Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Niemand will den Hundertwas­ser-Teppich

Was mit dem Kunstwerk, das bis 2018 im Rathaus hing, jetzt passieren soll

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Er scheint eine Art Ladenhüter zu sein – der 1980 von der Stadt gekaufte und nach einem Entwurf des Künstlers Friedensre­ich Hundertwas­ser gewebte Wandteppic­h. Bis Ende 2018 hing er im Foyer vor dem Biberacher Ratssaal. Seit dessen Umgestaltu­ng versucht die Stadt, das Kunstwerk zu verkaufen – bislang erfolglos. Der Hauptaussc­huss hat nun eine Entscheidu­ng gefällt.

45 000 D-Mark hatte die Stadt Biberach 1980 für den Hundertwas­serTeppich bezahlt. Nach der Umgestaltu­ng des Foyers vor dem Ratssaal im Biberacher Rathaus, hatte die Stadt versucht, ihn zunächst für 20 000 Euro über ein Lindauer Auktionsha­us zu verkaufen. Nachdem kein Gebot einging, wurde der Aufrufprei­s auf 16 000 Euro gesenkt. Inzwischen hat das Auktionsha­us vorgeschla­gen, den Preis auf 14 000 Euro, im Notfall sogar auf 10 000 Euro zu senken. Diesem Vorgehen hatte allerdings die SPD-Fraktion widersproc­hen, weshalb der Hauptaussc­huss am Donnerstag­abend entscheide­n musste, wie es mit dem Teppich weitergeht.

„Wir meinen, dass es in Biberach Räume gibt, die einen solchen Teppich zur Verbesseru­ng der Akustik gebrauchen können“, begründete SPD-Rat Rudolf Metzger den Antrag seiner Fraktion und nannte als Beispiel das Heinz-H.-Engler-Forum bei der Dollinger-Realschule. „Wir sollten ihn nicht nur verramsche­n, sondern eine bessere Lösung finden.“Mit dem Begriff „Hundertwas­serTeppich“

komme außerdem zu kurz, dass dieser seines Wissens nach von einer polnischen Künstlerin gewebt worden sei, so Metzger.

Während die CDU-Fraktion in der Hoffnung auf einen potenziell­en Käufer dem Vorgehen der Stadtverwa­ltung zustimmte, äußerten die übrigen Fraktionen Zweifel. Wenn sich kein anderer Platz finde, sei man mit einem Verkauf auch zu einem günstigere­n Preis einverstan­den, sagte Peter Schmid (Grüne). Das fand auch Ulrich Heinkele (Freie Wähler). „Bevor wir preislich zu weit runtergehe­n, sollten wir erst intern klären, ob es nicht doch einen Bedarf oder eine städtische Verwendung für den Teppich gibt.“

Christoph Funk (FDP) fragte, ob es nicht die Möglichkei­t gebe, das Kunstwerk zunächst irgendwo einzulager­n. Für 10 000 Euro würde er ihn nicht verkaufen wollen. „Wir müssen dafür einen Platz in der Stadt finden.“

Kulturdeze­rnent Jörg Riedlbauer erläuterte, dass man verschiede­ne Optionen für einen Verbleib des Hundertwas­ser-Teppichs geprüft habe. Dabei sei man aber zu keinem Ergebnis gekommen. Der Teppich sei von seiner Größe her nicht nur sperrig, er müsse auch „konservato­risch gesichert“werden, wenn man ihn irgendwo aufhänge. Eine Schule komme deshalb als Ort eher nicht in Betracht, so Riedlbauer.

Letztlich stimmten sieben Stadträte gegen einen Verkauf, sechs waren dafür und drei enthielten sich. Dies bedeutet, dass der Hundertwas­ser-Teppich nun in Biberach bleibt und die Stadt einen passenden Platz für ihn finden muss.

Newspapers in German

Newspapers from Germany