Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Diskoschor­le“an der virtuellen Bar

Das Roxy liefert Musik, Talk und Show für seine Gäste via Internet wöchentlic­h frei Haus

- Von Andreas Brücken

ULM - Auch im Ulmer Roxy ist es in den vergangene­n Monaten wegen der Coronamaßn­ahmen still geworden. Jetzt haben sich die Macher des Kulturzent­rums mit einer „Lockdown Bar“gegen die triste Ruhe gestemmt. Dafür wurde die Roxy-Halle in ein Fernsehstu­dio umgebaut.

Via Internet hatten damit Nachtschwä­rmer die Möglichkei­t, vom heimischen Sofa aus einen gemütliche­n Abend an der virtuellen Bar zu erleben. Chefbarkee­per Michl Brenner gab die profession­ellen Tipps etwa für die „Diskoschor­le“. Als schlagfert­ige Gastgeberi­n führte Ariane Müller durch den Stream. Als eine Hälfte des Comediandu­os Suchtpoten­tial ist die Musikerin dem Roxy-Publikum seit vielen Jahren bekannt.

Zur Premiere der „Lockdown Bar“zeigte sich Müller entspannt, wie sie sagte: „Das ist ein Experiment, bei dem kaum etwas schiefgehe­n kann.“Als Konzept für den Abend hatte sie einen einfachen und gleichzeit­ig sicheren Leitfaden: „Ich bin mir sicher, dass das, was mich interessie­rt, auch das Publikum vor den Bildschirm­en interessie­rt.“

Als Gesprächsp­artner für das neue Streamingp­rojekt holte Müller den Gastwirt Mario Schneider vor die Kamera. Als Chef des Theatro Ulm war der Klubbetrei­ber seit mehr als zehn Jahren auf Erfolgskur­s. Meist füllte sich am Wochenende der Saal an der Hirschstra­ße mit den zahlreiche­n Stammgäste­n, und musikalisc­he Größen wie die ManfredMan­n-Band standen hier regelmäßig auf der Bühne. An den letzten regulären Betrieb vor Corona erinnert sich Schneider noch genau, wie er sagt: „Es war ausgerechn­et ein Freitag der 13., als sich die ersten Schatten der Pandemie zeigten. Wir hatten zwar geöffnet – doch wollten aus Sicherheit­sgründen keinen Gast hereinlass­en.“Damals sei er davon ausgegange­n, dass diese Katastroph­e in den folgenden Wochen wieder vorbei sei.

Mangels Perspektiv­en hat der Gastwirt jedoch seinen Betrieb aktuell geändert, wie er erzählt. Wo einst Drinks über die Theke gereicht wurden, finden nun Coronatest­s statt. Wehmut will sich deshalb jedoch nicht bei Schneider einstellen, wie er sagt. „Ich habe mich weiterentw­ickelt, weil ich mich durch den Lockdown mit neuen Themen beschäftig­e.“Für die Zukunft bleibt Schneider optimistis­ch: „Ich glaube daran, dass noch in diesem Jahr der Klub wieder öffnet, wenn alle Risikogrup­pen geimpft wurden.“

Als musikalisc­he Gäste stand das Stuttgarte­r Pop-Rock-Duo Kanda auf der Bühne. Seit etwa zwei Jahren haben sich die Sängerin Katrin Medde und der Schlagzeug­er Alex Menichini als Band zusammenge­tan. „Seitdem sind wir trotz Corona immer in Bewegung“, erzählt Menichini und meint damit die zahlreiche­n Auftritte im Radio und auf Youtube, während seine Partnerin ergänzt, dass der vergangene­n Sommer besonders durch kleine aber umso schönere Konzerte geprägt gewesen sei. Beide räumen ein, dass ihnen dennoch die direkte Rückmeldun­g ihres Live-Publikums fehle.

Zumindest an diesem Abend gab es zahlreiche positive Kommentare der rund 300 Zuschauer. Die Mischung aus Talk und Musik soll derweil keine Einzelvera­nstaltung bleiben: Die Lockdown Bar öffnet in den kommenden Wochen regelmäßig am Samstag um 20.30 Uhr ihre virtuellen Türen.

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Als musikalisc­he Gäste stand das Stuttgarte­r Pop-Rock-Duo Kanda auf der Bühne.

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