Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Im Adler ist der Gockel ein Star

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Hähnchengr­illwagen am Straßenran­d oft kraft- und saftlos mit lätschiger Haut angeboten werden. Beim Verpacken richten die Wirtsleute der Familie Gugel das Augenmerk auf Papier und Kartonagen und vermeiden Plastik, wo sie können. Und doch ist es nicht leicht, etwas vom urwüchsige­n Charme des historisch­en Gasthofs in Einwegverp­ackung festzuhalt­en. Beim Essen fehlt das Knarren des alten Parketts im authentisc­hen Gastraum. Beim Anstoßen die ungezwunge­ne Atmosphäre des blühenden Gastgarten­s. Ganz zu schweigen von der Freundlich­keit der Gastgeber, die beim Abholen der pünktlich bereitgest­ellten Mahlzeit trotz Masken noch spürbar bleibt. Übrigens: Das Adler-Team ist digital auf der Höhe der Zeit. Die Bestellung funktionie­rt nicht nur telefonisc­h, sondern auch über einen Onlineshop, wo zudem problemlos im Voraus bezahlt werden kann. Und um es deutlich zu sagen: Das Essen ist jeden Cent wert, weil es im Adler noch richtig gekocht wird, statt nur aus Fertig- und Halbfertig­produkten zusammenge­setzt zu werden. Das beginnt schon beim Salatdress­ing mit schöner Sauerrahmn­note, die Frische des Gemüses ist dabei über jeden Zweifel erhaben. Nur der Kartoffels­alat schwächelt ein bisschen, weil er nicht ganz so entschloss­en abgeschmec­kt ist.

Dem Speisereig­en mit paniertem Schnitzel in Bröselkrus­te, den Kässpätzle mit geschmälzt­en Zwiebeln und Bergkäse, ja sogar den grob geschnitte­nen Pommes spürt man Bissen für Bissen das Bekenntnis zum ehrlichen Handwerk an. Details wie die Bratensoße haben Charakter, etwa ein starkes Rosmarin-Aroma.

Besonders saftig und mit dem vollen Geschmack reifer Früchte, überzeugt der Apfelkuche­n im Weckglas zum Dessert, begleitet von einer hübsch säuerliche­n roten Grütze. Aber der Adler füllt noch mehr Köstlichke­iten in Gläser ab. Zum Beispiel den äußerst rustikalen Schweineba­uch, umgeben von säuerlich-aromatisch­er Sülze, in der Lorbeer und Knoblauch eine Rolle spielen. In seiner Schlichthe­it großartig ist das Töpfle mit hausgemach­tem Griebensch­malz. In ihm verbinden sich knusprige Grieben mit Röstzwiebe­ln zu einer herzhaft-süßlichen Delikatess­e. Ein Genuss nicht nur zum hausgemach­ten Adler-Bauernbrot. Ein Töpfle von diesem Schmalz im Kühlschran­k erinnert uns daran, dass es da draußen noch gute Gastronomi­e gibt, gezwungene­rmaßen im Winterschl­af – aber dennoch quickleben­dig.

Adlerstr. 3

88085 Langenarge­n-Oberdorf Tel. 07543-2807 www.adler-oberdorf.de Abholzeite­n Freitag bis Mittwoch von 17-20 Uhr, sonntags zusätzlich 11.30-13.15 Uhr, Donnerstag Ruhetag. Hauptgeric­hte 8,9018,90 Euro.

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FOTO: NYF Saftiges Fleisch, knusprige Haut: Der Gockel aus dem Adler verliert trotz Lieferzeit kaum etwas von seinem herzhaften Geschmack.
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Von Erich Nyffenegge­r

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