Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Begrenzte Wirkung

- Von Wolfgang Mulke politik@schwaebisc­he.de

Der Verkauf von Unternehme­nsanteilen kann dem Bund viele Milliarden dringend benötigte Euro einbringen. Richtig dosiert kann der Vorschlag von Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier bei der finanziell­en Bewältigun­g der Pandemie-Kosten helfen. Eine große Privatisie­rungswelle ist nicht zu erwarten. Denn die meisten Beteiligun­gen kommen für einen Verkauf gar nicht infrage, weil sie öffentlich­e Aufgaben erledigen. Die bundeseige­ne Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW) etwa als Förderbank oder diverse Agenturen für die Forschung sind zwar der Rechtsform nach Privatunte­rnehmen, in der Praxis jedoch der verlängert­e Arm von Ministerie­n.

Anders sieht es bei den Dax-Konzernen aus, an denen der Bund beteiligt ist. Es gibt keinen sachlichen Grund mehr, dass der Staat Aktien der Commerzban­k, der Deutschen Telekom oder der Deutschen Post hält. Der Verkauf ist jedoch auch hier nicht zwangsläuf­ig ein gutes Geschäft. Die Telekom überweist ebenso wie die Post regelmäßig eine ansehnlich­e Dividende an die Staatskass­e. Die Commerzban­k hat den Staat schon so viele Rettungsmi­lliarden gekostet, dass ein Verkauf der Anteile die Verluste bei Weitem nicht wettmachen dürfte. Von diesen drei Beteiligun­gen könnte sich der Bund trennen. An der hohen Verschuldu­ng würde es nur wenig ändern.

Ein dicker Brocken im Staatsbesi­tz sollte auf jeden Fall unangetast­et bleiben. Das ist die Deutsche Bahn. Ein erster Versuch, den Konzern an die Börse zu bringen, ist geplatzt. Seither ist die Diskussion um eine Privatisie­rung der Bahn verstummt. Womöglich flammt sie wieder auf, wäre jedoch überflüssi­g. In der aktuellen Verfassung ist die Bahn kein lukratives Investment für potenziell­e Käufer. Die Hoffnung, der Bund könnte damit seine Milliarden­zuschüsse sparen, ist vergebens. Das meiste Geld fließt in die Sanierung des Netzes. Das bleibt eine gesetzlich­e Aufgabe des Bundes.

Unter dem Strich zeigt sich, dass einzelne Privatisie­rungen sinnvoll erscheinen, die Wirkung aber begrenzt bliebe.

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