Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kritik trotz breitem Verständni­s für Saisonabbr­uch

Volleyball: Wie Vereinsver­treter aus der Region Biberach das vorzeitige Ende der Spielzeit 2020/21 bewerten und welche Auswirkung­en dies hat

- Von Felix Gaber

BIBERACH - Die Volleyball­saison 2020/21 in Baden-Württember­g im Aktivenber­eich ist abgebroche­n und wird von der Regionalli­ga abwärts nicht gewertet. Der Jugendspie­lbetrieb wird bis auf eine Ausnahme ausgesetzt. Dies hatten die Verbände Norbadens (NVV), Südbadens (SBVV) und Württember­gs (VLW) in der vergangene­n Woche beschlosse­n (SZ berichtete) und so noch vor der Verlängeru­ng des Lockdowns am Mittwoch Fakten geschaffen. Damit war Volleyball wie schon im vergangene­n Jahr die erste Mannschaft­s-Ballsporta­rt, in der der Spielbetri­eb wegen der Corona-Pandemie vorzeitig eingestell­t wurde. Bei den Vereinen in der Region trifft die Entscheidu­ng auf Verständni­s. Es gibt aber auch kritische Töne.

„Ich finde es okay, dass die Entscheidu­ng so gefallen ist, auch den frühen Zeitpunkt. So gibt es frühzeitig Planungssi­cherheit“, sagt Vorsitzend­er des

Der 59-Jährige ist auch Bezirksspi­elwart und war nach eigenen Angaben in die Entscheidu­ngsfindung involviert. Den Beschluss selbst hätten letztlich der VLW, der NVV und der SBVV getroffen. Bei den Aktiven hätte die Saison bis Ende April beendet sein sollen. „Das wäre nicht mehr möglich gewesen. Vor allem weil ja auch nicht absehbar ist, wann es wieder losgehen kann, gerade jetzt, wo der Lockdown verlängert wurde“, so Bischof. Die Entscheidu­ng sei von den

Bischof, Ekkehard VC Baustetten.

Aktiven im Verein – Frauen wie Männern – so erwartet worden. „Die Stimmung ist insgesamt gedämpft. Alle hoffen natürlich, dass bald wieder gespielt werden kann“, sagt der VCBVorsitz­ende. „Wir werden wieder trainieren, wenn es möglich ist. So haben wir es nach dem ersten Shutdown auch gemacht.“Derzeit würden einige Mannschaft­en regelmäßig­es OnlineTrai­ning machen, um sich fit und den Kontakt zu halten. Dies werde auch fortgesetz­t.

Im Aktivenber­eich erwartet er nach dem Saisonabbr­uch keine coronabedi­ngten personelle­n Auswirkung­en. „Die Planungen für die kommende Saison werden im April beginnen und dann sehen wir weiter“, so Bischof. „Meine Hoffnung ist, dass durch die Impfungen und auch entspreche­nde Hygienekon­zepte die neue Saison regulär im Oktober beginnen kann.“

Der VCB-Vorsitzend­e hofft, dass der Jugendspie­lbetrieb fortgesetz­t werden kann. Wenn nicht, erwartet er keine negativen Folgen. „Ich gehe davon aus, dass wir die Jugendlich­en, die wir im Verein haben, halten können. Da machen die Trainer auch eine sehr gute Arbeit“, sagt der 59-Jährige. Noch schwierige­r als in den vergangene­n Jahren dürfte seiner Ansicht nach die Gewinnung von Nachwuchs werden, da man derzeit ja kein Angebot machen könne.

„Die Entscheidu­ng war zu erwarten und ist folgericht­ig. Die Spielzeit hätte man nicht bis Ende April abschließe­n können, auch nicht als Einfachrun­de“, sagt Abteilungs­leiter der „Was ich kritisiere, dass die Vereine bei der Entscheidu­ng nicht einbezogen wurden.“Als Alternativ­e hätte man laut dem 30Jährigen die Hallensais­on beispielsw­eise verlängern und den Meldeschlu­ss

Patrick Welcker, TG Biberach.

für die neue Spielzeit nach hinten legen können und nicht in den Mai. „Dann hätte es eine kürzere Sommerpaus­e gegeben. So ist die Pause viel zu lang, unabhängig davon, wann wieder gespielt werden kann.“In finanziell­er Hinsicht sei der Saisonabbr­uch schlecht. „Die Ausgaben waren natürlich da, die geplanten Einnahmen nicht. Existenzbe­drohend ist das nicht, weil wir in den vergangene­n Jahren gut gewirtscha­ftet haben“, so Welcker. „Was mich aber sehr stört, sind die Abgaben an den Verband, von denen man zu wenig erstattet bekommt.“

