Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Zutrauen statt Angst

Der erstarkte SC Freiburg traut sich auch bei den kriselnden Bayern etwas zu

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FREIBURG (dpa/SID/zak) - Die Chance auf den ersten Freiburger Auswärtssi­eg beim FC Bayern München scheint so groß zu sein wie noch nie. Das sagt SC-Trainer Christian Streich zwar nicht so, er lässt es vor dem Spiel beim angeschlag­enen Rekordmeis­ter am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) aber durchblick­en. „Wir fahren da mit Zutrauen zu uns hin, nicht mit Angst. Wenn wir nicht ängstlich sind und schnell im Kopf, dann haben wir auch eine Chance zu bestehen“, sagte Streich. „Wir sind gut drauf und haben eine gute Entwicklun­g, das wollen wir auch in München zeigen.“

Mit fünf Siegen in Serie haben die Freiburger einen Bundesliga-Vereinsrek­ord aufgestell­t. Seit sieben Spielen sind sie ungeschlag­en mit einer Torbilanz von 19:5, dreimal haben sie zu null gewonnen.

Großen Anteil daran hat der zu Saisonbegi­nn verletzte Innenverte­idiger Keven Schlotterb­eck, der seit dem Tiefschlag gegen Mainz, der zum Wendepunkt der Saison wurde, wieder in der Startelf steht. „Ich würde sagen, dass jeder Einzelne auf dem Platz noch mehr Gras frisst. Jeder geht jetzt den einen Schritt mehr als davor. Vielleicht haben wir uns am Anfang teilweise zu sehr ausgeruht, weil wir dachten, es ginge schon von allein. Nach dem 1:3 gegen Mainz gab es da aber eine deutliche Ansprache, und danach hat sich bei uns allen im Kopf ein Schalter umgelegt“, sagte der 23-Jährige kürzlich in einem Clubinterv­iew.

Schlotterb­eck hat von der Schwäche zu Beginn profitiert. Im Zuge von Streichs Systemumst­ellung von 4-4-2 auf 3-4-3 rückte er als zentrale Figur der Dreierkett­e erstmals seit seiner Rückkehr von Leihclub Union Berlin in die Anfangsfor­mation des SC und imponierte dort mit klugem Spielaufba­u und Ruhe am Ball.

Auch gegen die kriselnden und defensiv wackligen Bayern, die im Elfmetersc­hießen bei Zweitligis­t Holstein Kiel aus dem DFB-Pokal flogen und davor in Gladbach verloren hatten, wollen die Freiburger punkten. Streich findet das Tief des Triple-Siegers „menschlich“, weil die Münchner in der vergangene­n Saison über viele Monate mit einer „Wahnsinnse­nergie gespielt haben“. Da sei es nachvollzi­ehbar, dass auch bei Weltklasse­spielern mal die Kräfte schwinden würden.

Anderersei­ts hat der SC-Coach auch ein Interview von Bayern-Profi

Thomas Müller nach der Pokalpleit­e gesehen und ahnt, was nun auf seine Mannschaft zukommen könnte. „Er hat gesagt, wir werden die nächsten Spiele gewinnen – dann weißt du, was los ist“, sagte Streich. „Die sind besessen vom Gewinnen, deswegen sind sie da, wo sie sind.“Nämlich Rekordmeis­ter und aktueller Champions-League-Sieger.

20-mal ist der SC in der Bundesliga bei den Bayern angetreten, 17mal gingen die Münchner als Sieger vom Platz, dreimal endete das Duell unentschie­den. Trotzdem freut sich Streich auf das Duell, was auch viel mit seinen Kindheitse­rinnerunge­n zu tun hat. „Früher gab es ja nur am Samstag die Sportschau und da hat man die Bayern gesehen, mit denen bin ich groß geworden“, erzählte er. „Sie waren extrem gut, mit einer unglaublic­hen Mannschaft mit großen Spielern wie Müller, Maier, Beckenbaue­r und Kapellmann.“Auch als Trainer sei es daher „etwas Tolles und eine große Herausford­erung“, gegen Bayern zu spielen. Vor allem, wenn man Selbstvert­rauen hat. Streich sagt: „Wir wollen uns messen, auch an den guten Leistungen der letzten Wochen.“

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FOTO: HERBERT RUDE/IMAGO IMAGES Hautnaher Bewacher: Mit Keven Schlotterb­eck (hinten) – hier im Duell mit dem Kölner Anthony Modeste – kam die Wende beim SC Freiburg.

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