Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Experten sehen Deutschland im Viertelfinale
Handball: DHB-Auswahl trifft zum WM-Auftakt in der Vorrundengruppe A auf Uruguay
BIBERACH - Die deutsche HandballNationalmannschaft trifft in ihrem Auftaktspiel bei der Weltmeisterschaft in Ägypten in der Vorrundengruppe A auf Uruguay (Freitag, 18 Uhr/ARD). Im Vorfeld der WM hat es viele Diskussionen gegeben, ob das Turnier angesichts der CoronaPandemie überhaupt ausgetragen werden soll. Mehrere Leistungsträger des deutschen Teams verzichteten auf eine Teilnahme aus Furcht vor einer Infektion. Aufgrund mehrerer Corona-Fälle im Kader haben Tschechien und die USA ihren Start abgesagt. Über die WM ohne Zuschauer, die Favoriten und was der Auswahl des Deutschen Handballbunds (DHB) beim Turnier zuzutrauen ist hat SZ-Redakteur Felix Gaber mit Experten aus der Region gesprochen.
Tim Rodloff,
Kapitän des Württembergligisten
HRW Laupheim,
sieht die Austragung der WM sehr kritisch. „Für die Handballfans ist es sicher gut, dass man mitfiebern kann. Ansonsten wäre es besser gewesen, dass die WM abgesagt worden wäre“, sagt der 32-Jährige. „Unter den vorherrschenden Bedingungen wäre das sinnvoller gewesen, allein schon aus Gesundheitsgründen. Ohne Zuschauer hat das Turnier auch einfach nicht das Flair einer WM.“Den Zuschauerausschluss findet Rodloff nichtsdestotrotz richtig, alles andere wäre wegen Corona unverantwortlich gewesen.
Die Absagen und verletzungsbedingten Ausfälle beim deutschen Team wiegen nach Ansicht des 32Jährigen schwer. „Dass Deutschland ins Viertelfinale kommt, traue ich der Mannschaft zu. Zu mehr wird es aber wohl nicht reichen“, sagt der HRW-Kapitän. Für ihn ist Norwegen mit Sander Sagosen der Titelfavorit. „Ich habe aber auch noch Dänemark, Frankreich und Spanien auf der Rechnung.“Welche Auswirkungen Corona auf die WM haben wird? „Es ist durchaus absolut möglich, dass es Corona-Fälle geben wird. Das hätte auch Auswirkungen auf die Topteams, je nachdem wen es erwischt“, so Rodloff. „Es bleibt natürlich zu hoffen, dass alles glatt geht und es keine Infektionen beim Turnier geben wird. Davon gab es ja im Vorfeld schon zu viele, siehe Tschechien und die USA, die gar nicht erst beim Turnier mitspielen können.“
Teammanager
Arno Uttenweiler,
TG Biberach,
des Landesligisten findet es für den Handballsport ungemein wichtig, dass die WM stattfindet. „Gerade auch jetzt, wo der Amateursport ruht, ist es gut, dass unser Sport in den Medien präsent ist, um nicht in Vergessenheit zu geraten“, sagt der 53-Jährige. Dass das Turnier ohne Zuschauer gespielt werde, sei eminent schade. Gerade der Handball lebe auch von den
Emotionen von den Rängen. „Es gab ein Hygienekonzept von Seiten des WM-Gastgebers Ägypten. Es ist schade, dass dieses nicht zum Einsatz kommt. Das hätte bei Spielern und Fans für mehr Emotionen gesorgt“, so Uttenweiler.
Die Absagen bei der deutschen Mannschaft tun laut dem TG-Teammanager weh. „Pekeler ist beispielsweise der beste
Abwehrspieler der Welt“, sagt der 53Jährige. Nach den Vorbereitungsspielen gegen Österreich sei er aber sehr optimistisch gestimmt. „Da wurde teilweise toller, schneller und attraktiver Handball gespielt. Im Kader stehen junge, hungrige Spieler, die für frischen Wind sorgen“, so Uttenweiler. „Das Viertelfinale ist für Deutschland drin. Danach muss man schauen, ob man beispielsweise von Verletzungen verschont geblieben ist.“Der TG-Teammanager tippt auf ein skandinavisches Finale zwischen Titelverteidiger Dänemark und Norwegen. „Das wird dann offen sein und die Tagesform wird entscheiden. Welche Rolle Corona für die WM spielen wird? „Ich hoffe keine, für uns alle Handballbegeisterten“, sagt Uttenweiler. „Sollte eine Mannschaft drei, vier Corona-Fälle haben wäre es Wettbewerbsverzerrung.“Dies wäre einfach nicht gut fürs Turnier.
„Ich finde es sehr gut, dass die WM trotz Corona stattfindet. Es ist sehr wichtig für unsere Sportart, um als Randsportart in den Medien präsent zu sein“, sagt
Trainer der in der Kreisliga A beheimateten „Ich freue mich sehr darüber, dass die
WM steigt, auch als Fan.“Deutschland kommt laut dem 39-Jährigen auf jeden Fall ins Viertelfinale.
„Und dann ist alles möglich. Es fehlen zwar wichtige Spieler wie
Pekeler, Wiencek oder Weinhold, trotzdem ist die Mannschaft noch stark genug besetzt, um ein gutes Turnier zu spielen“, so Kevilovski. „Ich vertraue vor allem den Qualitäten von Bundestrainer Alfred Gislason. Er ist ein sehr erfahrener Trainer und hat einen guten Kader zur Verfügung.“
Zum Favoritenkreis auf dem WMTitel zählt der SGM-Trainer Frankreich, Titelverteidiger Dänemark, Norwegen und Spanien. „Eine von diesen vier Mannschaften wird den Titel holen. Inwieweit Corona die WM beeinflussen wird? „Das bleibt abzuwarten“, sagt Kevilovski. „Dass keine Zuschauer dabei sein dürfen ist schade, war aber die richtige Entscheidung, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Alles andere wird man sehen.“
Ilija Kevilovski, SG Mettenberg.