Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Volle Tanks, niedrige Preise
Verband für Energiehandel Südwest Mitte rechnet mit geringerem Absatz von Heizöl und weiter günstigen Konditionen
FRANKFURT - Der Verband für Energiehandel Südwest Mitte (VEH) rechnet auch für dieses Jahr mit vergleichsweise niedrigen Preisen für Heizöl. In den kommenden Monaten werde der Preis für 100 Liter bei voraussichtlich 55 bis 60 Euro liegen. In den vergangenen Wochen waren die Preise für Heizenergie wieder gestiegen, nachdem sie im November einen neuen Tiefstand erreicht hatten. „Insgesamt aber gibt es Heizöl zu einem nach wie vor günstigen Preis“, sagte VEH-Geschäftsführer Hans-Jürgen Funke am Freitag in einer Online-Konferenz. Der VEH Südwest Mitte vertritt 400 Energiehändler in Hessen, Rheinland-Pfalz, im Saarland, in Baden-Württemberg und Thüringen.
Im Zuge der Corona-Pandemie waren die Energiepreise grundsätzlich stark unter Druck geraten. Denn durch die wirtschaftlichen Einschränkungen weltweit hat die
Nachfrage nach Rohöl an den Weltmärkten stark nachgelassen. Lag der Preis für eine Bestellung von 3000 Liter Heizöl Anfang 2020 noch bei 68 Cent pro Liter, waren es beim Tief im
November nur noch 38 Cent. Darüber konnten sich Hausbesitzer freuen, wenn sie ihren Tank im Keller neu füllen ließen. Und das taten sie auch: So wurden nach Angaben des
VEH im ersten Halbjahr rund 25 Prozent mehr Öl für Heizanlagen bestellt als im Vorjahreszeitraum 2019. „Im Frühjahr kam es zu Lieferfristen von bis zu zwölf Wochen“, sagte der Vorsitzende des VEH Thomas Rundel. Rundel betreibt selbst einen Mineralölhandel in Singen.
Durch die niedrigen Preise und damit verbunden die hohe Nachfrage stieg der Absatz im Energiehandel ziemlich deutlich: Laut VEH dürfte der Absatz der Branche im vergangenen Jahr insgesamt um rund fünf Prozent zugelegt haben.
Mittlerweile haben sich die Preise wieder weitgehend normalisiert und liegen zu Jahresbeginn wieder bei 60 bis 65 Euro pro 100 Liter. Das kann variieren je nach Region und Bestellmenge. Allerdings hätten die meisten Kunden ihre Tanks bereits vor dem Winter gefüllt – und damit auch noch von den Niedrigpreisen im Zuge der Krise profitiert.
Ein Grund für die wieder anziehenden Preise in den vergangenen
Wochen ist die seit 1. Januar geltende Kohlendioxid-Abgabe von 25 Euro pro Tonne ausgestoßenem Kohlendioxid auch für Heizöl und Erdgas. Durch die Abgabe soll der Einsatz dieser fossilen Energieträger beim Heizen zurückgehen. Nach wie vor heizen laut jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden rund drei Viertel aller Privathaushalte in Deutschland mit Öl oder Gas, allerdings ist der Trend rückläufig.
Der seit Jahresbeginn geltende Preis für Kohlendioxid-Emissionen in den Bereichen Wärme und Verkehr wirkt sich auf die Branche der Energiehändler aus, weil Öl- und Gashändler entsprechende Emissionsrechte erwerben müssen. Diese Kosten werden dann auch in den Energiepreis eingerechnet und schlagen sich in der Ölrechnung der Verbraucher nieder. Der Kohlendioxid-Preis wiederum ist Teil des Klimaschutzprogramms der Bundesregierung und soll in den nächsten Jahren schrittweise ansteigen.