Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Der Winter hat den Norden fest im Griff
Züge fallen aus, LKWs bleiben liegen, Zirkuszelt bricht unter Schneelast zusammen – und Wintersportler jubeln
Das Wetter zeigte sich am Wochenende zweigeteilt: Im Norden Deutschlands peitschte der Wind durch Städte und Dörfer, Schnee türmte sich da auf, wo normalerweise nicht einmal die Anschaffung einer Schneeschaufel lohnt. Besonders auf den Straßen und den Schienen hat das Probleme bereitet. Verkehrsminister Scheuer rät den Bewohnern der stark betroffenen Regionen gar, am Montag zu Hause zu bleiben. Im Süden konnten die Menschen zumindest am Samstag noch vergleichsweise milde Temperaturen genießen. Doch seit Sonntag ist klar: Auch bei uns hat sich der Winter noch lange nicht verabschiedet.
Dutzende festhängende Lastwagen, eine Befreiungsaktion aus einer Schwebebahn und große Probleme im Bahnverkehr: Ein heftiger Schneesturm hat in Teilen Deutschlands für Verkehrschaos gesorgt. Es fielen mancherorts mehr als 30 Zentimeter Schnee, dazu kamen meterhohe Verwehungen. Polizei und Feuerwehr fuhren zahllose Einsätze. Bei der Bahn kam es im Regional- und Fernverkehr zu großen Einschränkungen. Auch Fußballspiele wurden abgesagt. Der heftige Wintereinbruch brachte die Räumdienste etwa in Nordrhein-Westfalen an ihre Grenzen. Die Polizei musste spiegelglatte Autobahnen sperren, es gab Hunderte Unfälle, bei der Bahn fielen Züge wegen vereister Oberleitungen aus. Busse standen vielerorts still. Autos blieben in tiefen Schneewehen stecken.
Das für den Abend geplante Spiel der Fußball-Bundesliga zwischen Arminia Bielefeld und Werder Bremen wurde abgesagt. Der Platz sei nicht bespielbar, hieß es von der Deutschen Fußball Liga. Auch die Zweitliga-Partie Paderborn gegen Heidenheim wurde nicht gespielt.
In Wuppertal befreiten Einsatzkräfte sechs Menschen aus einer Schwebebahn. Die Bahn konnte nach Angaben der Feuerwehr durch das eisige Wetter nicht mehr fahren und blieb stehen. Die Fahrgäste wurden mit Drehleitern aus luftiger Höhe befreit und blieben unverletzt. Wegen der großen Schneemassen stürzte außerdem in Hagen ein Zirkuszelt ein. 13 Tiere wurden gerettet.
Der Lastwagenverkehr kam in Osthessen schon in der Nacht zum Sonntag zeitweise zum Erliegen. Mehr als 55 Sattelzüge konnten dort aufgrund der glatten Fahrbahn und ihres Gewichts die Steigungen nicht überwinden.
Die Einschränkungen im Bahnverkehr waren teils massiv: Zwischen
Hamburg und NordrheinWestfalen sowie zwischen Hamburg und Hannover etwa verkehrten keine Züge. Zwischen Hamburg und Berlin komme es zu Einschränkungen, teilte die Deutsche Bahn auf ihrer Internetseite mit. Der Bahnverkehr wird auch am Montag deutlich eingeschränkt sein. „In Niedersachsen, Bremen und insbesondere im Großraum Hannover gibt es keine Entspannung der Lage“, teilte die Bahn am Sonntag mit. Für gestrandete Reisende stellte sie sogenannte Aufenthaltszüge auf – zum Aufwärmen.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) riet den vom Schneechaos betroffenen Menschen in Deutschland, am Wochenbeginn besser zu Hause zu bleiben. Man könne nicht garantieren, im Laufe des Montags den Bahnverkehr wieder zum Laufen zu bekommen, sagte Scheuer nach einer Lagebesprechung am Sonntag bei „Bild live“. Der Wind mache „megamäßig“Probleme, vor allem mit Schneeverwehungen. Betroffen seien auch die Autobahnen und die Bahn. Das heiße: in Absprache mit dem Arbeitgeber „lieber zu Hause bleiben“, so der Minister.
Tief „Tristan“über Mitteleuropa und dem zentralen Mittelmeer bringt im Zusammenspiel mit Hoch „Gisela“über Skandinavien weitere eisige Luft. „Nach dem schnee- und windreichen Wochenende kommt nun aus Osten die große Kälte auf uns zu“, sagte Meteorologe Simon Trippler vom DWD am Sonntag. Mit Schnee muss weiter gerechnet werden, allerdings fällt dieser nicht mehr so intensiv wie am Wochenende.
Am Dienstag lassen die Schneefälle in Deutschland dann größtenteils nach, außer an der Küste. Für die Nächte sagen die Meteorologen klirrende Kälte vorher, häufig mit strengem Frost unter minus zehn Grad. Lokal seien insbesondere über Schneeflächen bis zu minus 20 Grad „gut möglich“. (dpa)