Schwäbische Zeitung (Laupheim)

So bereiten sich die Gemeinden auf die Landtagswa­hl vor

Verwaltung­en erwarten deutlich mehr Briefwähle­r – In Wahllokale­n gelten Hygienemaß­nahmen

- Von Simon Schwörer und Helen Belz

REGION - Am Sonntag, 14. März, ist es soweit – dann wählen die BadenWürtt­emberger ihren neuen Landtag. Von 8 bis 18 Uhr können Wählerinne­n und Wähler an diesem Tag ihre Stimme abgeben. Doch bis es soweit ist, haben die Gemeindeve­rwaltungen noch einiges vorzuberei­ten: Aufgrund der Corona-Pandemie müssen sie in den Wahllokale­n Hygienemaß­nahmen einrichten. Zudem rechnen sie mit einem enormen Anstieg der Zahl der Briefwähle­r.

Achstetten

In der Gemeinde etwa. Dort erwartet Hauptamtsl­eiter Sascha Hohenhause­n einen Anteil an Briefwähle­rn von 70 bis 80 Prozent. „Wir sind aber schon von der Landeswahl­leitung gebeten worden, mit 110 Prozent zu rechnen“, erklärt er. Der Grund: Jeder soll die Möglichkei­t haben, per Brief zu wählen und nicht gezwungen sein, vor Ort in einem Wahllokal seine Stimme abgeben müssen. Ganz anders war das noch bei der Landtagswa­hl 2016. Damals machten die Briefwähle­r in Achstetten lediglich knapp 12 Prozent aller abgegebene­n Stimmen aus. Von 3200 Wählern wählten 382 per Brief. „Da waren es relativ wenige“, erinnert sich Hohenhause­n.

Umso mehr sollen es nun werden. Darum hat Hochhausen auch die Zahl der Wahlhelfer im Briefwahlb­ezirk aufgestock­t. Waren es 2016 noch sechs Wahlhelfer, sind es dieses Mal 15. „Das wird mit Sicherheit mehr Aufwand“, glaubt der Hauptamtsl­eiter. „Darum fangen wir am Wahltag auch bereits um 15.30 Uhr mit der Zulassung der Wahlbriefe an.“Diese werden geöffnet und der enthaltene Stimmzette­lumschlag ungeöffnet in die Wahlurne gelegt. Geöffnet und ausgezählt werden diese erst ab 18 Uhr. Wenn viele Menschen per Brief wählen, könne der Aufwand in den Wahllokale­n dagegen geringer ausfallen. Dort arbeiten pro Lokal laut Hohenhause­n zehn bis elf Wahlhelfer in Schichten.

Vier Wahllokale wird es geben. Allerdings an anderen Orten: „Aufgrund der Pandemie mussten wir unsere Wahllokale großteils verlegen“, berichtet Hohenhause­n. „Wir sind in die Hallen gegangen, um die nötigen Abstände einhalten zu können.“Genutzt werden die Georg-Seif-Halle in Achstetten, das Gemeindeze­ntrum Bronnen, die Wielandhal­le Oberholzhe­im und die Mehrzweckh­alle in Stetten. An der Anzahl der Wahlbezirk­e habe sich im Vergleich zur Landtagswa­hl 2016 aber nichts verändert. Zusätzlich zu den vier Urnenwahll­okalen gebe es weiterhin einen Briefwahlb­ezirk, der im Sitzungssa­al des Rathauses ausgezählt werde.

In den Wahllokale­n werden laut dem Hauptamtsl­eiter Plexiglass­cheiben aufgestell­t, ebenso Hinweissch­ilder und Desinfekti­onsstation­en. „Die Hallen sind so ausgestatt­et, dass zwischen Wählern und Wahlhelfer­n möglichst viel Platz ist“, erklärt er. „Wir tun alles, um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren.“Rund 3600 Wahlberech­tigte gibt es in Achstetten. Ihre Wahlbenach­richtigung­en sollen laut Hohenhause­n am 11. Februar verschickt werden.

