Schwäbische Zeitung (Laupheim)
In Gedanken an Berlin zum Derby
Volleyball-Bundesliga: VfB Friedrichshafen gastiert am Donnerstag bei den Bisons Bühl
FRIEDRICHSHAFEN - „Da schmeiße ich ihn nachher gleich aus dem Training“, drohte Trainer Michael Warm am Mittwochnachmittag an. Gemeint war damit Zuspieler Dejan Vincic, der sich aber nie ernsthafte Sorgen machen musste. Das Lachen von Warm verriet: Er scherzte. Der Coach des Volleyball-Bundesligisten VfB Friedrichshafen hat kein Problem mit einem Eingeständnis, das der Slowene in den eigenen Vereinsmedien gegenüber Teammanager und Pressesprecher Matthias Liebhardt machte. „Ich würde lügen, wenn ich jetzt sage, dass ich nicht das Spiel in einer Woche im Hinterkopf habe“, sagte Vincic in dem vom VfB geführten Interview und gab somit zu verstehen, sich nicht nur auf die nächste Partie bei den Volleyball Bisons Bühl (Donnerstag, 19 Uhr) zu konzentrieren.
Somit weicht Vincic von der im Sport sonst häufig benutzten und oft unglaubwürdigen Floskel „Wir denken nur von Spiel zu Spiel“ab. Erfrischend ehrlich – damit zugleich auch sympathisch. Und es ist zudem nachvollziehbar. Der 34-jährige VfB-Zuspieler hat da nämlich nicht irgendeine Begegnung im Hinterkopf, sondern die mit den Berlin Recycling Volleys am nächsten Mittwoch um 20 Uhr. „Das ist nicht nur ein Spiel gegen den Zweiten. Wir spielen gegen einen Club, der in den vergangenen Jahren das Maß aller Dinge war“, beschrieb Warm, der Vincic deshalb sogar unterstützte. „Es ist sogar gut, dieses Spiel schon im Kopf zu haben.
Für mich ist das eher ein Zeichen von Stärke: Es zeigt, welche Ziele die Spieler haben, denn in einem solchen Spiel kannst du nur erfolgreich sein, wenn du emotional voll da bist“, meinte der VfB-Coach.
Das soll dann auch keine Abwertung gegenüber dem kommenden Gegner sein. Auch wenn die Häfler schon das Gigantenduell in Berlin im Gedächtnis haben, nehmen sie das Baden-Württemberg-Derby am Donnerstag ernst. Gerade aufgrund des Hinspiels in Friedrichshafen: Trotz der 0:3-Niederlage erarbeitete sich Bühl mit der Leistung einen gewissen Respekt. Mit ihrer Dynamik und Beweglichkeit trugen die Bisons zu einer attraktiven Volleyballpartie bei. Auch Warms Eindruck war sehr positiv. „Sie haben da sehr gut gespielt“, so Warm. In der Tabelle der
Volleyball-Bundesliga belegt Bühl den vierten Platz, es ist ein weiteres Warnsignal für die Häfler. Deshalb sind auch nur wenige personelle Veränderungen beim VfB im Vergleich zum 3:0-Sieg gegen die SWD Powervolleys Düren zu erwarten. „Wir müssen auf die Gesundheit der Spieler achten und dürfen sie nicht überbelasten. Viel wird am Donnerstag aber nicht rotiert, dafür ist Bühl zu stark.“Die Bühler stehen jedoch vor der Aufgabe, Außenangreifer Tomás López zu ersetzen. Der 26 Jahre alte Argentinier hat sich nach Informationen der Bisons den Mittelfußknochen gebrochen und wird damit ausfallen. Außerdem bleibt abzuwarten, wie der Zustand des österreichischen Trios Mathäus Jurkovics, Florian Ringseis und Niklas Kronthaler sein wird: Die Bühler kamen erst Anfang der Woche noch in der Europameisterschaftsqualifikation in Israel zum Einsatz. Was das Personal angeht, ist der VfB aber ebenfalls nicht perfekt aufgestellt. Mittelblocker Marcus Böhme muss wegen seiner Rückenprobleme weiterhin passen.
Um das Verletzungsrisiko zu minimieren, wird Warm seine Stammspieler dann sicherlich am Samstag erst einmal draußen lassen. Da wartet das Heimspiel gegen den Vorletzten TSV Unterhaching – es ist die perfekte Möglichkeit, um beispielsweise Diagonalspieler Lukas Maase nach seinem auskurierten Muskelfaserriss sehr viel Spielzeit zu geben. „Wir werden nicht nur mit sechs Spielern durchkommen und müssen wieder alle ins Team reinkriegen“, betonte Warm. „Unser Kader ist sehr breit aufgestellt. Das ist ein Pfund, das wir nutzen können.“Schließlich steht beispielsweise im Februar das Champions-League-Gruppenturnier in Friedrichshafen an und da will der VfB in die nächste Runde einziehen. Außerdem geht es darum, die Tabellenführung in der Bundesliga zu verteidigen.
Genau deshalb richtet sich der Blick eben auch schon so Richtung Berlin, denn es ist dahingehend ein Schlüsselspiel. „Klar, das Fieber auf das Berlin-Spiel steigt. Das kann man nicht wegdiskutieren“, sagte Warm, der für die „Hausaufgaben“in Bühl und gegen Unterhaching aber keine Einstellungsprobleme erwartet. „Die Mannschaft neigt nicht zu Großspurigkeit. Ich mache mir da keine Sorgen.“