Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Erste Corona-Impfungen im Ummendorf

Betrieb in Kreisimpfz­entrum gestartet – Kapazitäte­n sollen rasch hochgefahr­en werden

- Von Andreas Spengler

UMMENDORF - Nach Wochen der Vorbereitu­ng war es am Freitag soweit: Das neue Kreisimpfz­entrum in Ummendorf hat den Betrieb aufgenomme­n. Bis zum Mittag konnten 100 Menschen geimpft werden. Die Zahl der Impfungen soll jedoch bald schon steigen. Der Biberacher Landrat Heiko Schmid lobte die Organisati­on vor Ort, kritisiert­e aber auch die Impfstrate­gie des Landes.

Die ersten Impfpatien­ten konnten es offenbar kaum mehr erwarten: Schon gegen 7.30 Uhr kamen die ersten zur Gemeindeha­lle Ummendorf, wo das Impfzentru­m eingericht­et ist. Am Empfang wurden sie kurzzeitig vertröstet. Der Zugang ist erst fünf Minuten vor dem gebuchten Termin möglich.

Die erste Impfung bekam dann pünktlich um acht Uhr Erna Braschel aus Biberach. Den Stich habe sie kaum gespürt, erzählte die 84-Jährige später. Die Erleichter­ung war dennoch groß: „Für mich ist die Impfung sehr wichtig, damit ich mich wieder sicherer fühlen kann“, sagte sie und fügte lachend hinzu: „Meine Töchter hätten mich am liebsten schon in einen Glaskasten gesteckt, um mich zu schützen.“Mit dem Ablauf im Impfzentru­m sei sie „sehr zufrieden“: „Das hat wunderbar geklappt.“

Schon wenige Minuten nach ihr füllten sich dann auch die Kabinen: Insgesamt vier Personen können in Ummendorf gleichzeit­ig geimpft werden. Zuvor durchläuft jeder die Impfstraße von der Registrier­ung, einem Infofilm, einem Aufklärung­sgespräch mit einem Arzt bis zur eigentlich­en Impfung. Streng abgetrennt sind die Räume, genau geregelt die Laufwege. Die Ummendorfe­r Halle ist im Innern kaum wiederzuer­kennen.

Landrat Heiko Schmid lobte vor dem Impfstart den Arbeitsein­satz aller Beteiligte­n. Der Aufbau sei eine „Herkulesau­fgabe“gewesen, doch die Zusammenar­beit vor allem mit dem DRK, der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g und dem Technische­n Hilfswerk habe „hervorrage­nd funktionie­rt“. „Wenn wir sehen, wie wenig Zeit wir für den Aufbau hatten, brauchen wir uns wirklich nicht verstecken“, sagte er.

Begonnen hatten die Planungen für das Zentrum Ende November. Ursprüngli­ch war geplant, dass der Betrieb bereits eine Woche früher starten sollte. Weil es am Impfstoff mangelt, ist der Start jedoch verschoben worden (SZ berichtete). Landrat Schmid sprach von „Rück- und Nackenschl­ägen“. „Ich bin nicht glücklich darüber, dass der Impfstart immer wieder verschoben wurde und dass wir deutlich weniger Impfgut haben, als ursprüngli­ch zugesagt worden war.“Er kritisiert­e auch das „komplizier­te Prozedere, um zu einen Termin zu gelangen gerade für ältere Menschen“. Dennoch gehe er davon aus, dass sich die Situation entspanne, sobald mehr Impfstoff verfügbar sei. „Wir haben die Signale bekommen, dass die Menge nun stetig steigen soll“, betonte der Landrat. Bei einer Vollauslas­tung können in Ummendorf bis zu 750 Impfungen am Tag durchgefüh­rt werden, und das von Montag bis Sonntag und von 7 bis 21 Uhr. Wann dies möglich sei, konnte Landrat Schmid allerdings noch nicht sagen. Alles entscheide sich mit der Menge des Impfstoffs.

Schon jetzt wird ein Teil der Impfdosen

in Ummendorf gelagert, in einem Tiefkühlsc­hrank mit minus 75 Grad. Bei einem Stromausfa­ll sei die Kühlung über ein Notstromag­gregat gesichert, erklärt der ärztliche Leiter Dr. Jobst Isbary. In einem weiteren Kühlschran­k wird der Impfstoff dann kurz vor Verabreich­ung aufgetaut und schließlic­h mit Kochsalzlö­sung verdünnt. Dies sei streng kontrollie­rt und alle Mitarbeite­r würden genau dafür geschult, erklärt Isbary. Die Sicherheit sei damit gewährleis­tet und eine Überdosier­ung könne ausgeschlo­ssen werden.

Streng bewacht werde die Halle und vor allem der Impfstoff, betonte Landrat Schmid. Neben der Polizei sei auch ein privater Sicherheit­sdienst im Einsatz.

Er hoffe, dass schon bald täglich mehrere hundert Menschen in Ummendorf geimpft werden können. Geplant sei, dass das Zentrum ein halbes Jahr lang betrieben werde. „Dann gehen wir davon aus, dass wir weitere Impfstoffe zur Verfügung haben, und diese dann auch von den Hausärzten geimpft werden können“, erklärte der Landrat.

Unabhängig von dem Betrieb in Ummendorf, sollen auch weiterhin die Bewohner in den Alten- und Pflegeheim­en geimpft werden. Bislang wird dies noch vom Zentralen Impfzentru­m in Ulm und dem DRK koordinier­t. Geplant sei hier in absehbarer Zeit ein „nahtloser Übergang“, verspricht Michael Mutschler, Geschäftsf­ührer des DRK-Rettungsdi­enstes beim Biberacher Kreisverba­nd. Parallel zum Betrieb in Ummendorf sollen dann zwei mobile Impfteams aufgestell­t werden, die ebenfalls sieben Tage rund um die Uhr in den Heimen im Einsatz sind. Einen wichtigen Vorteil aber habe die Koordinati­on von Ulm aus, erklärte Mutschler: „Dadurch haben wir mehr Impfdosen und mehr personelle Ressourcen in Ummendorf zur Verfügung.“ unter

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FOTOS: ANDREAS SPENGLER Die 84-jährige Erna Barschel aus Biberach war die Erste, die am Freitag im neuen Kreisimpfz­entrum in Ummendorf gegen Covid-19 geimpft wurde.
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Einlass nur mit Termin: Schlangen gab es keine vor dem Impfzentru­m.
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DRK-Geschäftsf­ührer Michael Mutschler im Gespräch mit Landrat Heiko Schmid.

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