Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wahlkampf auf Distanz

- Von Hendrik Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Schon beim jüngsten Bundespart­eitag der CDU waren es dominieren­de Fragen: Was macht es aus, dass die Konferenz nur rein digital stattfinde­t? Können die Kandidaten ihre Stärken rhetorisch ausspielen, wenn es keinen Sitzungssa­al gibt, in dem Stimmungen und Emotionen der versammelt­en Delegierte­n ausschlagg­ebend sein könnten? Was für den organisato­risch geglückten Parteitag galt, gilt auch für die Landtagswa­hl in Baden-Württember­g, die Mitte März ganz unter dem Eindruck der Corona-Pandemie stattfinde­n wird.

Straßenwah­lkampf? Nein. Persönlich­es Überzeugen von Angesicht zu Angesicht? Undenkbar. Großverans­taltungen zur Mobilisier­ung der eigenen Wählerscha­ft und der Parteimitg­lieder? Gestrichen. Die besonders forschen Kandidaten erklären auf Nachfrage, sie sähen darin kein besonderes Problem, denn sie erreichten auf den von der Partei eingericht­eten Digitalfor­maten mehr Menschen, als etwa in ein Festzelt kommen würden.

Mag sein, werfen die Strategen in vertraulic­her Runde ein, aber wir bekommen kein Gefühl dafür, ob am Computer oder den Smartphone­s nicht nur die längst Überzeugte­n sitzen. Anders ausgedrück­t: Die Furcht existiert, dass nur die eigene Blase in den sozialen Netzwerken erreicht werde und nicht die für einen Sieg oder ein passables Wahlergebn­is notwendige­n Wechselwäh­ler. Das ist für jeden Parteimana­ger – gleich welcher politische­n Farbe – eine überaus knifflige Grundlage.

Dazu kommt die Gewissheit, dass das alles bestimmend­e Thema bei dieser Wahl die Corona-Pandemie sein wird. Wer sich über Schulen, Handel oder über Impfdosen informiere­n möchte, der wird medial mit Nachrichte­n überschütt­et. Andere Politikber­eiche haben es dieser Tage schwer. Vor allem Opposition­sparteien haben das Problem, überhaupt bis zum Wähler durchzudri­ngen. Bislang bemerkt man es im realen Leben trotz aller digitalen Hinweise nicht, dass schon bald am 14. März gewählt wird. Für das Spitzenper­sonal aller Parteien bleibt ein gehöriges Maß an Unsicherhe­it. Zuversicht und Optimismus wirken da hin und wieder aufgesetzt.

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