Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Betrüger klauen Bilder und Text
So dreist gingen die Wohnungsbetrüger in Mittelbiberach vor – Was Immoscout dazu sagt
MITTELBIBERACH - Betrüger haben offenbar mehrere gefälschte Wohnungsinserate aus Mittelbiberach ins Internet gestellt (SZ berichtete). Jetzt zeigt sich, wie dreist sie dabei vorgingen. Und: die Onlineplattform „Immoscout24“erklärt, wie sich Nutzer und Wohnungseigentümer schützen können.
Die Mittelbiberacherin Gudrun Müller (Name von der Redaktion geändert) war offenbar nicht die Einzige, die zum Opfer eines Wohnungsbetrugs wurde. In den vergangenen Wochen sind mehrere Wohnungen aus Mittelbiberach auf der Onlineplattform „Immoscout24“zur Vermietung aufgetaucht, die aber alle bewohnt sind. Da sich die Anzeigen häufig ändern oder zum Teil auch bereits wieder gelöscht würden, sei die Nachverfolgung schwierig, erklärt Müller.
Jetzt aber hat ein Biberacher Ehepaar entdeckt, dass ihr Wohnungstext und ihre Bilder für die Fake-Anzeige kopiert wurden. Das Paar hat selbst eine Wohnung zur Vermietung in Mittelbiberach angeboten. Ebenfalls in der Ayestraße – allerdings mit ehrlichen Absichten. Die Wohnung ist inzwischen bereits wieder vermietet. Die Anzeige nicht mehr aktiv. Der Text und auch das Foto wurden allerdings für die gefälschte Anzeige verwendet.
Das Ehepaar hat sich bei der „Schwäbischen Zeitung“gemeldet, möchte aber nicht mit Namen in die Öffentlichkeit treten. „Das Bild aus der Anzeige stammt unzweifelhaft aus unserer Wohnung“, erklären sie. Allerdings sei die geforderte Kaution deutlich niedriger als die, die von den Betrügern angeblich kassiert worden war. Das Paar will sich nun ebenfalls an die Polizei wenden, um gegen das Plagiat vorzugehen.
Währenddessen hat sich die Immobilienplattform „Immoscout24“auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“zu den mutmaßlichen Betrugsfällen geäußert. „Unser Ziel ist es, den Betrügern immer einen Schritt voraus zu sein. Wir streben im Sinne unserer Nutzer eine bestmögliche Sicherheit an, ein Restrisiko bleibt jedoch immer bestehen“, teilt eine Unternehmenssprecherin mit.
So müssen Vermieter zum Beispiel keinen Ausweis vorlegen. Das Unternehmen begründet dies mit dem Datenschutz. „Bei der Verarbeitung personenbezogener Daten sind wir dem Gebot der Datensparsamkeit verpflichtet. Wir erheben daher nur dann persönliche Daten, wenn es unbedingt erforderlich ist.“
Beim Inserieren von Anzeigen gibt es allerdings eine Reihe an Pflichtangaben. Bevor ein Angebot inseriert werden kann, müssen Anbieter zwingend einen Namen, eine E-Mail-Adresse sowie Art und Adresse der Wohnung angeben.
Diese Daten aber konnten die Wohnungsbetrüger offenbar fälschen. Weil zudem der Text der benachbarten Wohnung übernommen wurde, erschienen auch die angegebe Entfernungsangaben zu den umliegenden Einkaufsmöglichkeiten und Einrichtungen realistisch. Immoscout versuche, mit einer „Reihe von technischen Filtern und Abfragen“neu eingestellte Inserate
zu überprüfen. „Objekte, die bei diesem Durchlauf eine hohe Betrugswahrscheinlichkeit aufweisen, werden von unserem Team Qualitätssicherung, das aus rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht, innerhalb kürzester Zeit persönlich überprüft. Sollte sich der Verdachtsfall erhärten, löschen wir das Angebot und sperren das dazugehörige Anbieterkonto“, teilt die Sprecherin zudem mit.
Diese Methoden seien in den allermeisten Fällen erfolgreich. „Heute entdecken wir den Großteil des versuchten Betrugs, bevor er überhaupt online geht. Lediglich rund 0,6 Prozent der neuen Inserate, die noch nicht veröffentlicht sind, werden als Betrug erkannt. Von den veröffentlichten Inseraten stellen sich nach eigenen Angaben lediglich knapp 0,3 Prozent später als Betrug heraus.“Ein Problem im Fall der Mittelbiberacher Wohnungen
war allerdings auch, dass sich die Wohnungsanzeige nach der Löschung bei Immoscout bereits auf anderen Plattformen verbreitet hatte, die auf die Inserate von Immoscout zugreifen. Dies lasse sich kaum verhindern, erklärt die Unternehmenssprecherin. Zwar würden inzwischen technische Vorkehrungen getroffen. „Leider ist es aber nicht möglich, das Kopieren von öffentlich einsehbaren Daten im Internet völlig zu unterbinden.“Betroffenen, die ihre eigene Wohnung plötzlich zur Vermietung im Internet entdecken, rät sie, sich rasch bei der Plattform zu melden.
Bei einem Betrugsverdacht kann das Unternehmen direkt kontaktiert werden unter service@ immobilienscout24.de oder telefonisch unter 030/243011200