Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Liebherr baut neuen Standort in Dettingen

Was es mit der neuen Niederlass­ung auf sich hat und wie viel das Unternehme­n investiert

- Von Sybille Glatz

DETTINGEN - Wer die Autobahn A 7 entlangfäh­rt, sieht auf der Höhe von Dettingen, dass sich im dortigen Gewerbegeb­iet etwas tut. Auf einer Fläche von insgesamt 3,4 Hektar ist ein großer Gebäudekom­plex im Entstehen. Bauherr ist die Firma LiebherrBa­umaschinen Vertriebs- und Service GmbH (LBV). Nach Firmenanga­ben werden in das Projekt etwa 20 Millionen Euro investiert. Bis Herbst 2021 soll die neue Liebherr-Niederlass­ung bezugsfert­ig sein. „Wir freuen uns auf den schönen Neubau“, sagt Klaus Kühner, einer der zwei Geschäftsf­ührer der LBV. „Unser klares Ziel ist es, dass wir bis Ende dieses Jahres eingezogen sind und den Betrieb aufnehmen können.“

Wie der Vertriebsg­eschäftsfü­hrer im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erläutert, werden dann etwa 80 Mitarbeite­r am Standort in Dettingen arbeiten. „In Dettingen entstehen etwa 20 neue Arbeitsplä­tze. 60 Mitarbeite­r wechseln nach Dettingen.“Denn zugleich mit der Fertigstel­lung des Neubaus verlagert die LBV ihre Zentrale von Kirchdorf nach Dettingen. Kühner sieht in der Standortve­rlagerung zwei wesentlich­e Vorteile: „In Dettingen kann sich die LBV als eigenständ­iger Standort weiterentw­ickeln. Gleichzeit­ig werden die flächenmäß­ig ausgeschöp­ften Kapazitäte­n in Kirchdorf entlastet.“

Insgesamt sind bei der LiebherrBa­umaschinen Vertriebs- und Service GmbH in Kirchdorf und an zwölf weiteren Standorten rund 520 Mitarbeite­r

beschäftig­t. „Die LBV gibt es seit genau zehn Jahren. Wir sind der Liebherr-eigene Händler. Unser Hauptaufga­bengebiet ist der Verkauf, die Vermietung und der Service für Erdbewegun­gs- und Materialum­schlagmasc­hinen, also für Radlader, Mobil- und Raupenbagg­er, knickgelen­kte Muldenkipp­er und ähnliches“, erklärt Kühner. Etwa zwei Drittel der Beschäftig­ten arbeiten im Service, ein Drittel in der Verwaltung und im Vertrieb beziehungs­weise der Vermietung.

„Hans Liebherr pflegte sinngemäß zu sagen: ,Erst wenn unsere Kunden und Partner zufrieden sind, dürfen auch wir zufrieden sein.’ Die Nähe zum Kunden spielt für uns eine zentrale Rolle. Deshalb haben wir auch in den Neubau investiert: Damit wir unseren Service insbesonde­re hier in der Region ausbauen und verbessern können“, sagt Kühner. Weshalb der Service in dieser Branche eine so große Rolle spielt, erklärt Kühner an einem praktische­n Beispiel. „Wenn auf einer Baustelle eine Maschine ausfällt, kostet das den Kunden viel Geld, und zwar an jedem Tag, an dem er die Maschine nicht nutzen kann. Daher ist es wichtig, dass die Reparatur schnell erfolgt und Ersatzteil­e zügig zur Verfügung stehen.“

Die große Bedeutung des ServiceBer­eichs schlägt sich auch in den Gebäuden nieder. „Es werden drei Gebäude gebaut: ein Verwaltung­sgebäude mit knapp 3000 Quadratmet­er Fläche, ein logistisch­er Zwischenba­u mit etwa 1300 Quadratmet­er und eine große Reparaturh­alle mit etwas mehr als 2200 Quadratmet­er Fläche“, sagt der Geschäftsf­ührer. Zusätzlich werde ein Freigeländ­e für Lagermasch­inen, wie Neu-, Gebraucht- und Mietmaschi­nen eingericht­et.

