Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Seniorin bangt weiter um Impfung
Ingerkingerin bekommt keinen zweiten Termin – Behörden offenbar ratlos
INGERKINGEN - Der Fall von Manuela Christ nimmt weiter absurde Züge an: Die Ingerkingerin wollte für ihre 81-jährige Mutter einen zweiten Corona-Impftermin vereinbaren. Doch weiterhelfen konnten ihr bislang weder das Sozialministerium noch die Mitarbeiter der CoronaHotline.
Kurz glaubte Manuela Christ, sie sei einer Lösung auf der Spur. Als sie mit einem Mitarbeiter des badenwürttembergischen Sozialministeriums sprechen konnte, hoffte sie auf eine rasche Aufklärung. Zuletzt hatte das Ministerium auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“erklärt, von der Panne seien nicht nur Impfpatienten in Ulm, sondern offenbar überall in Deutschland betroffen. Als Grund wurde ein technisches Problem auf der Anmeldeplattform des Betreibers des Bundes, der Firma KV Digital, genannt.
Nun aber hat der Mitarbeiter des Ministeriums Manuela Christ erneut an die Corona-Hotline verwiesen. „Ich kann nichts ändern, die Terminvergaben gehen nur über die Hotline“, habe er gesagt. Dort aber hieß es: Momentan gebe es definitiv keine Termine. Christs Mutter hat bereits eine erste Impfung erhalten, der Login-Code für den zweiten Termin funktionierte allerdings nicht. Seitdem kämpft Christ für ihre Mutter um einen weiteren Impftermin und bekommt dabei einen Eindruck von dem „Chaos“rund um die Impfterminvergaben. Ein Mitarbeiter habe ihr erzählt, er arbeite seit sechs Wochen bei der Hotline, habe in dieser Zeit allerdings nur 25 Termine vergeben können.
„Wir machen das, was die Politik von uns verlangt, damit die Pandemie endlich ein Ende hat. Und dann wird es uns unmöglich gemacht, uns zu impfen“, sagt Christ. Sie kritisiert vor allem die Information der Bürger und fordert: „Wie bei einer Wahl sollte jeder Bürger die Impfunterlagen per Post nach Hause geschickt bekommen.“Wenn dies bei Wahlunterlagen
mit dem Datenschutz vereinbar sei, müsse es doch auch bei einer Pandemie gehen.
Momentan sehe sie nur eine Lösung: Immer wieder neu bei der Hotline anzurufen. Unklar ist indes auch, ob die Terminvergabe an einem technischem Problem scheitert oder an der Tatsache, dass nicht ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht.
Die „Schwäbische Zeitung“hat inzwischen erneut das Sozialministerium sowie die Firma KV Digital um eine Stellungnahme zu dem Fall gebeten. Die Antworten stehen noch aus. Und Manuela Christ hat sich bereits überlegt, wie sie im schlimmsten Fall reagieren würde: Wenn sie nicht rechtzeitig einen zweiten Termin bekommen, könnte sich ihre Mutter mit einem Lammfell auf einen Stuhl vor das Impfzentrum setzen und mit einem Schild in der Hand gegen die Situation demonstrieren. Dieser Vorschlag, betont Christ, sei natürlich nicht ganz ernst gemeint. Aber sie rechne inzwischen mit allem.