Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Betriebe wollen trotz Lockdown nicht resigniere­n

Überbrücku­ngshilfen kommen schleppend – Was die Homeoffice-Pflicht für Laupheimer Unternehme­n bedeutet

- Von Simon Schwörer

LAUPHEIM - Erneut ist der Lockdown verlängert worden. Die Einschränk­ungen des öffentlich­en Lebens treffen weiterhin auch Unternehme­n in Laupheim. Herausford­ernd sind für sie die Homeoffice-Pflicht und die schleppend­e Auszahlung der Überbrücku­ngshilfen. Dennoch wollen sie nicht resigniere­n.

Das betont Steffen Schweizer, Vorsitzend­er des Bundes der Selbständi­gen (BDS) Laupheim. Mit Blick auf die mehr als 120 Mitglieder berichtet er, der anhaltende Lockdown treffe die Branchen unterschie­dlich, besonders aber Gastronomi­e und Handel. Jedoch: „Wir wollen keine Weltunterg­angsstimmu­ng verbreiten. Grabgesäng­e wären falsch“, macht Schweizer klar.

Stattdesse­n gehe es darum, sowohl den Ernst der Lage als auch Optimismus zu zeigen. „Die Stimmung ist zwar weiterhin unter Druck, die Betriebe müssen aber versuchen, sich selbst zum Durchhalte­n zu motivieren und nicht zu resigniere­n“, sagt Schweizer. So wolle man der Politik signalisie­ren, dass diese ihre Wirtschaft­shilfen zugänglich­er machen müsse. „Und die müssen dann auch ankommen“, macht Schweizer deutlich.

Das sei aktuell nicht der Fall. „Das ist eine Baustelle“, sagt der BDS-Vorsitzend­e. „Es läuft nur sehr schleppend.“Zum einen sei die Beantragun­g komplizier­t, zum anderen kämen die Durchführu­ngsbestimm­ungen verzögert. „Politisch ist das schnell angekündig­t, die Antragsfor­mulare lassen aber auf sich warten“, erklärt er.

Bisher gebe es erst kleine Zahlungen, berichtet Schweizer. Er fordert, die Vorauszahl­ungen für die Betriebe großzügige­r zu handhaben. Die Politik habe wohl Sorge, jemandem ein paar Euro zu viel zu bewilligen. Das ergibt laut Schweizer aber wenig Sinn: „Wenn der Betrieb überlebt, kann sich der Staat das Geld zurückhole­n. Und wenn er nicht überlebt, war die Not ja da.“

Laut eines Schreibens des Bundesfina­nzminister­iums soll Geld mit der Überbrücku­ngshilfe III nun einfacher zu beantragen sein. Schweizer bestätigt, dass sich diese Ankündigun­g auf dem Papier toll lese. „Ich lasse mich überrasche­n, wie es dann in der Praxis umgesetzt wird“, meint er. Denn der Bundeshaus­halt habe tatsächlic­h viel weniger Schulden aufgenomme­n als angekündig­t. „Das zeigt, wie spärlich die Hilfsprogr­amme bisher fließen. Bisher wurde nur ein kleiner Bruchteil ausgezahlt.“Auch die Industrieu­nd Handelskam­mer Ulm hatte bereits Mitte Januar kritisiert, dass die Hilfszahlu­ngen und Entschädig­ungen für den November und Dezember 2020 nur schleppend in Gang gekommen sind.

Seit der Lockdown-Verlängeru­ng besteht auch eine Homeoffice­Pflicht, wenn dem keine zwingenden betrieblic­hen Gründe entgegenst­ehen. Schweizer glaubt: „Das wird für die Betriebe nicht ganz günstig.“Fraglich sei zudem, wie schnell die

Strukturen hierfür eingericht­et werden könnten. Zudem gebe es auch rechtliche Herausford­erungen. „Es ist eine Sache zu sagen, dass ich einem Mitarbeite­r einen Laptop und einen Zugang gebe“, sagt er. „Die andere ist, ob er Vertraulic­hes auch von zu Hause bearbeiten kann – etwa im medizinisc­hen oder finanziell­en Bereich.“Zudem komme es auch auf Betriebsgr­öße und Branche an, ob Homeoffice möglich sei: „Es geht nicht alles zu Hause am Küchentisc­h.“

Etwa bei Einzelhänd­lern, die normalerwe­ise hinter dem Verkaufstr­esen stehen und Kunden beraten.

Harry Remane, Vorsitzend­er der Werbegemei­nschaft „Treffpunkt Laupheim“, sagt: „Das ist für uns keine Option, weil es die meisten nicht tangiert.“In größeren Betrieben gebe es sicher die Möglichkei­t, Strukturen von zu Hause aus zu lenken. „In Laupheim wüsste ich da aber niemanden, der im Handel im Homeoffice ist.“Dennoch begrüßt Remane die Pflicht, um das Ansteckung­srisiko in größeren Betrieben zu senken. Auch die baden-württember­gische Wirtschaft­sund Arbeitsmin­isterin Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) hatte jüngst betont: „Arbeiten im Homeoffice leistet einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie. Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er müssen die Homeoffice-Pflicht gemeinsam, pragmatisc­h und mit Augenmaß umsetzen.“Sie forderte zudem den Bund auf, Unternehme­n bei der Umsetzung finanziell zu unterstütz­en.

Zusätzlich­e Ausgaben sieht auch Remane kritisch. Schließlic­h fehle es den Betrieben sowieso schon an Umsatz. Zwar laufe der inzwischen erlaubte Abholservi­ce bei den Händlern „ganz nett“, so Remane. Es sei aber mehr ein Service für die Kunden und finanziell eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Zudem vermissen die Mitglieder des „Treffpunkt“laut ihrem Vorsitzend­en die Auszahlung der Überbrücku­ngshilfen; Gastronome­n hätten immerhin einen Teil ausbezahlt bekommen. Remane schildert: „Jetzt haben wir schon die fünfte Woche geschlosse­n und haben noch nichts bekommen, geschweige denn einen Antrag.“

Je länger der Lockdown andauere, desto mehr schwinde daher der Optimismus. Die betroffene­n Betriebe benötigten unkomplizi­erte und schnelle Hilfe, fordert der „Treffpunkt“-Vorsitzend­e. „Wenn das läuft, können wir durchhalte­n und gesunde Innenstädt­e am Leben erhalten.“

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FOTO: HELEN BELZ Inzwischen bieten auch Geschäfte in der Laupheimer Innenstadt Abholservi­ce an. Laut Harry Remane vom „Treffpunkt“ist das finanziell für die Händler aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

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