Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Blanker Unsinn“

Professor Mertens über Gerüchte, Vakzine machten krank

-

RAVENSBURG - Neuartige CoronaImpf­stoffe wirken anders als hergebrach­te Vakzine. Immer wieder kursieren Gerüchte, sie seien gefährlich und griffen ins Erbgut ein. Der Infektiolo­ge Thomas Mertens erklärt Katja Korf, warum das nicht stimmt.

Sollten sich Menschen impfen lassen, die bereits eine COVID-19-Erkrankung durchgemac­ht haben?

Es gibt aus den durchgefüh­rten Studien keinen Hinweis darauf, dass eine Impfung nach durchgemac­hter SARS-CoV-2-Infektion negative Auswirkung­en hat. Eine Impfung ist also prinzipiel­l möglich. Allerdings sind alle Experten der Ansicht, dass eine Impfung nach durchgemac­hter Infektion nicht sofort nötig ist, da mit einer Immunität gerechnet werden kann. Die Dauer der Immunität ist derzeit nicht bekannt. Bislang hat man spezifisch­e Antikörper acht Monate nach Infektion noch sicher nachgewies­en und erneute Infektione­n, vor allem mit Erkrankung­en, sind recht selten. Die Qualität der Immunität nach Infektion ist, gemessen an der Immunantwo­rt, unterschie­dlich, sodass man davon ausgehen kann, dass eine Auffrischi­mpfung nötig sein wird. Den optimalen Zeitpunkt hierfür kennt man noch nicht, aber nach Meinung von Experten sollte man, auch angesichts des knappen Impfstoffe­s, zunächst etwa sechs Monate nach Infektion impfen.

Nachgefrag­t In einem Pflegeheim am Bodensee sind mehrere Bewohner kurz nach der Impfung an einer COVID-19Erkranku­ng verstorben. Einen Zusammenha­ng mit der Impfung schließt das Heim aus. Zu Recht?

Diese Erkrankung­en und Todesfälle konnten durch die Impfung nicht verhindert werden, da die Infektion dieser Menschen bereits vor oder sehr kurz nach der Impfung erfolgte. Nach der ersten Impfung tritt ein Teilschutz etwa nach zehn Tagen auf. Der Impfstoff kann die Infektion und Erkrankung nicht hervorrufe­n, da er nichts Infektiöse­s enthält.

Im Netz kursieren Gerüchte über Impfstoffe wie jene von Biontech/ Pfizer: Angeblich seien sie keine Impfstoffe, sondern regten Zellen zur Produktion krank machender Stoffe an. Er führe nicht zu Immunität. Was ist an solchen Gerüchten dran?

Das ist einfach gesagt „blanker Unsinn“. Wie bereits häufig erklärt, enthält der Biontech/Pfizer-Impfstoff eine kleine mRNA, die über den normalen Eiweiß-Syntheseap­parat der Zelle zur Bildung eines kleinen Eiweißes (Spike-Protein des Virus) führt, welches dann zur Immunantwo­rt des Körpers gegen dieses Protein und damit zum Schutz vor Erkrankung führt. Diese Tatsache ist sehr gut untersucht und belegt, sodass daran kein Zweifel besteht. Ob derartige Gerüchte aus Dummheit oder aus Bosheit verbreitet werden, weiß ich nicht.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany