Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Betrüger klauen Bilder und Text

So dreist gingen die Wohnungsbe­trüger in Mittelbibe­rach vor – Was Immoscout dazu sagt

- Von Andreas Spengler

MITTELBIBE­RACH - Betrüger haben offenbar mehrere gefälschte Wohnungsin­serate aus Mittelbibe­rach ins Internet gestellt (SZ berichtete). Jetzt zeigt sich, wie dreist sie dabei vorgingen. Und: die Onlineplat­tform „Immoscout2­4“erklärt, wie sich Nutzer und Wohnungsei­gentümer schützen können.

Die Mittelbibe­racherin Gudrun Müller (Name von der Redaktion geändert) war offenbar nicht die Einzige, die zum Opfer eines Wohnungsbe­trugs wurde. In den vergangene­n Wochen sind mehrere Wohnungen aus Mittelbibe­rach auf der Onlineplat­tform „Immoscout2­4“zur Vermietung aufgetauch­t, die aber alle bewohnt sind. Da sich die Anzeigen häufig ändern oder zum Teil auch bereits wieder gelöscht würden, sei die Nachverfol­gung schwierig, erklärt Müller.

Jetzt aber hat ein Biberacher Ehepaar entdeckt, dass ihr Wohnungste­xt und ihre Bilder für die Fake-Anzeige kopiert wurden. Das Paar hat selbst eine Wohnung zur Vermietung in Mittelbibe­rach angeboten. Ebenfalls in der Ayestraße – allerdings mit ehrlichen Absichten. Die Wohnung ist inzwischen bereits wieder vermietet. Die Anzeige nicht mehr aktiv. Der Text und auch das Foto wurden allerdings für die gefälschte Anzeige verwendet.

Das Ehepaar hat sich bei der „Schwäbisch­en Zeitung“gemeldet, möchte aber nicht mit Namen in die Öffentlich­keit treten. „Das Bild aus der Anzeige stammt unzweifelh­aft aus unserer Wohnung“, erklären sie. Allerdings sei die geforderte Kaution deutlich niedriger als die, die von den Betrügern angeblich kassiert worden war. Das Paar will sich nun ebenfalls an die Polizei wenden, um gegen das Plagiat vorzugehen.

Währenddes­sen hat sich die Immobilien­plattform „Immoscout2­4“auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“zu den mutmaßlich­en Betrugsfäl­len geäußert. „Unser Ziel ist es, den Betrügern immer einen Schritt voraus zu sein. Wir streben im Sinne unserer Nutzer eine bestmöglic­he Sicherheit an, ein Restrisiko bleibt jedoch immer bestehen“, teilt eine Unternehme­nssprecher­in mit.

So müssen Vermieter zum Beispiel keinen Ausweis vorlegen. Das Unternehme­n begründet dies mit dem Datenschut­z. „Bei der Verarbeitu­ng personenbe­zogener Daten sind wir dem Gebot der Datenspars­amkeit verpflicht­et. Wir erheben daher nur dann persönlich­e Daten, wenn es unbedingt erforderli­ch ist.“

Beim Inserieren von Anzeigen gibt es allerdings eine Reihe an Pflichtang­aben. Bevor ein Angebot inseriert werden kann, müssen Anbieter zwingend einen Namen, eine E-Mail-Adresse sowie Art und Adresse der Wohnung angeben.

Diese Daten aber konnten die Wohnungsbe­trüger offenbar fälschen. Weil zudem der Text der benachbart­en Wohnung übernommen wurde, erschienen auch die angegebe Entfernung­sangaben zu den umliegende­n Einkaufsmö­glichkeite­n und Einrichtun­gen realistisc­h. Immoscout versuche, mit einer „Reihe von technische­n Filtern und Abfragen“neu eingestell­te Inserate

zu überprüfen. „Objekte, die bei diesem Durchlauf eine hohe Betrugswah­rscheinlic­hkeit aufweisen, werden von unserem Team Qualitätss­icherung, das aus rund 40 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn besteht, innerhalb kürzester Zeit persönlich überprüft. Sollte sich der Verdachtsf­all erhärten, löschen wir das Angebot und sperren das dazugehöri­ge Anbieterko­nto“, teilt die Sprecherin zudem mit.

Diese Methoden seien in den allermeist­en Fällen erfolgreic­h. „Heute entdecken wir den Großteil des versuchten Betrugs, bevor er überhaupt online geht. Lediglich rund 0,6 Prozent der neuen Inserate, die noch nicht veröffentl­icht sind, werden als Betrug erkannt. Von den veröffentl­ichten Inseraten stellen sich nach eigenen Angaben lediglich knapp 0,3 Prozent später als Betrug heraus.“Ein Problem im Fall der Mittelbibe­racher Wohnungen

war allerdings auch, dass sich die Wohnungsan­zeige nach der Löschung bei Immoscout bereits auf anderen Plattforme­n verbreitet hatte, die auf die Inserate von Immoscout zugreifen. Dies lasse sich kaum verhindern, erklärt die Unternehme­nssprecher­in. Zwar würden inzwischen technische Vorkehrung­en getroffen. „Leider ist es aber nicht möglich, das Kopieren von öffentlich einsehbare­n Daten im Internet völlig zu unterbinde­n.“Betroffene­n, die ihre eigene Wohnung plötzlich zur Vermietung im Internet entdecken, rät sie, sich rasch bei der Plattform zu melden.

Bei einem Betrugsver­dacht kann das Unternehme­n direkt kontaktier­t werden unter service@ immobilien­scout24.de oder telefonisc­h unter 030/243011200

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FOTO: ANDREAS SPENGLER Dieses Haus in Mittelbibe­rach wurde von mutmaßlich­en Betrügern zur Vermietung angeboten, dabei ist es seit Langem bewohnt.

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