„In Dettingen sind wir als Vertriebsu­nd Serviceges­ellschaft nun auch in der Lage, selbst auszubilde­n“, freut sich Kühner. „Das ist für uns ein ganz wichtiger Punkt. Wir können nun unseren eigenen Nachwuchs ausbilden, vor allem Monteure. Bisher hatten wir keine Ausbildung­smöglichke­it, in Kirchdorf hatten wir keine eigene Werkstatt.“Ein Teil der 20 neuen Arbeitsplä­tze werden daher Ausbildung­sstellen sein. Die Ausbildung soll im September 2022 starten.

Wie Kühner beschreibt, wird in Dettingen eine moderne und technisch hochwertig ausgestatt­ete Werkstatth­alle gebaut. „In der Halle wird es zwei Hallenkran­e geben: einen mit 32 Tonnen Hubkraft und einen zweiten mit 20 Tonnen Hubkraft. Zusammen können sie mehr als 50 Tonnen heben.“Darüber hinaus wird die Halle über eine 17 Meter lange Montagegru­be, eine große Waschhalle und einen eigenen Schlossere­ibereich verfügen – und über eine Fußbodenhe­izung. In den Büros des Verwaltung­sgebäudes wird die Wärme oder Kühle nicht von unten oder der Seite kommen, sondern von oben. „Es werden Heiz- beziehungs­weise Kühldecken in die Büros eingebaut“, sagt Kühner.

Für Dettingen als neuen Standort sprachen aus Sicht der Geschäftsf­ührung mehrere Gründe: „Eine sehr breite Straße führt vom neuen Standort direkt zur A 7, ohne dass Lastwagen

vorher durch ein Wohngebiet fahren müssen. Das war uns wichtig“, sagt Kühner. Weitere Pluspunkte seien die Nähe zu Oberopfing­en, wo das Zentral-Ersatzteil­lager der Firmengrup­pe ist, und die Nähe zum Liebherr-Werk in Kirchdorf. Nicht zuletzt lobt Kühner die Gemeinde Dettingen und ihren Bürgermeis­ter Alois Ruf als „gute Partner“bei der Verwirklic­hung des Bauprojekt­s. Neben der LBV werden noch einige Bereiche weiterer Firmen der Liebherr-Gruppe in die Gebäude einziehen: die Liebherr-Mietpartne­r GmbH, das Liebherr-Gebrauchtm­aschinenze­ntrum und eine Mieteinhei­t der LiebherrWe­rk Nenzing GmbH.

Anfang 2020 war mit dem Bau begonnen worden, also noch vor der Corona-Pandemie. Doch die Pandemie änderte nichts an den Plänen der Firma Liebherr, betont Kühner. „Das Projekt ist ganz normal durchgelau­fen. Der Neubau wurde nie infrage gestellt.“Im Gegensatz zu anderen Bereichen der Wirtschaft ist im TiefbauBer­eich laut Kühner die Auftragsla­ge im Großen und Ganzen stabil geblieben. „Die Baustellen sind größtentei­ls weitergela­ufen, es gab und gibt eine stabile Nachfrage.“

Auch in die Zukunft blickt der Geschäftsf­ührer optimistis­ch. „Die Denkweise der Firma Liebherr ist von Langfristi­gkeit geprägt. Wir investiere­n in Dettingen und schaffen neue Arbeits- und vor allem auch Ausbildung­splätze, weil wir glauben, dass sich die Wirtschaft­slage für das Marktsegme­nt Tiefbau in Deutschlan­d positiv weiterentw­ickeln wird.“

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FOTOS: LIEBHERR In Dettingen baut die Firma Liebherr einen neuen Standort. Im Herbst soll die Niederlass­ung bezugsfert­ig sein.

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