Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Diskoschorle“an der virtuellen Bar
Das Roxy liefert Musik, Talk und Show für seine Gäste via Internet wöchentlich frei Haus
ULM - Auch im Ulmer Roxy ist es in den vergangenen Monaten wegen der Coronamaßnahmen still geworden. Jetzt haben sich die Macher des Kulturzentrums mit einer „Lockdown Bar“gegen die triste Ruhe gestemmt. Dafür wurde die Roxy-Halle in ein Fernsehstudio umgebaut.
Via Internet hatten damit Nachtschwärmer die Möglichkeit, vom heimischen Sofa aus einen gemütlichen Abend an der virtuellen Bar zu erleben. Chefbarkeeper Michl Brenner gab die professionellen Tipps etwa für die „Diskoschorle“. Als schlagfertige Gastgeberin führte Ariane Müller durch den Stream. Als eine Hälfte des Comedianduos Suchtpotential ist die Musikerin dem Roxy-Publikum seit vielen Jahren bekannt.
Zur Premiere der „Lockdown Bar“zeigte sich Müller entspannt, wie sie sagte: „Das ist ein Experiment, bei dem kaum etwas schiefgehen kann.“Als Konzept für den Abend hatte sie einen einfachen und gleichzeitig sicheren Leitfaden: „Ich bin mir sicher, dass das, was mich interessiert, auch das Publikum vor den Bildschirmen interessiert.“
Als Gesprächspartner für das neue Streamingprojekt holte Müller den Gastwirt Mario Schneider vor die Kamera. Als Chef des Theatro Ulm war der Klubbetreiber seit mehr als zehn Jahren auf Erfolgskurs. Meist füllte sich am Wochenende der Saal an der Hirschstraße mit den zahlreichen Stammgästen, und musikalische Größen wie die ManfredMann-Band standen hier regelmäßig auf der Bühne. An den letzten regulären Betrieb vor Corona erinnert sich Schneider noch genau, wie er sagt: „Es war ausgerechnet ein Freitag der 13., als sich die ersten Schatten der Pandemie zeigten. Wir hatten zwar geöffnet – doch wollten aus Sicherheitsgründen keinen Gast hereinlassen.“Damals sei er davon ausgegangen, dass diese Katastrophe in den folgenden Wochen wieder vorbei sei.
Mangels Perspektiven hat der Gastwirt jedoch seinen Betrieb aktuell geändert, wie er erzählt. Wo einst Drinks über die Theke gereicht wurden, finden nun Coronatests statt. Wehmut will sich deshalb jedoch nicht bei Schneider einstellen, wie er sagt. „Ich habe mich weiterentwickelt, weil ich mich durch den Lockdown mit neuen Themen beschäftige.“Für die Zukunft bleibt Schneider optimistisch: „Ich glaube daran, dass noch in diesem Jahr der Klub wieder öffnet, wenn alle Risikogruppen geimpft wurden.“
Als musikalische Gäste stand das Stuttgarter Pop-Rock-Duo Kanda auf der Bühne. Seit etwa zwei Jahren haben sich die Sängerin Katrin Medde und der Schlagzeuger Alex Menichini als Band zusammengetan. „Seitdem sind wir trotz Corona immer in Bewegung“, erzählt Menichini und meint damit die zahlreichen Auftritte im Radio und auf Youtube, während seine Partnerin ergänzt, dass der vergangenen Sommer besonders durch kleine aber umso schönere Konzerte geprägt gewesen sei. Beide räumen ein, dass ihnen dennoch die direkte Rückmeldung ihres Live-Publikums fehle.
Zumindest an diesem Abend gab es zahlreiche positive Kommentare der rund 300 Zuschauer. Die Mischung aus Talk und Musik soll derweil keine Einzelveranstaltung bleiben: Die Lockdown Bar öffnet in den kommenden Wochen regelmäßig am Samstag um 20.30 Uhr ihre virtuellen Türen.