Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Lockdown wirkt sich auf Arbeit der Feuerwehr aus
Weniger Einsätze – doch gemeinsame Übungen und Zusammenkünfte fehlen den Kameraden
LAUPHEIM - Viele Menschen im Homeoffice, weniger Autos auf den Straßen, Ausgangssperre: Das wirkt sich auch auf die Arbeit der Feuerwehr aus. Die SZ hat sich mit Andreas Bochtler, dem Kommandanten der Laupheimer Wehr, darüber unterhalten.
In einem „normalen“Jahr verzeichnet die Laupheimer Feuerwehr mehr als 300 Einsätze. „2020 waren es nur rund 260“, erläutert Andreas Bochtler. Dazu haben die Lockdowns im Frühjahr und auch jetzt wieder einen Großteil beigetragen. „Vor allem beim ersten Mal haben wir festgestellt, dass es deutlich weniger Verkehr auf den Straßen gab.“
Weniger Verkehr, das bedeutet eben auch: weniger Unfälle. So stellt sich die Situation auch aktuell dar: „Normalerweise haben wir alle eineinhalb Tage einen Einsatz, jetzt vergehen durchschnittlich ungefähr fünf Tage von einem Einsatz zum nächsten“, sagt der Feuerwehrkommandant mit Blick auf den Einsatzticker, auf dem die Ereignisse seit dem 18. Dezember vermerkt sind.
Vor allem nachts ist es wesentlich ruhiger als sonst. „Da hatten wir in diesem Zeitraum lediglich drei Einsätze“, weiß Bochtler. Zwei Brandmeldeanlagen, einmal Rauch im Gebäude – das war’s.
Und auch tagsüber sieht es gut aus in Laupheim und drum herum. „Was die Schneefälle angeht, hatte Laupheim auch Glück. Es hat zunächst geregnet, deshalb war die Schneedecke nicht so hoch wie anderswo.“Und auch, wenn der Verkehr im Vergleich zum ersten Lockdown im Frühjahr wieder mehr geworden sei: Es sind eben doch viele Pendler augenblicklich im Homeoffice. Das bedeutet Entspannung auf den Straßen.
Im Advent und zur Weihnachtszeit häufen sich oftmals die Meldungen über Zimmerbrände durch vergessene Kerzen und Ähnliches. Dieses Mal ist das zumindest in Laupheim anders: Keinen einzigen derartigen Einsatz verzeichnete die Feuerwehr in diesem Zeitraum. Woran das liegt, weiß Bochtler natürlich nicht, hält es aber durchaus für möglich, dass auch dies eine – angenehme – Folge der Corona-Pandemie ist: „Die Leute sind mehr daheim und haben die Situation so besser im Blick.“
Insgesamt geht es bei der Feuerwehr Laupheim momentan also eher entspannt zu. „Natürlich ist es grundsätzlich gut, wenn wir nicht so oft raus müssen“, sagt Andreas Bochtler. Er versichert aber: „Meine Leute sind hochmotiviert und stehen jederzeit bereit, wenn ein Einsatz kommt.“Doch vielen Kameraden würden die coronabedingt ausfallenden gemeinsamen Übungen und Zusammenkünfte fehlen. „Das ist eine andere Art der Belastung.“
Ein Vorteil der Situation sei jedoch: „Weniger Einsätze bedeuten zugleich ein geringeres Infektionsrisiko“, so der Kommandant. „Aktuell haben wir keinen gemeldeten Corona-Fall
bei der Feuerwehr.“Überhaupt sei die Truppe bislang in dieser Hinsicht ganz gut weggekommen, auch wenn es immer wieder Kameraden in Quarantäne oder vereinzelt auch Infizierte gab. „Die Feuerwehr ist eben auch ein Spiegel der Gesellschaft“, gibt Bochtler zu bedenken. Für einen größeren Corona-Ausbruch sei die Wehr aber gewappnet: „Ich habe immer die Übersicht über die Lage, und auch der Feuerwehrarzt ist in die Planung involviert.“Sollte es zu einem erhöhten Infektionsgeschehen unter den Feuerwehr-Kameraden kommen, könne so dennoch jederzeit die Einsatzbereitschaft der Wehr gewährleistet werden.
Natürlich freut sich auch Andreas Bochtler auf die Zeit, in der die Pandemie ihren Platz nicht mehr im Alltag, sondern nur noch im Gedächtnis und den Geschichtsbüchern der Menschen findet. Auch, weil der Anblick leergefegter Straßen nach 20 Uhr „gespenstig“sei. „Unser Städtle lebt ja normalerweise bei Tag und bei Nacht, und das ist auch gut so“, sagt er. Bis es soweit ist, wünscht er sich und seinen Mitmenschen vor allem eins: Gelassenheit. „Denn es bringt ja nichts, wenn man für Unruhe sorgt.“