Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ariane Müller plant eine Comedyseri­e

Die Hälfte des Kabarett-Duos „Suchtpoten­zial“tüftelt mit Kollege Uli Boettcher an Webserie: „Toni Tortelloni“

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ULM (veli) - Sie gibt mit ihrem Duo „Suchtpoten­zial“digitale Wunschkonz­erte. Sie präsentier­t ihre Songs und Gags nun eben auf Youtube. Sie schießt ihre Pointen auf Twitter ab, nimmt Podcasts in Serie auf, moderiert eine Lockdown-Show im Ulmer Roxy. Ariane Müller zählt zu jenen Künstlern, die auch im Lockdown nicht auszubrems­en sind. Und trotzdem spürt die Komikerin aus Ulm dabei kaum Stress. „Wenn man ansonsten einen genagelt vollen Tourplan hat, mit fünf Shows in der Woche, dann ist das jetzt natürlich wenig. Da entsteht viel künstliche Freizeit“, sagt sie. „Und da zeigt sich erst, wie viel wir sonst eigentlich arbeiten.“Und jetzt schreibt sie auch noch. Eine Webserie.

„Toni Tortelloni“soll eine digitale Sitcom im Livestream-Format werden, besetzt mit Comedy- und Kabarett-Größen. Heinrich del Core, Dagmar Schönleber, vielleicht auch ein Star wie Özcan Cosar – Müller schreibt vielen Kollegen eine kleine Rolle auf den Leib. Sie erklärt: „Das Publikum erwartet eine schrullige, absurde Handlung mit viel Liebe zum Detail und mit vielen bekannten, tollen Darsteller­n aus der Kabarett-Szene.“Die Story: Der Varieté-Künstler Toni Tortelloni kehrt nach 25 Jahren Showleben in Las Vegas wegen des Lockdowns zurück in die Heimat. Mitten in die Provinz. In der Wohnung seiner Mutter trifft er auf „absurde Personen und diverse Probleme“.

Gemeinsam mit Uli Boettcher plant Müller sechs Folgen à 30 Minuten, die auf Youtube laufen sollen. Müller nimmt dafür eine neue Rolle an: Regisseuri­n und Drehbuchau­torin. Sie schreibt das Drehbuch, gerade tippt sie an Folge Nummer vier.

Auch im Kultur-Shutdown findet die Ulmerin: „Man kann sich nicht hängen lassen, die Menschen brauchen Unterhaltu­ng.“Dabei fährt ihr der Lockdown gerade bös in die Parade. Die Pandemie fällt mitten in ihren großen Durchbruch mit „Suchtpoten­zial“: Nach sieben Jahren harter Bühnenarbe­it, mit Julia Gámez Martin, platzte 2020 der Knoten. Das MusikDuo wurde vom Tipp für Kenner zur deutschlan­dweit bekannten Lach-, Comedy- und Kabarettnu­mmer. Müller spielte, grölte und rockte 2020 in der ZDF-Heute-Show. „Alles, was wir danach absagen mussten, war ausverkauf­t“, sagt sie und quittiert es mit Humor. „In vergangene­n Jahren wäre das kein Problem gewesen, dann hätten wir den drei Zuschauern einfach abgesagt.“Aber die Show geht weiter und ein echter Erfolg war das Crowdfundi­ng im Internet für „Toni Tortelloni“. Müller bat ihre Fans um Starthilfe. „Dass das alles funktionie­rt hat, ist wirklich herzerwärm­end. Viel hatte ich ja ganz am Anfang nicht anzubieten: Ich brauche 30 000 Euro und alles, was ich habe, ist eine Idee.“An Silvester, mit dem Korkenknal­l, war das Ziel erreicht.

Formate im Internet ohne direktes, unmittelba­res Publikum haben ihre eigenen Regeln, weiß Müller. „Das ganz normale Comedy-Programm funktionie­rt digital so nicht.“Deswegen schreibt sie eine Geschichte, eine Sitcom für ein Ensemble-Theater. Das ist ihr nicht fremd: Sie war schon musikalisc­he Leiterin am Theater Ulm und Gründerin des Theaters in der Bastion, im Fort Unterer Kuhberg.

Im Hoftheater Baienfurt werden Müller und Boettcher drehen – aber die Lage bleibt unsicher. Selbst kleines Live-Publikum ist momentan nicht erlaubt. Im Februar sollte der Dreh beginnen, doch der Lockdown verschiebt die Pläne, auch eine geplante Premiere im Roxy. Aber Müller hofft: Irgendwann würde sie alle Folgen gerne live und direkt aufführen. Drei Stunden, im Kulturzent­rum, großes Theater – mit „Toni Tortelloni“.

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FOTO: MÜLLER Ariane Müller und Comedy-Kollege Uli Boettcher.

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