Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wahlkampf auf Distanz
Schon beim jüngsten Bundesparteitag der CDU waren es dominierende Fragen: Was macht es aus, dass die Konferenz nur rein digital stattfindet? Können die Kandidaten ihre Stärken rhetorisch ausspielen, wenn es keinen Sitzungssaal gibt, in dem Stimmungen und Emotionen der versammelten Delegierten ausschlaggebend sein könnten? Was für den organisatorisch geglückten Parteitag galt, gilt auch für die Landtagswahl in Baden-Württemberg, die Mitte März ganz unter dem Eindruck der Corona-Pandemie stattfinden wird.
Straßenwahlkampf? Nein. Persönliches Überzeugen von Angesicht zu Angesicht? Undenkbar. Großveranstaltungen zur Mobilisierung der eigenen Wählerschaft und der Parteimitglieder? Gestrichen. Die besonders forschen Kandidaten erklären auf Nachfrage, sie sähen darin kein besonderes Problem, denn sie erreichten auf den von der Partei eingerichteten Digitalformaten mehr Menschen, als etwa in ein Festzelt kommen würden.
Mag sein, werfen die Strategen in vertraulicher Runde ein, aber wir bekommen kein Gefühl dafür, ob am Computer oder den Smartphones nicht nur die längst Überzeugten sitzen. Anders ausgedrückt: Die Furcht existiert, dass nur die eigene Blase in den sozialen Netzwerken erreicht werde und nicht die für einen Sieg oder ein passables Wahlergebnis notwendigen Wechselwähler. Das ist für jeden Parteimanager – gleich welcher politischen Farbe – eine überaus knifflige Grundlage.
Dazu kommt die Gewissheit, dass das alles bestimmende Thema bei dieser Wahl die Corona-Pandemie sein wird. Wer sich über Schulen, Handel oder über Impfdosen informieren möchte, der wird medial mit Nachrichten überschüttet. Andere Politikbereiche haben es dieser Tage schwer. Vor allem Oppositionsparteien haben das Problem, überhaupt bis zum Wähler durchzudringen. Bislang bemerkt man es im realen Leben trotz aller digitalen Hinweise nicht, dass schon bald am 14. März gewählt wird. Für das Spitzenpersonal aller Parteien bleibt ein gehöriges Maß an Unsicherheit. Zuversicht und Optimismus wirken da hin und wieder aufgesetzt.