Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Nur alles online geht nicht“
Betriebliche Ausbildung in Zeiten der Pandemie: Ein Gespräch mit Ute Hiller und Antje Wiedmer vom Vorstand des Gewerbevereins Burgrieden-Achstetten
der Situation so gut wie möglich angepasst. Auch Vorstellungsgespräche finden per Videokonferenz statt, ebenso das Casting zu den Burgrieder Festspielen.
Trotz aller Bemühungen, das Beste aus der Krise zu machen, sei im Moment aber doch in vielen Bereichen die Luft etwas raus, sagt Hiller. „Aber ich möchte nicht schwarzmalen und kann mir vorstellen, dass, wenn es wieder ohne Beschränkungen losgeht, sich die Situation relativ schnell normalisiert.“Wobei es ganz so wie vor der Krise wohl nicht mehr werde und in vielen Bereichen die Vorgehensweise, Besprechungen,
Mandantengespräche und Beratungen per Videokonferenz zu führen, beibehalten werde, was durchaus zu begrüßen sei. „Diese Möglichkeiten sollten auch weiterhin ausgebaut werden“, findet Ute Hiller.
STETTEN - Keine Sorge, neue Auszubildende zu finden, hat das Unternehmen Zimmerei & Holzbau Wiedmer in Stetten. Die Diplom-Kauffrau Antje Wiedmer, die mit ihrem Mann Andreas den Betrieb führt, plagt eher ein anderes Problem: „Aufgrund der Corona-Pandemie und des Lockdowns ist derzeit das Bildungs
und Kompetenzzentrum des Zimmererhandwerks in Biberach geschlossen.“
Dort absolvieren die künftigen Zimmerer ihre überbetriebliche praktische Ausbildung. Sie findet zusätzlich zum Berufsschulunterricht und der Ausbildung im Betrieb in regelmäßigen Kursen statt. Diese Kurse seien sehr wichtig, sagt Antje Wiedmer, weil die Betriebe, vor allem die kleineren, nicht alle Bereiche fachpraktisch abbilden könnten. „Bei uns gibt es keine Lehrwerkstätten wie in der Industrie. Unsere Lehrlinge sind auf die überbetriebliche Ausbildung im Kompetenzzentrum angewiesen.“
Aktuell hat die Zimmerei zwei Auszubildende im dritten Lehrjahr, in diesem Sommer sollen sie ihre Abschlussprüfungen ablegen. „Schon im vergangenen Jahr nach dem ersten Lockdown war zu spüren, dass es für das Kompetenzzentrum herausfordernd war, für alle Lehrlinge die entsprechenden Kurse anzubieten“, berichtet Wiedmer. „Die Klassen durften nicht so groß sein, sodass ein Teil der Kurse in die Handwerkerferien verlegt wurde.“Eine Zwischenprüfung habe gar nicht stattgefunden.
Dieses Jahr seien die schriftlichen Abschlussprüfungen für Mai vorgesehen.
Wiedmer. Diese stelle das Kompetenzund Bildungszentrum in Biberach, das ein großes Einzugsgebiet hat, vor eine große Herausforderung, da es voll ausgelastet sei. Trotzdem sei es vom Zentralverband des Deutschen Handwerks angehalten, nicht auf Ausbildungsinhalte zu verzichten. „Wie das gehen soll, ist uns noch völlig unklar.“
Normalerweise sei es auch so, dass die Zeiten, in denen die Auszubildenden die Berufsschule besuchen und Kurse im Kompetenzzentrum belegen, im Voraus für ein Jahr feststehen. Das sei im Moment nicht so, die Zeiten könnten nur kurzfristig bekannt gegeben werden. „Das stellt uns auch vor große Herausforderungen bei der Planung der Baustellen und der Mitarbeiter, da auch die Auszubildenden dort fest als Arbeitskräfte eingeplant sind.“
Mit ihrem Problem sei sie nicht alleine, sagt Wiedmer. Den anderen Innungsbetrieben, zumindest in Baden-Württemberg, gehe es ähnlich. „Ob und in welcher Form die Prüfungen stattfinden können, steht noch in den Sternen und ist für uns alle, ob Auszubildende oder Betrieb, ein großer Unsicherheitsfaktor.“