieg feierte, legte Herrmann die zweitbeste Laufleistung hin. „Das Laufen ging richtig gut, das gibt mir Auftrieb. Das passt nach Plan, im Schießen aber nicht so. Man darf im Wettkampf nicht zaubern wollen. Das will ich gerade – und das geht oft schief.“Diesmal mit einem enttäuschenden 15. Platz. Wiedergutmachung nach dem Frust der ersten Woche von Oberhof sieht anders aus.
Immerhin zeigte sich Franziska Preuß verbessert. „Ich muss schauen, dass ich so weitermache“, sagte sie erleichtert. „Der Aufschwung im Vergleich zu letzter Woche war wichtig, da hatte ich einen richtigen Durchhänger.“Allerdings fehlten zum Podium nach einem Fehlschuss 20,9 Sekunden. „Wir haben sicher Aufholbedarf“, hatte Sportdirektor Bernd Eisenbichler schon vor dem Rennen gesagt. „Wir haben zwei Damen in der Weltspitze, dahinter ist die Lücke zu groß.“Das zeigte sich – bei Topbedingungen – auch in der Arena am Rennsteig. Janina Hettich und Maren Hammerschmidt blieben zwar fehlerlos – beide waren aber läuferisch zu schwach, um eine Top-10-Platzierung zu erreichen. Hettich lag, geplagt von Magenkrämpfen, als 13. immerhin vor Herrmann, Hammerschmidt wurde 17. Die WM-Zweite Vanessa Hinz verfehlte als 31. nach einem Schießfehler die Norm für Pokljuka deutlich.
Tiril Eckhoff bleibt dagegen das Maß der Dinge. Sie holte sich trotz eines Schießfehlers im dritten Einzelrennen von Oberhof den dritten Sieg. In 22:33,8 Minuten gewann die Norwegerin vor der Italienerin Dorothea Wierer (0/9,3 Sekunden zurück) und Lisa Theresa Hauser aus Österreich (0/12,6), die ihren dritten Podestplatz in Folge holte.