Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Blockade in alle Richtungen: Das kann nicht sein!“
Geruchsbelastung in Baustetten hemmt massiv den Wohnbau – Der Ortschaftsrat drängt auf Lösungen
BAUSTETTEN - Fast alle Projekte zur Erschließung von Bauland, aber auch einzelne Bauanträge sind in Baustetten durch zu hohe Geruchsemissionen vor allem der Landwirtschaft gefährdet. „Sie blockieren seit vielen Jahren unsere Entwicklung in einem Maß, das unerträglich ist“, beklagte der Ortsvorsteher Dietmar Kögel bei der Etatberatung im Ortschaftsrat.
Ein Schlaglicht auf die Misere werfe die Bevölkerungsentwicklung, sagte Kögel: „Während die anderen Laupheimer Teilorte und die Gesamtstadt wachsen, geht bei uns die Einwohnerzahl zurück. Junge Familien, die hier Fuß fassen und sich in der Gemeinde engagieren wollen, ziehen aus Mangel an Wohnungen und Bauplätzen weg.“Am Häldelesberg seien alle Grundstücke vergeben, „doch täglich kommen neue Anfragen“. Grunderwerb und Planungen für neue Quartiere seien deshalb extrem wichtig.
Neue Erkenntnisse, wo welche Geruchsbelastungen auftreten und welche Chancen für Wohnbau es womöglich gibt, erhofft Kögel sich von einem Emissionsgutachten, das die Stadt beauftragt hat. Es müsse schleunigst zum Abschluss gebracht werden, „um endlich Klarheit zu haben für unsere städtischen Projekte und für viele private Bauherren, die nicht vorankommen und zu Recht sauer sind“. Allerdings: „Wir dürfen uns davon keine Wunder erwarten.“
Das Problem rühre überwiegend von landwirtschaftlichen Betrieben mit Tier-, vor allem Schweinehaltung. Der davon ausgehende Geruch bewirke, „dass wir fast überall zu hohe Werte haben“. Das Ergebnis: Wohnbau ist dort nicht zulässig, „Blockade in alle Richtungen“. Der Unmut darüber in der Bevölkerung sei groß.
Dies solle kein Frontalangriff auf die Landwirte sein, versicherte Kögel. Ihr Berufsstand gehöre zum Dorf und jeder müsse sich aktuellen Gegebenheiten anpassen, um weiter existieren zu können. „Ein Entgegenkommen der Landwirtschaft, wenn es ums Eingemachte geht, erwarte ich aber schon.“Es könne nicht sein, dass die Emissionen den ganzen Ort beeinträchtigen. Benötigt werde ein Gesamtkonzept, um dem entgegenzuwirken. Der Gesetzgeber reagiere nur sehr zögerlich.
Die Lösung aus Kögels Sicht könnte sein, „dass wir hier einfach einen Status quo mit etwas mehr Geruch haben“. Anträge auf Bebauungspläne oder Bauprojekte sollten positiv beurteilt werden, wenn bei der Realisierung trotz weiter überschrittener Grenzwerte eine „relative Geruchsverbesserung“eintrete.
Ein Mittel der Wahl sei die Aktivierung von Brachflächen und Baulücken im Altdorf, ein anderes die Umsetzung bestehender rechtskräftiger Bebauungspläne. Konkret nannte Kögel die Gebiete „Stubenweg – Weidenweg“, „Unterer Häldelesberg“und „Hardter Weg – Kleines Eschle I“. Privaten Investoren – Beispiel „Froschäcker“– möge man es ermöglichen, sich selbst um die baurechtlichen Voraussetzungen zu kümmern. Die Planungshoheit bleibe bei der Stadt und die Grundzüge der Stadtentwicklung könnten auch hier festgeschrieben werden.
Ortschaftsrat Achim Schick beklagte, dass es aus den genannten Gründen schwierig sei, innerorts Baulücken zu schließen: „Für das Dorfbild ist das eine Katastrophe und für den Flächenverbrauch genauso.“
„Wir würden auch gern anders handeln und wollen nichts verhindern, sind aber an Recht und Ordnung gebunden“, erklärte die Erste Bürgermeisterin Eva-Britta Wind. Die einschlägigen Gerichtsurteile
„können wir als Baurechtsbehörde nicht ignorieren“. Sie habe die Problematik erst jüngst dem Landtagsabgeordneten Thomas Dörflinger erläutert. Das Geruchsgutachten verursache enormen Aufwand, „wir haben noch kein Endergebnis“.