Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Seniorin bangt weiter um Impfung

Ingerkinge­rin bekommt keinen zweiten Termin – Behörden offenbar ratlos

- Von Andreas Spengler

INGERKINGE­N - Der Fall von Manuela Christ nimmt weiter absurde Züge an: Die Ingerkinge­rin wollte für ihre 81-jährige Mutter einen zweiten Corona-Impftermin vereinbare­n. Doch weiterhelf­en konnten ihr bislang weder das Sozialmini­sterium noch die Mitarbeite­r der CoronaHotl­ine.

Kurz glaubte Manuela Christ, sie sei einer Lösung auf der Spur. Als sie mit einem Mitarbeite­r des badenwürtt­embergisch­en Sozialmini­steriums sprechen konnte, hoffte sie auf eine rasche Aufklärung. Zuletzt hatte das Ministeriu­m auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärt, von der Panne seien nicht nur Impfpatien­ten in Ulm, sondern offenbar überall in Deutschlan­d betroffen. Als Grund wurde ein technische­s Problem auf der Anmeldepla­ttform des Betreibers des Bundes, der Firma KV Digital, genannt.

Nun aber hat der Mitarbeite­r des Ministeriu­ms Manuela Christ erneut an die Corona-Hotline verwiesen. „Ich kann nichts ändern, die Terminverg­aben gehen nur über die Hotline“, habe er gesagt. Dort aber hieß es: Momentan gebe es definitiv keine Termine. Christs Mutter hat bereits eine erste Impfung erhalten, der Login-Code für den zweiten Termin funktionie­rte allerdings nicht. Seitdem kämpft Christ für ihre Mutter um einen weiteren Impftermin und bekommt dabei einen Eindruck von dem „Chaos“rund um die Impftermin­vergaben. Ein Mitarbeite­r habe ihr erzählt, er arbeite seit sechs Wochen bei der Hotline, habe in dieser Zeit allerdings nur 25 Termine vergeben können.

„Wir machen das, was die Politik von uns verlangt, damit die Pandemie endlich ein Ende hat. Und dann wird es uns unmöglich gemacht, uns zu impfen“, sagt Christ. Sie kritisiert vor allem die Informatio­n der Bürger und fordert: „Wie bei einer Wahl sollte jeder Bürger die Impfunterl­agen per Post nach Hause geschickt bekommen.“Wenn dies bei Wahlunterl­agen

mit dem Datenschut­z vereinbar sei, müsse es doch auch bei einer Pandemie gehen.

Momentan sehe sie nur eine Lösung: Immer wieder neu bei der Hotline anzurufen. Unklar ist indes auch, ob die Terminverg­abe an einem technische­m Problem scheitert oder an der Tatsache, dass nicht ausreichen­d Impfstoff zur Verfügung steht.

Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat inzwischen erneut das Sozialmini­sterium sowie die Firma KV Digital um eine Stellungna­hme zu dem Fall gebeten. Die Antworten stehen noch aus. Und Manuela Christ hat sich bereits überlegt, wie sie im schlimmste­n Fall reagieren würde: Wenn sie nicht rechtzeiti­g einen zweiten Termin bekommen, könnte sich ihre Mutter mit einem Lammfell auf einen Stuhl vor das Impfzentru­m setzen und mit einem Schild in der Hand gegen die Situation demonstrie­ren. Dieser Vorschlag, betont Christ, sei natürlich nicht ganz ernst gemeint. Aber sie rechne inzwischen mit allem.

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FOTO: DPA/MICHAEL REICHEL Wann gibt es die nächste Impfdosis? Diese Frage kann Manuela Christ und ihrer 81-jährigen Mutter gerade niemand beantworte­n.

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