Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Jeder vierte Euro fließt in die Region
Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum löst Investitionsboom aus – Rekordsumme von 100 Millionen vom Land
STUTTGART - 100 Millionen Euro fließen in diesem Jahr als Fördergeld in ländliche Regionen. So gut ausgestattet war das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) in seiner 26-jährigen Geschichte noch nie. Erfreulich für das Verbreitungsgebiet der „Schwäbischen Zeitung“: Mehr als ein Viertel der Summe fließt in die Region.
Mit dem Geld sollen etwa Unternehmen Arbeitsplätze auf dem Land halten oder sogar neu schaffen können. Es fließt dafür, dass Ortskerne lebendig bleiben und die Nahversorgung auch in Dörfern funktioniert. Fast die Hälfte des Geldes kommt Unternehmen zugute, 35 Prozent geht an Privatpersonen und ein Fünftel der Summe an Städte und Gemeinden, erklärte Peter Hauk (CDU) am Freitag in Stuttgart. Als Minister für den Ländlichen Raum ist er für das Förderprogramm verantwortlich. „Das ist ein mächtiges Investitionsprogramm – und das in Pandemiezeiten“, so Hauk. Die Staatshilfe löse nämlich Investitionen von insgesamt 880 Millionen Euro aus.
Vor allem Dorfgasthäuser kämpften vielerorts ums Überleben, so Hauk – nicht erst seit der CoronaPandemie. Erstmals konnten Dorfgaststätten im Sommer vom ELR profitieren. Da hatte Hauk nämlich einen Sondertopf zum Abfedern der Corona-Folgen aufgelegt, der vor allem der Grundversorgung zugutekommen sollte – und dazu zählten erstmals auch die Wirtshäuser.
Nun sollen neun Millionen Euro für die Grundversorgung durch Bäckereien, Metzgereien, Gaststätten und dergleichen fließen. Freuen kann sich etwa der Gasthof „Zum freien Stein“in Buchheim im Landkreis Tuttlingen, den Hauk beispielhaft nennt. „Der in der fünften Generation von den Familien Stehle/Fritz bewirtschaftete Landgasthof plant eine umfassende Modernisierung der Küche sowie der Kühl- und Lagerräume, um in der Ortsmitte auch weiterhin eine attraktive Gastronomie und damit Grundversorgung anbieten zu können“, so Hauk. Dank des ELR können die Wirtsleute mit 183 300 Euro rechnen.
Mehr als die Hälfte des Geldes fließt in Projekte, die Innenentwicklung
in Ortskernen fördert. „Wir wollen alles tun, um brachliegende Häuser und Flächen in der Ortsmitte zu bebauen“, betonte Hauk. Möglich sei dies etwa auch, indem leer stehende landwirtschaftliche Gebäude abgerissen und neu bebaut oder umgebaut würden. Mit dem Fördergeld sollen 1732 Wohnungen durch Umnutzung geschaffen oder modernisiert werden. Das helfe, Flächen zu sparen und trotzdem der Wohnungsknappheit zu begegnen, die es im lebendigen ländlichen Raum gebe.
Um alle Anträge zu bedienen, hätte Hauk 150 statt der 100 Millionen Euro gebraucht, erklärt er. Er wünscht sich mehr Landesgeld – das eine künftige Landesregierung genehmigen müsste. „Eine Aufstockung um 20 Prozent wäre wünschenswert“, sagte Hauk. Ihn schmerze, dass vor allem Anträge zur Entwicklung der Ortskerne nicht zum Zuge gekommen seien.
Von den 100 Millionen Euro fließen mehr als 28 Millionen in die Region: 6,18 Millionen Euro in den Kreis Sigmaringen, gefolgt vom Kreis Ravensburg mit 5,04 und dem Alb-Donau-Kreis mit 4,63 Millionen Euro. Der Kreis Biberach wird mit 4,41 Millionen Euro bedacht, der Ostalbkreis mit 3,78 Millionen Euro, der Kreis Tuttlingen mit 2,08 und der Bodenseekreis 1,97 Millionen Euro.