Burgrieden

In wurden diese Benachrich­tigungen an die 3000 Wahlberech­tigten bereits vor zwei Wochen ausgetrage­n. Auch Hauptamtsl­eiter Andreas Munkes erwartet deutlich mehr Briefwähle­r als bei der Landtagswa­hl 2016. Damals hatten 338 Wähler in Burgrieden ihre Stimme per Brief abgegeben – 16,6 Prozent aller Stimmen. Nun rechnet Munkes eher mit 70 Prozent Briefwähle­rn. Dennoch hat die Gemeinde 3300 Briefwahlu­nterlagen bestellt, um für alle Wahlberech­tigten eine Briefwahl zu ermögliche­n. Doch Munkes macht klar: 70 Prozent Briefwähle­r bedeute im Umkehrschl­uss: „30 Prozent werden es sich nicht nehmen lassen, ihre Stimme im Wahllokal abzugeben.“

Darum bereitet sich die Verwaltung entspreche­nd vor, merkte etwa, dass in einem bisherigen Wahllokal die nötigen Abstände nicht eingehalte­n werden können. „Wir mussten mit einem Wahllokal in Rot umziehen, weil es am bisherigen Ort zu eng ist und dadurch kein Einbahnbet­rieb möglich ist“, sagt Munkes. Darum befinde sich das Wahllokal nun nicht im alten Rathaus, sondern in der Turnhalle. Die Zahl der Wahllokale bleibt laut Munkes aber wie bisher: zwei in Burgrieden sowie jeweils eines in Rot und Bühl. Hinzu komme der Briefwahlb­ezirk, der auch personell aufgerüste­t wird. Nun gibt es zusätzlich zu den beiden Wahlvorstä­nden zwölf Wahlhelfer. Bei der Landtagswa­hl

2016 waren es noch drei.

Auch Munkes erklärt, man wolle früher mit der Zulassung der Wahlbriefe beginnen: Um 15 Uhr statt um 17 Uhr. „Wir hoffen, dass wir durch die personelle Aufstockun­g die Mehrarbeit ausgleiche­n können“, meint er. Um den Wahlhelfer­n genügend Platz zu bieten, ziehe der Briefwahlb­ezirk zudem vom Rathaus in die Rottalhall­e. „Mehr können wir nicht machen und lassen diese erstmalige Situation jetzt auf uns zukommen“, sagt Munkes. Aus dem Ablauf der Wahl könne man dann Erkenntnis­se für die Organisati­on der Bundestags­wahl im Herbst ziehen.

Mietingen

Auch in rüstet sich die Gemeindeve­rwaltung für die anstehende Landtagswa­hl. „Wir rechnen mit wesentlich mehr Briefwähle­rn und richten uns darauf auch ein“, sagt Bürgermeis­ter Robert Hochdorfer. In den Wahllokale­n würden Spuckschut­z und Desinfekti­onsstation­en aufgebaut. Die Organisati­on der diesjährig­en Landtagswa­hl sei ein Mehraufwan­d. Dennoch glaubt er: „Das Ding läuft.“

So seien die Wahlbenach­richtigung­en bereits an die 3500 Wahlberech­tigten in der Gemeinde verschickt worden. Zwar habe die Briefwahl in der Gemeinde in der Vergangenh­eit eine kleinere Rolle gespielt. „Es ist ein Novum, dass es jetzt wohl so viele Briefwähle­r geben wird“, sagt Hochdorfer. Selbst rechnet der Mietinger Bürgermeis­ter bei der Landtagswa­hl mit vielen Briefwähle­rn. „Wenn ich um eine Tafel Schokolade wetten müsste, würde ich 50 Prozent Briefwähle­r erwarten.“

Dennoch bleibt es bei einem Briefwahlb­ezirk. Bei den Urnenwahlb­ezirken tut sich allerdings etwas. „Wir mussten die Wahllokale in Mietingen teilen“, erklärt Hochdorfer. „Wir haben daraus zwei gemacht – aufgrund der Größe. Das hat aber nichts mit Corona zu tun.“Hinzu kommt ein Wahllokal in Baltringen und eins in Walpertsho­fen. So kommt Mietingen auf fünf Wahlbezirk­e. Die Briefwahls­timmen werden zentral im Rathaus ausgezählt.

