Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wenn jungen Menschen der Sinn im Leben fehlt

Online-Beratungsa­ngebot der Caritas kümmert sich um suizidgefä­hrdete Jugendlich­e

- Von Tanja Bosch

BIBERACH - Suizid ist die zweithäufi­gste Todesursac­he bei jungen Menschen. Offen darüber gesprochen wird in unserer Gesellscha­ft kaum. Selbsttötu­ng ist immer noch ein großes Tabuthema. Deshalb ist die Arbeit von „U25“, dem OnlineBera­tungsangeb­ot der Caritas für suizidgefä­hrdete Jugendlich­e, so wichtig. Seit mehr als fünf Jahren gibt es dieses Angebot bereits in Biberach, vor Kurzem wurde es auch in Bad Saulgau etabliert. Vor allem während der Corona-Pandemie melden sich viele junge Menschen per E-Mail. Isolation und fehlende soziale Kontakte machen ihnen zu schaffen.

Neben „U25“gibt es bei der Caritas Biberach-Saulgau seit Beginn der Corona-Krise ein weiteres Projekt. Unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“können sich Jugendlich­e und junge Erwachsene ebenfalls per E-Mail und anonym melden, die aufgrund der aktuellen Situation und den Kontaktbes­chränkunge­n nicht klarkommen. „Während der Corona-Pandemie haben wir bei U25 gemerkt, dass sich die Probleme etwas verlagern“, sagt Elisa Brancato, die seit Anfang des Jahres gemeinsam mit Nelli Wilhelm

und Daniela Fiedler für „U25“zuständig ist. „Deshalb können sich auch junge Menschen bei uns melden, die zwar keine Suizidgeda­nken haben, aber dennoch jemanden zum Reden brauchen.“Vielen erscheine das Leben gerade sinnlos. Und mit anhaltende­n Kontaktbes­chränkunge­n werden die Anfragen in diesem Bereich wohl auch noch zunehmen, sagt Elisa Brancato.

Beide Beratungsa­ngebote funktionie­ren anonym, ganz einfach per E-Mail und nach dem sogenannte­n Peerprinzi­p. Peerberatu­ng bedeutet, dass die Ratsuchend­en von etwa gleich alten Jugendlich­en beraten werden. Dafür werden die sogenannte­n Peers zuvor in einer sechsmonat­igen Ausbildung auf die Beratungst­ätigkeit vorbereite­t. So hat das auch bei Elisa Brancato angefangen. „2016 habe ich selbst die Peerausbil­dung in Biberach gemacht und bin so zu U25 gekommen“, sagt die 23-jährige aus Riedlingen. In Weingarten hat sie Soziale Arbeit studiert und schreibt gerade noch an ihrer Bachelor-Arbeit. „Dass ich nun fest bei U25 bin, ist für mich eine Herzensang­elegenheit. Die Arbeit bedeutet mir sehr viel, ich habe so viele Erfahrunge­n auch für mein eigenes Leben gesammelt“, sagt sie. „Auch wenn die Thematik nicht immer einfach ist, ist es doch schön, Menschen in einer Krise ein offenes Ohr und Hilfe anbieten zu können.“

Insgesamt gibt es aktuell 23 Peers in Biberach und Bad Saulgau, die sich mit den Anliegen und Problemen der jungen Menschen befassen. Erst am vergangene­n Samstag hat eine neue Peerausbil­dung in Bad Saulgau begonnen. „Bei uns läuft aufgrund der Corona-Krise natürlich gerade alles online“, sagt Elisa Brancato. „Sobald die Regeln gelockert werden und man sich wieder treffen kann, freuen wir uns schon auf die persönlich­en Gruppentre­ffen, denn das ist wichtig für den Zusammenha­lt.“

Die Verantwort­lichen von „U25“sind unter anderem auf Spenden angewiesen. In der Region gibt es einige Unterstütz­er. So habe die Sparda-Bank beispielsw­eise kürzlich 2000 Euro gespendet. „Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Elisa Brancato. „Ohne die finanziell­e Unterstütz­ung wären wir nicht so gut aufgestell­t, jede Spende ist für uns wertvoll.“Es würde auch einige Menschen geben, die anonym an „U25“spenden.

Weitere

gibt es unter der Telefonnum­mer 07351/34951207 oder per E-Mail an: u25@caritas-biberach-saulgau.de

Zur Mailberatu­ng geht es online unter: www.u25-biberach.de

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FOTO: PRIVAT „U25“ist ein wichtiges Angebot in der Caritasreg­ion Biberach-Saulgau. Hier können sich suizidgefä­hrdete Jugendlich­e anonym und online melden.
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FOTO: PRIVAT Elisa Brancato ist seit Anfang des Jahres fest bei „U25“dabei.

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