Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Erste Corona-Impfungen im Ummendorf
Betrieb in Kreisimpfzentrum gestartet – Kapazitäten sollen rasch hochgefahren werden
UMMENDORF - Nach Wochen der Vorbereitung war es am Freitag soweit: Das neue Kreisimpfzentrum in Ummendorf hat den Betrieb aufgenommen. Bis zum Mittag konnten 100 Menschen geimpft werden. Die Zahl der Impfungen soll jedoch bald schon steigen. Der Biberacher Landrat Heiko Schmid lobte die Organisation vor Ort, kritisierte aber auch die Impfstrategie des Landes.
Die ersten Impfpatienten konnten es offenbar kaum mehr erwarten: Schon gegen 7.30 Uhr kamen die ersten zur Gemeindehalle Ummendorf, wo das Impfzentrum eingerichtet ist. Am Empfang wurden sie kurzzeitig vertröstet. Der Zugang ist erst fünf Minuten vor dem gebuchten Termin möglich.
Die erste Impfung bekam dann pünktlich um acht Uhr Erna Braschel aus Biberach. Den Stich habe sie kaum gespürt, erzählte die 84-Jährige später. Die Erleichterung war dennoch groß: „Für mich ist die Impfung sehr wichtig, damit ich mich wieder sicherer fühlen kann“, sagte sie und fügte lachend hinzu: „Meine Töchter hätten mich am liebsten schon in einen Glaskasten gesteckt, um mich zu schützen.“Mit dem Ablauf im Impfzentrum sei sie „sehr zufrieden“: „Das hat wunderbar geklappt.“
Schon wenige Minuten nach ihr füllten sich dann auch die Kabinen: Insgesamt vier Personen können in Ummendorf gleichzeitig geimpft werden. Zuvor durchläuft jeder die Impfstraße von der Registrierung, einem Infofilm, einem Aufklärungsgespräch mit einem Arzt bis zur eigentlichen Impfung. Streng abgetrennt sind die Räume, genau geregelt die Laufwege. Die Ummendorfer Halle ist im Innern kaum wiederzuerkennen.
Landrat Heiko Schmid lobte vor dem Impfstart den Arbeitseinsatz aller Beteiligten. Der Aufbau sei eine „Herkulesaufgabe“gewesen, doch die Zusammenarbeit vor allem mit dem DRK, der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Technischen Hilfswerk habe „hervorragend funktioniert“. „Wenn wir sehen, wie wenig Zeit wir für den Aufbau hatten, brauchen wir uns wirklich nicht verstecken“, sagte er.
Begonnen hatten die Planungen für das Zentrum Ende November. Ursprünglich war geplant, dass der Betrieb bereits eine Woche früher starten sollte. Weil es am Impfstoff mangelt, ist der Start jedoch verschoben worden (SZ berichtete). Landrat Schmid sprach von „Rück- und Nackenschlägen“. „Ich bin nicht glücklich darüber, dass der Impfstart immer wieder verschoben wurde und dass wir deutlich weniger Impfgut haben, als ursprünglich zugesagt worden war.“Er kritisierte auch das „komplizierte Prozedere, um zu einen Termin zu gelangen gerade für ältere Menschen“. Dennoch gehe er davon aus, dass sich die Situation entspanne, sobald mehr Impfstoff verfügbar sei. „Wir haben die Signale bekommen, dass die Menge nun stetig steigen soll“, betonte der Landrat. Bei einer Vollauslastung können in Ummendorf bis zu 750 Impfungen am Tag durchgeführt werden, und das von Montag bis Sonntag und von 7 bis 21 Uhr. Wann dies möglich sei, konnte Landrat Schmid allerdings noch nicht sagen. Alles entscheide sich mit der Menge des Impfstoffs.
Schon jetzt wird ein Teil der Impfdosen
in Ummendorf gelagert, in einem Tiefkühlschrank mit minus 75 Grad. Bei einem Stromausfall sei die Kühlung über ein Notstromaggregat gesichert, erklärt der ärztliche Leiter Dr. Jobst Isbary. In einem weiteren Kühlschrank wird der Impfstoff dann kurz vor Verabreichung aufgetaut und schließlich mit Kochsalzlösung verdünnt. Dies sei streng kontrolliert und alle Mitarbeiter würden genau dafür geschult, erklärt Isbary. Die Sicherheit sei damit gewährleistet und eine Überdosierung könne ausgeschlossen werden.
Streng bewacht werde die Halle und vor allem der Impfstoff, betonte Landrat Schmid. Neben der Polizei sei auch ein privater Sicherheitsdienst im Einsatz.
Er hoffe, dass schon bald täglich mehrere hundert Menschen in Ummendorf geimpft werden können. Geplant sei, dass das Zentrum ein halbes Jahr lang betrieben werde. „Dann gehen wir davon aus, dass wir weitere Impfstoffe zur Verfügung haben, und diese dann auch von den Hausärzten geimpft werden können“, erklärte der Landrat.
Unabhängig von dem Betrieb in Ummendorf, sollen auch weiterhin die Bewohner in den Alten- und Pflegeheimen geimpft werden. Bislang wird dies noch vom Zentralen Impfzentrum in Ulm und dem DRK koordiniert. Geplant sei hier in absehbarer Zeit ein „nahtloser Übergang“, verspricht Michael Mutschler, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdienstes beim Biberacher Kreisverband. Parallel zum Betrieb in Ummendorf sollen dann zwei mobile Impfteams aufgestellt werden, die ebenfalls sieben Tage rund um die Uhr in den Heimen im Einsatz sind. Einen wichtigen Vorteil aber habe die Koordination von Ulm aus, erklärte Mutschler: „Dadurch haben wir mehr Impfdosen und mehr personelle Ressourcen in Ummendorf zur Verfügung.“ unter
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