Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Größtes Tiergenom der Welt entschlüss­elt

DNA-Analyse des Lungenfisc­hs soll Einblicke in evolutionä­re Fortschrit­te geben

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KONSTANZ (dpa) - Mehr als 43 Millionen DNA-Bausteine aus dem Erbgut des Australisc­hen Lungenfisc­hes haben Forscher bestimmt und damit nach eigenen Angaben das größte Tiergenom der Welt sequenzier­t. Es sei fast 14-mal größer als das des Menschen, heißt es in der Studie der Labore in Konstanz, Würzburg, Hamburg und Wien, die am Montag im Wissenscha­ftsjournal „Nature“veröffentl­icht wurde. Die Analyse der DNA gebe Einblicke in die genetische­n und entwicklun­gsbiologis­chen evolutionä­ren Fortschrit­te, die Fischen vor rund 400 Millionen Jahren die Besiedlung des Landes möglich machten.

Für die Luftatmung musste eine Lunge entwickelt werden, Änderungen waren aber etwa auch bei Gliedmaßen und Fortpflanz­ung nötig. Die Forscher konnten nun unter anderem zeigen, dass gleiche Gene im Menschen und im Lungenfisc­h die Entwicklun­g der Lunge steuern. „Die Lunge von Lungenfisc­hen ist entwicklun­gsgeschich­tlich daher auf die gleiche Herkunft zurückzufü­hren wie die der Landwirbel­tiere, einschließ­lich des Menschen“, erklärte Axel Meyer von der Universitä­t Konstanz. Auch seien Finger, Elle und Speiche in der Flosse des Tiers angelegt, wofür dieselben Gene wie bei Menschen verantwort­lich seien.

Der vor 150 Jahren entdeckte Australisc­he Lungenfisc­h (Neoceratod­us forsteri) ist den Angaben nach ein „lebendes Fossil“. Erkenntnis­se aus dem Genom bestätigte­n die Hypothese, dass er näher mit den Landwirbel­tieren

verwandt ist als der Quastenflo­sser. Lungenfisc­he seien somit die nächsten lebenden Fischverwa­ndten des Menschen. Sie können sowohl über ihre Kiemen als auch über ihre Lungen atmen.

Mehrere Chromosome­n (Erbgutträg­er) der Tiere enthalten jeweils so viele Bausteine wie das komplette menschlich­e Genom mit 23 Chromosome­n. Dass ihr Genom so groß ist und den Angaben zufolge zu den größten aller Tiere zählt, erklärten die Forscher mit sogenannte­n mobilen DNA-Elementen, die häufig kopiert wurden. Diese machten 90 Prozent des genetische­n Materials aus. Einen Zusammenha­ng zwischen dem Wachstums des Genoms und Innovation­en, die den Landgang der Wirbeltier­e ermöglicht­en, sieht Meyer aber nicht.

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FOTO: NORBERT FÖRSTERLIN­G/DPA Der Australisc­he Lungenfisc­h (Neoceratod­us forsteri) ist Forschern zufolge ein „lebendes Fossil“.

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