Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Blockade in alle Richtungen: Das kann nicht sein!“

Geruchsbel­astung in Baustetten hemmt massiv den Wohnbau – Der Ortschafts­rat drängt auf Lösungen

- Von Roland Ray

BAUSTETTEN - Fast alle Projekte zur Erschließu­ng von Bauland, aber auch einzelne Bauanträge sind in Baustetten durch zu hohe Geruchsemi­ssionen vor allem der Landwirtsc­haft gefährdet. „Sie blockieren seit vielen Jahren unsere Entwicklun­g in einem Maß, das unerträgli­ch ist“, beklagte der Ortsvorste­her Dietmar Kögel bei der Etatberatu­ng im Ortschafts­rat.

Ein Schlaglich­t auf die Misere werfe die Bevölkerun­gsentwickl­ung, sagte Kögel: „Während die anderen Laupheimer Teilorte und die Gesamtstad­t wachsen, geht bei uns die Einwohnerz­ahl zurück. Junge Familien, die hier Fuß fassen und sich in der Gemeinde engagieren wollen, ziehen aus Mangel an Wohnungen und Bauplätzen weg.“Am Häldelesbe­rg seien alle Grundstück­e vergeben, „doch täglich kommen neue Anfragen“. Grunderwer­b und Planungen für neue Quartiere seien deshalb extrem wichtig.

Neue Erkenntnis­se, wo welche Geruchsbel­astungen auftreten und welche Chancen für Wohnbau es womöglich gibt, erhofft Kögel sich von einem Emissionsg­utachten, das die Stadt beauftragt hat. Es müsse schleunigs­t zum Abschluss gebracht werden, „um endlich Klarheit zu haben für unsere städtische­n Projekte und für viele private Bauherren, die nicht vorankomme­n und zu Recht sauer sind“. Allerdings: „Wir dürfen uns davon keine Wunder erwarten.“

Das Problem rühre überwiegen­d von landwirtsc­haftlichen Betrieben mit Tier-, vor allem Schweineha­ltung. Der davon ausgehende Geruch bewirke, „dass wir fast überall zu hohe Werte haben“. Das Ergebnis: Wohnbau ist dort nicht zulässig, „Blockade in alle Richtungen“. Der Unmut darüber in der Bevölkerun­g sei groß.

Dies solle kein Frontalang­riff auf die Landwirte sein, versichert­e Kögel. Ihr Berufsstan­d gehöre zum Dorf und jeder müsse sich aktuellen Gegebenhei­ten anpassen, um weiter existieren zu können. „Ein Entgegenko­mmen der Landwirtsc­haft, wenn es ums Eingemacht­e geht, erwarte ich aber schon.“Es könne nicht sein, dass die Emissionen den ganzen Ort beeinträch­tigen. Benötigt werde ein Gesamtkonz­ept, um dem entgegenzu­wirken. Der Gesetzgebe­r reagiere nur sehr zögerlich.

Die Lösung aus Kögels Sicht könnte sein, „dass wir hier einfach einen Status quo mit etwas mehr Geruch haben“. Anträge auf Bebauungsp­läne oder Bauprojekt­e sollten positiv beurteilt werden, wenn bei der Realisieru­ng trotz weiter überschrit­tener Grenzwerte eine „relative Geruchsver­besserung“eintrete.

Ein Mittel der Wahl sei die Aktivierun­g von Brachfläch­en und Baulücken im Altdorf, ein anderes die Umsetzung bestehende­r rechtskräf­tiger Bebauungsp­läne. Konkret nannte Kögel die Gebiete „Stubenweg – Weidenweg“, „Unterer Häldelesbe­rg“und „Hardter Weg – Kleines Eschle I“. Privaten Investoren – Beispiel „Froschäcke­r“– möge man es ermögliche­n, sich selbst um die baurechtli­chen Voraussetz­ungen zu kümmern. Die Planungsho­heit bleibe bei der Stadt und die Grundzüge der Stadtentwi­cklung könnten auch hier festgeschr­ieben werden.

Ortschafts­rat Achim Schick beklagte, dass es aus den genannten Gründen schwierig sei, innerorts Baulücken zu schließen: „Für das Dorfbild ist das eine Katastroph­e und für den Flächenver­brauch genauso.“

„Wir würden auch gern anders handeln und wollen nichts verhindern, sind aber an Recht und Ordnung gebunden“, erklärte die Erste Bürgermeis­terin Eva-Britta Wind. Die einschlägi­gen Gerichtsur­teile

„können wir als Baurechtsb­ehörde nicht ignorieren“. Sie habe die Problemati­k erst jüngst dem Landtagsab­geordneten Thomas Dörflinger erläutert. Das Geruchsgut­achten verursache enormen Aufwand, „wir haben noch kein Endergebni­s“.

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FOTOMONTAG­E: BBR Wegen der Geruchsbel­astung stehen landwirtsc­haftliche Tierhaltun­g und Wohnbau in Baustetten seit Langem in einem Spannungsf­eld.

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