Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Gaststätte „Zum Hecht“soll im Sommer starten
Mitten in der Pandemie plant Ferdinand Hanser eine Neueröffnung – Kann das gelingen?
SCHEMMERBERG - In der CoronaKrise bangen viele Restaurants und Kneipen um ihre Existenz. Ferdinand Hanser und seine Verlobte Galina Weht aber wollen in wenigen Monaten eine neue Gaststätte eröffnen und damit in dem 1260-Einwohner-Dorf Schemmerberg eine Tradition wieder aufleben lassen. Kann das gelingen?
Wenn die Pandemie nicht gekommen wäre, wäre die Gaststätte vielleicht schon geöffnet, meint Hanser. Als er sich aber im Frühjahr vergangenen Jahres an den Umbau der alten Scheune machte, kam der erste Shutdown. „Da haben wir’s bisschen schleifen lassen“, erzählt der 63-Jährige. „Dann pressierte es ja nicht mehr.“Aber die Arbeit schleifen zu lassen, sei eigentlich überhaupt nicht seine Art. Und sein Ziel habe er immer noch fest im Blick: Im Mai oder Juni dieses Jahres soll die Gaststätte bei der Pension Hecht eröffnen. Geplant sind knapp 50 Sitzplätze im Innern und ebenso viele im Freien im Hof. „Ich will keine Kantinenatmosphäre, aber es soll auch nicht nur eine Bierbeiz werden.“
Für die Gestaltung im Innern gebe es keine genauen Pläne. Hanser sagt, er habe alles im Kopf. Gemütlich solle es werden, eine möglichst große Zielgruppe ansprechen. Und für die soll es dann ab 15 Uhr Kaffee und Kuchen geben, und natürlich Bier und manchmal auch einfache warme Speisen und Snacks.
Dieses simple Konzept ist für Schemmerberg fast schon eine kleine Sensation. Schließlich gibt es dort – wie in so vielen Dörfern – schon lange keine Kneipe mehr. Die letzte machte Hansers Mutter vor etwa acht Jahren dicht. Hanser renovierte später das Haus und baute es zur Pension um. Dennoch habe er bald gespürt, dass dem Ort etwas fehlt. Er kannte das Gaststättenleben von klein auf. „Meine Eltern waren mit Leib und Seele Gastwirte“, erzählt er. „Unsere Gaststätte war immer voll.“Doch nach dem Ende der Wirtschaft wollte er seinen eigenen Weg gehen. Dann aber sei ihm die Idee gekommen, die angrenzende Scheune zu sanieren und auszubauen. Seitdem verfolgt er diesen Gedanken und steht nun kurz vor dem Ziel: In den nächsten Wochen kommen die Elektriker, der Zimmermann, der Heizungsinstallateur. Die Fenster werden eingesetzt, der Hof soll gepflastert werden. „Das geht jetzt alles auf einmal.“
Viel Arbeit hat der gelernte Schlosser ohnehin selbst erledigt.
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„Ich bin das Schaffen gewohnt“, sagt er. Im Hauptberuf liefert und repariert er Paletten und fährt dafür viele Kilometer in der Woche. Doch bald schon will Hanser kürzertreten und dann in wenigen Jahren in Rente gehen – um sich voll um seine Gaststätte kümmern zu können. „Ich brauch’ ja auch noch eine Arbeit, wenn ich in Rente bin“, sagt er. Seine Verlobte Galina Weht unterstützt ihn tatkräftig.
Bereits heute betreibt das Paar die Pension Hecht. Hier spürten sie die Krise, sagt Hanser. Aber seien bislang mit einem blauen Auge davongekommen. Da auch viele Handwerker und Geschäftsleute in der Unterkunft absteigen, liege die Auslastung immerhin noch bei rund der Hälfte der üblichen Zahlen. Auch an seine Pensionsgäste denkt Hanser, wenn er die neue Gaststätte eröffnet. „Bislang mussten wir sie oft bis in die Nachbarstädte Laupheim oder Biberach schicken, wenn sie abends noch etwas trinken wollten“, erzählt er. Künftig wolle er dann stolz von der Möglichkeit zur Einkehr im Nebenhaus berichten. Das Gesamtangebot mit Pension und Gasthaus, glaubt er, sei auch der Grund, warum sein Plan aufgehe.
In Schemmerberg jedenfalls könnten es viele kaum mehr erwarten. „Immer wieder laufen Leute vorbei, die fragen: ,Wann gibt’s einen Kaffee?’“Gerade in dieser Zeit sehnten sich wohl viele nach Geselligkeit und einer Kneipe im Ort. Manche würden vielleicht vermuten, es sei „eine schlechte Zeit“, um eine neue Gaststätte aufzumachen. Hanser aber sagt: „Corona macht mir keine Angst. Und es kommen ja auch wieder andere Zeiten:“
Im Sommer wolle er einen Tag der offenen Tür in der Pension veranstalten und die ersten Kunden im neuen Gasthaus mit einem kleinen Dankeschön begrüßen. „Das bin ich den Schemmerbergern schuldig“, sagt er. Schließlich hätten ihn viele unterstützt bei seinem Plan. Angefangen von der Gemeindeverwaltung über die geduldigen Nachbarn bis zu seinem Arbeitskollegen. Dafür wolle er dem Ort wieder ein Stück Tradition zurückgeben. In der Gaststätte könnten künftig auch Veranstaltungen stattfinden, sagt er. Tanzabende, Faschingsfeiern, private Feste. „Man muss alles ausprobieren.“
Das Gasthaus dann in die Zukunft zu führen, diese Aufgabe möchte Hanser ohnehin irgendwann seinem Sohn Michael anvertrauen. Der ist heute 17 Jahre alt und schon „voll begeistert“von den Plänen des Vaters.