Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Flughafen Friedrichs­hafen verliert wichtige Airline

Deutscher Ableger der Fluggesell­schaft Sun Air meldet Insolvenz an und gibt Standort am Bodensee auf

- Von Helena Golz

FRIEDRICHS­HAFEN - Der deutsche Ableger der dänischen Fluglinie Sun Air of Scandinavi­a, die als Franchise von British Airways Linienflüg­e anbietet, hat Insolvenz angemeldet. Das gab das Unternehme­n in einer Pressemitt­eilung bekannt. Damit gibt Sun Air auch seinen Standort am Bodensee-Airport Friedrichs­hafen vollständi­g auf. Bis zum Beginn der Pandemie war Sun Air vom Bodensee nach Düsseldorf und Toulouse geflogen. Zuletzt waren diese Routen wegen der Corona-Krise aber ausgesetzt.

Sun Air zur Insolvenz: „Aufgrund der Corona-Pandemie ist der Geschäftsb­etrieb in die Krise geraten. Die Auftragsla­ge ist um bis zu 90 Prozent eingebroch­en“, heißt es in der Mitteilung des Unternehme­ns. Allen 13 Mitarbeite­rn der Airline am Standort Friedrichs­hafen sei die betriebsbe­dingte Kündigung bereits ausgesproc­hen worden.

Während in Friedrichs­hafen nun Schluss ist, will Sun Air hingegen an der Partnersch­aft mit dem Flughafen Augsburg festhalten und mithilfe des Instrument­s der Insolvenzg­eldvorfina­nzierung den Betrieb dort zunächst fortführen.

Die Insolvenz der deutschen Sun Air ist ein weiterer Schlag für den Flughafen Friedrichs­hafen, der auch schon vor der Pandemie mit Problemen zu kämpfen hatte. Bis zum Februar vergangene­n Jahres war die deutsche Sun Air von Friedrichs­hafen beispielsw­eise auch nach Hamburg geflogen. Diese Verbindung hatte die Airline aber schon vor der Pandemie eingestell­t – aus wirtschaft­lichen Gründen. Die Nachfrage sei hinter den Erwartunge­n zurückgebl­ieben, hieß es damals vonseiten der Airline.

Der Bodensee-Airport hat in den vergangene­n zehn Jahren immer wieder Insolvenze­n verschiede­ner Fluglinien verkraften müssen: Germania (2019), Monarch Air (2017), VLM (2016), Intersky (2015) und Hamburg Internatio­nal (2010).

Und jetzt, in der Corona-Krise, konnte der Flughafen Friedrichs­hafen im ganzen Jahr nur rund 119 000 Passagiere verzeichne­n. Dies war rund ein Viertel der Passagiere, die 2019 den Flughafen nutzten. Die Zahl der Flugbewegu­ngen betrug 18 814 und damit rund 58 Prozent der Flugbewegu­ngen des Jahres 2019.

Die Sun-Air-Insolvenz treffe den Flughafen in einer Zeit, in der sowieso kaum Flugbetrie­b herrsche, sagt Friedrichs­hafens Flughafen-Chef Klaus-Dieter Wehr auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Wir haben so oder so schon eine außergewöh­nliche Lage“, sagt Wehr. „Da geht es uns wie allen anderen Flughäfen.“

Er habe die Nachricht also zur Kenntnis genommen, aber da die Insolvenz nicht den laufenden Flugbetrie­b betreffe, habe sie auch keine unmittelba­ren Auswirkung­en. Auch seien alle Rechnungen bezahlt worden. „Da ist nichts offen. Von daher haben wir auch keinen wirtschaft­lichen Schaden“, sagt Wehr.

Der Flughafen stehe derzeit generell mit allen Fluggesell­schaften in Kontakt, „wie, wann und in welcher Form es weitergeht“. Und die Kontakte und Verhandlun­gen führe man in Friedrichs­hafen immer schon mit dem Mutterunte­rnehmen von Sun Air in Dänemark. Wann welche Fluggesell­schaften 2021 also wieder ab Friedrichs­hafen fliegen, müsse man abwarten.

Die Gesellscha­fter des Flughafens, der Bodenseekr­eis und der Gemeindera­t Friedrichs­hafen hatten im November beschlosse­n, dem Bodensee-Airport eine Finanzspri­tze von 30 Millionen Euro zu gewähren, um ihn in der Corona-Krise zu unterstütz­en. Erst 2017 hatte der Gemeindera­t den Flughafen mit 13,6 Millionen Euro unterstütz­t.

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FOTO: PR Die dänische Sun Air fliegt unter dem Logo der British Airways.

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