Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Theaterpro­jekt gegen das Vergessen der NSU-Taten

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BONN (dpa) - Aufführung­en, Lesungen und Konzerte zum Thema Extremismu­s: Zehn Jahre nach Bekanntwer­den der Mordserie des „Nationalso­zialistisc­hen Untergrund­s“wollen Theater in Heilbronn und einem Dutzend weiterer Städte an die Verbrechen der NSU-Terroriste­n erinnern. „Unter die Taten darf kein Schlussstr­ich gezogen werden“, sagte Jonas Zipf, Vorsitzend­er des Vereins „Licht ins Dunkel“, bei der Vorstellun­g des Projekts in Bonn.

Am 4. November 2011 waren die NSU-Terroriste­n Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt tot aufgefunde­n wurden. Im Anschluss daran wurde die Mordserie bekannt: Der NSU hatte acht türkischst­ämmige und einen griechisch­stämmigen Kleinunter­nehmer sowie eine Polizistin in Heilbronn ermordet. In Gedenken daran plant „Licht ins Dunkel“zwischen dem 21. Oktober und 7. November 2021 zahlreiche Veranstalt­ungen unter dem Titel „Kein Schlussstr­ich!“.

„Die Taten müssen aufgearbei­tet und Lehren daraus gezogen werden“, sagte Zipf, der Werkleiter des städtische­n Kulturbetr­iebs Jena (JenaKultur) ist. „Wir wollen das mit künstleris­chen Mitteln tun.“Im Mittelpunk­t sollten die Perspektiv­en der Opfer und Migranten-Communitys stehen, sagte Kurator Simon Meienreis: „Wir wollen auf offene Fragen aus der Sicht der Angehörige­n und Opfer hinweisen.“

Zu den beteiligte­n Institutio­nen gehören neben dem Heilbronne­r Theater unter anderem das Theater Chemnitz, das Theaterhau­s Jena, das Staatsthea­ter Kassel, das Schauspiel Köln, das Staatsthea­ter Nürnberg, das Theater PlauenZwic­kau, das Volkstheat­er Rostock, das Theater Rudolstadt-Eisenach und das Deutsche Nationalth­eater Weimar.

Jedes der Häuser soll nach Angaben der Veranstalt­er eine Eigenprodu­ktion zum Thema auf die Bühne bringen. Zudem soll es eine mobile Ausstellun­g unter dem Titel „Offener Prozess“geben sowie ein Oratorium mit Konzerten, die sich auf Texte zeitgenöss­ischer Autoren beziehen. Hinzu kommen Diskussion­en, Lesungen und wissenscha­ftliche Beiträge. Das Programm stehe unter dem Vorbehalt, dass solche Veranstalt­ungen angesichts der Corona-Pandemie Ende Oktober wieder möglich sind.

Ausführlic­he Informatio­nen zu dem Projekt unter https://www.jenakultur.de/ de/894307

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