Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gaststätte „Zum Hecht“soll im Sommer starten

Mitten in der Pandemie plant Ferdinand Hanser eine Neueröffnu­ng – Kann das gelingen?

- Von Andreas Spengler

SCHEMMERBE­RG - In der CoronaKris­e bangen viele Restaurant­s und Kneipen um ihre Existenz. Ferdinand Hanser und seine Verlobte Galina Weht aber wollen in wenigen Monaten eine neue Gaststätte eröffnen und damit in dem 1260-Einwohner-Dorf Schemmerbe­rg eine Tradition wieder aufleben lassen. Kann das gelingen?

Wenn die Pandemie nicht gekommen wäre, wäre die Gaststätte vielleicht schon geöffnet, meint Hanser. Als er sich aber im Frühjahr vergangene­n Jahres an den Umbau der alten Scheune machte, kam der erste Shutdown. „Da haben wir’s bisschen schleifen lassen“, erzählt der 63-Jährige. „Dann pressierte es ja nicht mehr.“Aber die Arbeit schleifen zu lassen, sei eigentlich überhaupt nicht seine Art. Und sein Ziel habe er immer noch fest im Blick: Im Mai oder Juni dieses Jahres soll die Gaststätte bei der Pension Hecht eröffnen. Geplant sind knapp 50 Sitzplätze im Innern und ebenso viele im Freien im Hof. „Ich will keine Kantinenat­mosphäre, aber es soll auch nicht nur eine Bierbeiz werden.“

Für die Gestaltung im Innern gebe es keine genauen Pläne. Hanser sagt, er habe alles im Kopf. Gemütlich solle es werden, eine möglichst große Zielgruppe ansprechen. Und für die soll es dann ab 15 Uhr Kaffee und Kuchen geben, und natürlich Bier und manchmal auch einfache warme Speisen und Snacks.

Dieses simple Konzept ist für Schemmerbe­rg fast schon eine kleine Sensation. Schließlic­h gibt es dort – wie in so vielen Dörfern – schon lange keine Kneipe mehr. Die letzte machte Hansers Mutter vor etwa acht Jahren dicht. Hanser renovierte später das Haus und baute es zur Pension um. Dennoch habe er bald gespürt, dass dem Ort etwas fehlt. Er kannte das Gaststätte­nleben von klein auf. „Meine Eltern waren mit Leib und Seele Gastwirte“, erzählt er. „Unsere Gaststätte war immer voll.“Doch nach dem Ende der Wirtschaft wollte er seinen eigenen Weg gehen. Dann aber sei ihm die Idee gekommen, die angrenzend­e Scheune zu sanieren und auszubauen. Seitdem verfolgt er diesen Gedanken und steht nun kurz vor dem Ziel: In den nächsten Wochen kommen die Elektriker, der Zimmermann, der Heizungsin­stallateur. Die Fenster werden eingesetzt, der Hof soll gepflaster­t werden. „Das geht jetzt alles auf einmal.“

Viel Arbeit hat der gelernte Schlosser ohnehin selbst erledigt.

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„Ich bin das Schaffen gewohnt“, sagt er. Im Hauptberuf liefert und repariert er Paletten und fährt dafür viele Kilometer in der Woche. Doch bald schon will Hanser kürzertret­en und dann in wenigen Jahren in Rente gehen – um sich voll um seine Gaststätte kümmern zu können. „Ich brauch’ ja auch noch eine Arbeit, wenn ich in Rente bin“, sagt er. Seine Verlobte Galina Weht unterstütz­t ihn tatkräftig.

Bereits heute betreibt das Paar die Pension Hecht. Hier spürten sie die Krise, sagt Hanser. Aber seien bislang mit einem blauen Auge davongekom­men. Da auch viele Handwerker und Geschäftsl­eute in der Unterkunft absteigen, liege die Auslastung immerhin noch bei rund der Hälfte der üblichen Zahlen. Auch an seine Pensionsgä­ste denkt Hanser, wenn er die neue Gaststätte eröffnet. „Bislang mussten wir sie oft bis in die Nachbarstä­dte Laupheim oder Biberach schicken, wenn sie abends noch etwas trinken wollten“, erzählt er. Künftig wolle er dann stolz von der Möglichkei­t zur Einkehr im Nebenhaus berichten. Das Gesamtange­bot mit Pension und Gasthaus, glaubt er, sei auch der Grund, warum sein Plan aufgehe.

In Schemmerbe­rg jedenfalls könnten es viele kaum mehr erwarten. „Immer wieder laufen Leute vorbei, die fragen: ,Wann gibt’s einen Kaffee?’“Gerade in dieser Zeit sehnten sich wohl viele nach Geselligke­it und einer Kneipe im Ort. Manche würden vielleicht vermuten, es sei „eine schlechte Zeit“, um eine neue Gaststätte aufzumache­n. Hanser aber sagt: „Corona macht mir keine Angst. Und es kommen ja auch wieder andere Zeiten:“

Im Sommer wolle er einen Tag der offenen Tür in der Pension veranstalt­en und die ersten Kunden im neuen Gasthaus mit einem kleinen Dankeschön begrüßen. „Das bin ich den Schemmerbe­rgern schuldig“, sagt er. Schließlic­h hätten ihn viele unterstütz­t bei seinem Plan. Angefangen von der Gemeindeve­rwaltung über die geduldigen Nachbarn bis zu seinem Arbeitskol­legen. Dafür wolle er dem Ort wieder ein Stück Tradition zurückgebe­n. In der Gaststätte könnten künftig auch Veranstalt­ungen stattfinde­n, sagt er. Tanzabende, Faschingsf­eiern, private Feste. „Man muss alles ausprobier­en.“

Das Gasthaus dann in die Zukunft zu führen, diese Aufgabe möchte Hanser ohnehin irgendwann seinem Sohn Michael anvertraue­n. Der ist heute 17 Jahre alt und schon „voll begeistert“von den Plänen des Vaters.

 ?? FOTO: ANDREAS SPENGLER ?? Galina Weht und Ferdinand Hanser arbeiten an der Sanierung ihrer alten Scheune in Schemmerbe­rg. Im Sommer wollen sie hier eine Gaststätte eröffnen.
FOTO: ANDREAS SPENGLER Galina Weht und Ferdinand Hanser arbeiten an der Sanierung ihrer alten Scheune in Schemmerbe­rg. Im Sommer wollen sie hier eine Gaststätte eröffnen.

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