Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Helfen bringt Freude“: 24 500 Euro fließen in die lokalen Hilfsprojekte
Mit den Spenden können wichtige Vorhaben angegangen werden – Wie die Empfänger das Geld einsetzen wollen
LAUPHEIM/SCHWENDI/MIETINGEN - Ein herausragendes Ergebnis hat die SZ-Weihnachtsspendenaktion „Helfen bringt Freude“gebracht: 953 833,89 Euro haben die Leserinnen und Leser der „Schwäbischen Zeitung“gespendet – eine Rekordsumme. Somit stehen für jedes der 94 lokal getragenen Projekte 4900 Euro zur Verfügung. Diese Nachricht hat bei den handelnden Personen der fünf Projekte im Verbreitungsgebiet der SZ Laupheim am Montag für eitel Freude gesorgt.
Hellauf begeistert sind Uta und Dankwart Kölle. Die Eheleute aus Schwendi, beide Mediziner, betreuen das Pushpa Home in Kalkutta, ein Hospital für tuberkulosekranke Kinder, das sie maßgeblich initiiert haben und über den Verein „Projekt 36 – Kalkutta-Hilfe“als Partnerprojekt der German Doctors mit Spenden finanzieren. Das Geld aus der Aktion „Helfen bringt Freude 2020“soll in eine bessere Wasserversorgung des Krankenhauses investiert werden. Es soll an das öffentliche Netz angeschlossen und so unabhängiger vom eigenen Tiefbrunnen werden. Außerdem möchten Kölles die Öfen in der Küche durch Induktionskochstellen ersetzen. Die Öfen werden, wenn die Gasversorgung stockt, auch im Pushpa Home mit Kerosin betrieben, eine in Indien verbreitete unfallträchtige Feuerungsart. Strom für die Induktionskochstellen liefert die 2020 in Betrieb genommene hauseigene Photovoltaikanlage, auch sie in Teilen über „Helfen bringt Freude“finanziert.
Groß ist die Freude über die neuerliche Unterstützung auch deshalb, weil sie zusätzlichen Spielraum schafft, in Notfällen spontan zu handeln. So wie Ende Dezember, als sich der Zustand eines zwölfjährigen Mädchens, mit Wirbelsäulen-Tb im Pushpa Home aufgenommen, akut verschlechterte und eine Querschnittslähmung drohte. Nur eine Operation konnte helfen, und Tobias Vogt, Langzeitarzt der German Doctors in Kalkutta, tat einen Neurochirurgen
auf, der den komplizierten Eingriff vornahm. Die Kosten tragen je zur Hälfte der Verein „Projekt 36“und die Hilfsorganisation Pro Interplast in Seligenstadt. (ry)
Die Aktion „Helfen bringt Freude“unterstützt auch die Arbeit der Steyler Missionsschwestern für Flüchtlinge, die in Griechenland gestrandet sind. „Wir sind überwältigt von der großherzigen Spendenbereitschaft und bedanken uns bei allen Spenderinnen und Spendern sehr“, schreibt Schwester Anna-Maria Kofler, Leiterin der deutschen Provinz, den Leserinnen und Lesern der SZ. Ihre Mitschwestern in Athen versuchten weiterhin, trotz aller Corona-Einschränkungen, regelmäßig zu den Flüchtlingen auf den Viktoria-Platz zu gehen, um ihnen zu helfen. „Die Schwestern malen und basteln mit den Kindern und wir sind überzeugt, dass gerade das Malen auch eine therapeutische Wirkung für die Kleinen haben kann. Mit den Farben können die Kinder ihre Gefühle und Träume ausdrücken. Unsere selbstgenähten Puppen sind oft das einzige Spielzeug, das die Kinder haben. Es fehlt an allen elementaren Dingen und deswegen ist es so wichtig, dass wir weiterhin zu ihnen kommen dürfen. So können wir den Kindern und damit auch den Eltern ein Stück Halt geben.“