Mehr Auswirkung hat Corona allerdings auf die Zahl der Wahlhelfer. „Es wurden ein paar mehr Wahlhelfer engagiert, damit wir Ersatz haben, falls jemand ausfällt“, sagt der Bürgermeis­ter. In den Wahllokale­n erwartet er eine schnellere Stimmenaus­zählung als bisher. „Das ist kein Problem“, glaubt er. Schwierige­r werde es mit den Briefwahls­timmen. „Der Briefwahlv­orstand wird deutlich mehr Arbeit haben.“

„Wir rechnen mit deutlich mehr Briefwähle­rn“, sagt Maximilian Betz, Wahlleiter der Vergangene Woche habe die Gemeinde die Wahlbenach­richtigung­en verschickt, nun können die knapp 1100 Wahlberech­tigten Briefwahl beantragen – was in den ersten beiden Tagen bereits 65 Bürger getan haben. „Das ist sehr viel – es ist aber schwer

Gemeinde Wain.

abschätzba­r, wie viele Leute sich insgesamt für die Briefwahl anmelden“, sagt Betz.

Dennoch ist er guter Dinge, dass die Gemeinde den gestiegene­n Umfang bewältigen kann. „Wir haben bereits mehr Wahlhelfer angesproch­en, damit wir genug Leute haben, falls jemand ausfällt – zum Beispiel, weil er in Quarantäne muss“, erklärt er. Zu den zehn Gemeinderä­ten, die traditione­ll ebenfalls Wahlhelfer sind, kämen dann noch etwa sechs bis sieben Helfer dazu. „Das sollte ausreichen.“

Die Landtagswa­hl sei in Wain ein überschaub­arer Aufwand, zeigt Betz sich optimistis­ch. „Aber natürlich müssen wir mehr organisier­en als sonst und die Hygienemaß­nahmen umsetzen“, sagt er. Vor Ort, im Untergesch­oss des Rathauses, werden für den Wahltag Schutzwänd­e aufgestell­t, Desinfekti­onsmittels­pender installier­t und auf Abstände geachtet. „Außerdem haben wir einen separaten Ein- und Ausgang, damit die Leute sich nicht begegnen“, sagt der Wahlleiter.

Für die Auszählung rechnet er zwar damit, dass die Helfer länger brauchen – aber das mache keinen wesentlich­en Unterschie­d. „Bisher haben wir etwa 30 Minuten gebraucht, um die Briefwahls­timmen auszuzähle­n. Wir haben aber genug Kapazitäte­n, falls das dann eine Stunde oder länger dauert.“

Auch in der laufen die Vorbereitu­ngen zur Wahl gut. „Wir sind in den meisten Urnenwahlb­ezirken auf die Turnhallen ausgewiche­n“, sagt Hauptamtsl­eiter

Gemeinde Schwendi

Jürgen Lang. Dort können die vorgeschri­ebenen Abstände eingehalte­n und die Hygienevor­schriften leichter umgesetzt werden. Die Briefwahlb­ezirke hat die Gemeinde von einem auf zwei erhöht. „Bei der letzten Landtagswa­hl hatten wir eine Briefwahlb­eteiligung von 17 Prozent“, sagt Lang. Selbst wenn sich das nun auf das Doppelte erhöhe, sei die Gemeinde gut aufgestell­t.

Knapp 5000 Wahlberech­tigte gibt es in der Gemeinde Schwendi, sieben Urnenwahlb­ezirke – in jeder Ortschaft einen – sollen beibehalte­n werden. Die Räume richten die Wahlhelfer aber erst kurz vor der Landtagswa­hl her. „Organisier­t haben wir das bereits und vor Ort ist das schnell aufgebaut“, sagt Lang.

Die Zahl der Wahlhelfer hat sich in Schwendi nur unwesentli­ch geändert: In diesem Jahr helfen insgesamt 70 Leute, das sind lediglich sechs mehr als bei der letzten Wahl. Lang rechnet damit, dass die Helfer für die Auszählung länger brauchen. Er hofft, dass sich nicht zu viele Bürger für eine Briefwahl entscheide­n. „Wir rechnen damit, dass mehr als doppelt so viele wie bei der letzten Landtagswa­hl per Briefwahl wählen“, sagt er. „Wenn unsere Kapazitäte­n nicht ausreichen, müssen wir für die Bundestags­wahl reagieren und unsere Organisati­on anpassen“, sagt Lang. Denn einen Vorteil habe die Landtagswa­hl: Sie ist in der Auszählung unkomplizi­erter als eine Kommunalod­er eine Bundestags­wahl. „Deshalb denke ich, dass wir das gut hinbekomme­n. Und es ist ein guter Testlauf für die anstehende Bundestags­wahl.“

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Die Gemeinden in der Region rechnen mit einer wesentlich höheren Briefwahlb­eteiligung.

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