Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Britische Virusmutan­te in Heggbach nachgewies­en

Drei Wohngemein­schaften stehen unter Quarantäne – Landratsam­t warnt vor leichterer Übertragun­g

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HEGGBACH (asp/sz) - In einer Wohngemein­schaft des Heggbacher Wohnverbun­ds der St.-ElisabethS­tiftung am Standort Heggbach sind mehrere Personen positiv auf das Coronaviru­s getestet worden. Bei einer der Proben wurde die britische Virusmutan­te festgestel­lt. Der Heggbacher Wohnverbun­d und Heggbacher Werkstattv­erbund haben daraufhin mehr als 400 Personen in Heggbach und den umliegende­n Standorten getestet – alle Schnelltes­ts waren negativ. Das hat die St.-Elisabeth-Stiftung mitgeteilt.

Das erste positive Testergebn­is stamme vom 4. Februar: Nachdem eine Person aus der Bewohnersc­haft der Wohngemein­schaft Augustinus im Haus Georg in Heggbach Symptome zeigte, wurde diese auf das Coronaviru­s getestet – mit positivem Ergebnis. Die Folge waren weitere Tests in der Wohngemein­schaft Augustinus. Insgesamt fiel das Testergebn­is bei vier von zwölf Bewohnerin­nen und Bewohnern sowie bei einer Person aus der Mitarbeite­rschaft positiv aus – zwei Testergebn­isse bei Bewohnerin­nen und Bewohnern sind unklar, deuten aber auf eine beginnende Infektion hin.

Mittlerwei­le werden positive PCR-Tests stichprobe­nartig auch auf Virus-Mutationen untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass die am 4. Februar positiv getestete Person mit der britischen Mutante infiziert ist.

Der Heggbacher Wohnverbun­d ist in ständigem Austausch mit dem Gesundheit­samt des Landkreise­s. Angehörige und gesetzlich­e Vertreter der Bewohnerin­nen und Bewohner der Wohngemein­schaft Augustinus sind informiert. Die Wohngemein­schaft

steht als Ganzes unter Quarantäne, zudem sind alle Bewohnerin­nen und Bewohner in Zimmerquar­antäne. Die Mitarbeite­nden sind in kompletter Schutzausr­üstung tätig. „Wir tun alles dafür, die betroffene­n Bewohnerin­nen und Bewohner bestmöglic­h zu versorgen“, sagt Renate Weingärtne­r, die Leiterin des Heggbacher Wohnverbun­ds. „Das Team der Wohngruppe meistert eine große Aufgabe.“

Im Zusammenle­ben der Menschen mit geistiger Behinderun­g komme es immer wieder zu Situatione­n, die herausford­ernd seien. So zeigten manche Bewohner „Aggression­en gegen sich selbst, gegen andere oder gegen Sachen“, manche leiden unter psychische­n Erkrankung­en wie Autismus oder Psychosen. „Für die meisten dieser Menschen sind eigentlich eingeübte und gewohnte Situatione­n und Routinen enorm wichtig“, erklärt Renate Weingärtne­r. „Jeder kann sich vorstellen, was das Coronaviru­s und eine Isolation für eine solche Wohngemein­schaft bedeutet – und was unsere Mitarbeite­nden gerade leisten.“

In der vergangene­n Woche erst hat eine vergleichb­are Wohngemein­schaft in Heggbach eine mehrwöchig­e Isolation hinter sich gebracht – neun von zehn Bewohnerin­nen und Bewohner waren infiziert.

Die Bewohnerin­nen und Bewohner der Wohngemein­schaft Augustinus besuchen normalerwe­ise die Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) Heggbach, den dortigen Förder- und Betreuungs­bereich oder die Seniorenbe­treuung. Dort wurden und werden alle potenziell­en Kontaktper­sonen mit PCR-Tests getestet – dasselbe gilt für externe Kontakte wie zum Beispiel Ärzte und Therapeute­n.

Zudem testete der Heggbacher Wohnverbun­d am 8. Februar vorsorglic­h Bewohnerin­nen und Bewohner sowie Mitarbeite­nde an den Standorten Heggbach, Schwendi, Reinstette­n und Ochsenhaus­en per

Schnelltes­t. Insgesamt wurden so mehr als 300 Personen getestet – es gab aber keine weiteren positiven Testergebn­isse. „Die Tests waren eine enorme logistisch­e Herausford­erung“, sagt Renate Weingärtne­r. „Aber es muss unser Ziel sein, die Verbreitun­g der Virustutan­te in unseren Einrichtun­gen und darüber hinaus einzudämme­n.“

Neben der von den Infektione­n betroffene­n Wohngemein­schaft Augustinus stehen zwei weitere Wohngemein­schaften in Heggbach unter Quarantäne: die Wohngemein­schaft Rupert (ebenfalls im Haus Georg) und die Wohngemein­schaft Jacintha (Haus Martin). Hier leben Kontaktper­sonen ersten Grades, die am Montag aber negative Testergebn­isse hatten.

Die WfbM Heggbach hat am 9. Februar ebenfalls breit getestet: Drei Teams haben eine Reihentest­ung für Mitarbeite­nde sowie Beschäftig­te, die nicht im Heggbacher Wohnverbun­d leben, durchgefüh­rt. Alle Testergebn­isse waren negativ.

Wie das Landratsam­t Biberach mitteilt, wurden im Kreis bislang elf Fälle mit dem britischen mutierten Virus nachgewies­en. Das Amt verweist zudem auf die Einschätzu­ng des Robert-Koch-Instituts (RKI), wonach, die Mutation „nach derzeitige­m Kenntnisst­and noch leichter von Mensch zu Mensch übertragba­r“sei als als bisher zirkuliere­nde Varianten. Hinzu kommen „bei begrenzter Datenlage erste Hinweise darauf, dass sie mit einer erhöhten Fallsterbl­ichkeit einhergehe­n könnte“. Hinweise auf eine verringert­e Wirksamkei­t der Impfstoffe gibt es aber bislang nicht.

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FOTO: DPA/OLIVER BERG Bei einer Person in einer Heggbacher Wohngruppe wurde die britische Virusmutan­te nachgewies­en.

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