Eine der Schwestern, über die die SZ in diesem Zusammenhang berichtet hat, ist Christine Müller (38), aufgewachsen in Alttann. Sie hat Athen inzwischen verlassen und bereitet sich jetzt in Rom auf die ewige Profess vor. (ry)
„Oh Gott“, bricht es ganz spontan aus Mietingens Pfarrer Johnson Kalathinkal heraus, als er erfährt, dass dem von ihm ins Leben gerufenen Mädchenheim 4900 Euro zugute kommen. „Das ist für mich und das Mädchenheim eine riesige Summe.“Die großherzige Spendenbereitschaft überrasche ihn, da doch viele hierzulande gerade jetzt mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Er freut sich, dass die Menschen trotz allem an die Ärmsten in der Welt wie in Indien denken. „Das Gebot der Nächstenliebe hat nicht seine Bedeutung verloren, es ist und bleibt das wichtigste Gebot Jesu.“
Mit dem Geld sei die Existenz des Mädchenheims in seiner indischen Heimat für die nächsten Monate gesichert und damit der Schulbesuch von Kindern aus mittellosen Familien, sagt Kalathinkal. „Ich bedanke mich im Namen der Mädchen für die großherzige Spende“, betont der Seelsorger. „Ich sage von Herzen: Vergelt’s Gott.“Ausdrücklich dankt er der „Schwäbischen Zeitung“für die jährliche Aktion „Helfen bringt Freude“. (fli)
Auch in Uganda ist das Geld aus der SZ-Aktion hochwillkommen, denn die Schule von Pfarrer Thomas Barungi in Kakumiro wurde 2020 vor große Herausforderungen gestellt – nicht nur durch Corona. Nachdem der ugandische Staat einen Teil des Schulgrundstücks für den Bau einer Straße enteignet und das darauf befindliche Schlafgebäude der Kinder sowie einen großen Wassertank abgerissen hat, muss nun ein Ersatz errichtet werden. Da die Entschädigungszahlung des Staats hierfür nicht reicht, sind Spenden für dieses Projekt willkommen. Außerdem möchte Pfarrer Barungi eine Krankenstube einrichten, und es sollen weitere Bäume gepflanzt werden. (bbr)
„Das ist ja ein phantastisches Ergebnis, das uns wirklich sehr hilft“, freut sich Roman Engelhart, Leiter der Sammelzentrale der „Aktion Hoffnung“in Laupheim, angesichts der Spendensumme. „Die Weihnachtsaktion der ,Schwäbischen Zeitung’ ist ein Segen für unsere Arbeit, und wir wollen jeder einzelnen Spenderin und jedem Spender für die Unterstützung sehr herzlich danken.“
Da die beiden Einzelhandelsläden der „Aktion Hoffnung“aufgrund der Corona-Verordnung seit Mitte Dezember wieder geschlossen sind, fehlen die hier generierten Einnahmen und damit ein sechsstelliger Betrag zur Finanzierung der Hilfsgüterlieferungen. „Wir mussten deshalb viele der für das Jahr 2020 geplanten Versendungen auf das Jahr 2021 verschieben“, so Engelhart.
Das Geld aus der SZ-Weihnachtsaktion soll für einen Hilfsgütercontainer in die Diözese Quilmez im Großraum Buenos Aires in Argentinien verwendet werden. „Unser langjähriger Partner ist dort Victor Hirch, ein aus Österreich stammender Benediktinerpater, der mit seinem Verein ,Una Mano que Ayuda’ (Eine Hand, die hilft) und zusammen mit der Schwesternkongregation des Heiligen St. Josef aus Cuneo mehrere Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen für vernachlässigte und drogenabhängige Straßenkinder betreibt“, sagt Engelhart. Die Hilfsgüter können voraussichtlich erst Mitte des Jahres losgeschickt werden, weil aktuell nur wenig Ware am Lager der Sammelzentrale ist. „Wegen der Corona-Beschränkungen konnten wir mehrere Monate kaum sortieren und bündeln“, bedauert Engelhart. (bbr)