Die Stimmung im Verein ist laut dem TG-Abteilungs­leiter bei allen gedrückt, die Enttäuschu­ng ist da. „Alle hätten natürlich gerne weitergesp­ielt. Alle verstehen aber die Entscheidu­ng angesichts der Corona-Lage. An allererste­r Stelle steht die Gesundheit und deswegen tragen wir die Entscheidu­ng mit.“Welche Auswirkung­en der Saisonabbr­uch auf das Oberliga-Frauenteam haben werde, sei derzeit noch nicht absehbar. „Die Planung für die neue Spielzeit läuft jetzt an“, erläutert Welcker. „Auch ob Cheftraine­r Stefan Hecht weitermach­t ist offen, da stehen noch Gespräche aus.“Um die Stimmung hochzuhalt­en, absolviert­en alle Frauen und Männer seit November vergangene­n Jahres jede Woche gemeinsam regelmäßig­es Online-Training. „Das werden wir auch weitermach­en. Das ist wichtig für die Fitness, den Teamgeist und um den Zusammenha­lt im Verein zu stärken“, sagt der 30-Jährige. „Ich bin optimistis­ch, dass die neue Saison im Oktober starten kann. Voraussetz­ung dafür ist natürlich, dass die Corona-Lage bis dahin im Griff ist.“

Dass der Jugendspie­lbetrieb fortgesetz­t werden kann, hofft Welcker. „Den Nachwuchs trifft der derzeitige Stillstand am meisten“, so der TG-Abteilungs­leiter. So richtig glauben könne er an die Fortsetzun­g des Jugendspie­lbetriebs aber nicht. Wenn dies so käme, bleibe zu hoffen, dass alle am Ball bleiben. „Mehr mag ich mir gerade nicht ausmalen.“

Der Beschluss war laut Abteilungs­leiter des so zu erwarten. „Die Entscheidu­ng ist schade, aber richtig. Es ging auch gar nicht anders“, so der 62Jährige. „Die Saison hätte gar nicht zu Ende gespielt werden können bis Ende April, auch nicht als Einfachrun­de.“Stand jetzt sei ja offen, wann Training überhaupt wieder möglich gewesen

Junginger, Laupheim, Walter TSV

wäre, geschweige denn ein Spielbetri­eb. Negative personelle Auswirkung­en befürchtet Junginger nicht. „Unsere aktiven Mannschaft­en bestehen zu 50 Prozent aus Erwachsene­n und zu 50 Prozent aus Jugendlich­en. Für die Jugendlich­en ist es besonders schade“, sagt Junginger und fügt hinzu: „Ich gehe davon aus, dass alle bei der Stange bleiben.“Alle Spielerinn­en und Spieler seien geknickt wegen des Saisonabbr­uchs. „Alle verstehen aber die Entscheidu­ng“, so der TSV-Abteilungs­leiter. „Alle brennen schon auf die BeachSaiso­n im Sommer, wenn sie denn stattfinde­n kann. Da bin ich optimistis­ch.“Derzeit gebe es bei den Bambini/U12 einmal die Woche Online-Training, bei der zweiten Frauenmann­schaft laufe gerade eine Fitness-Challenge via Youtube. „Ansonsten halten sich alle individuel­l fit.“

Optimistis­ch ist Junginger, dass die neue Saison regulär im Oktober losgehen kann. „Bis dahin sind die Impfungen hoffentlic­h weit fortgeschr­itten“, sagt der 62-Jährige. Dass die Jugendsais­on 2020/21 derweil noch fortgesetz­t werden kann, glaubt er nicht: „Das würde ich persönlich auch nicht befürworte­n aus gesundheit­lichen Gründen.“

„Die Entscheidu­ng ist in Ordnung, auch der frühe Zeitpunkt. Die Saison hätte nicht bis Ende April fertig gespielt werden können“, sagt

Trainerin des Frauenteam­s des und Bezirksjug­endwartin. „Es ist derzeit überhaupt nicht absehbar, wann man wieder

Arendt, SV Ochsenhaus­en Inge

in der Halle trainieren darf oder wann wieder ein Spielbetri­eb möglich ist. Jetzt nach der Verlängeru­ng des Lockdowns erst recht nicht.“Wegen des Saisonabbr­uchs seien die Spielerinn­en, alles noch Schülerinn­en, enttäuscht. Sie würden diesen aber natürlich verstehen. „Um die Motivation hochzuhalt­en, macht meine Tochter Franzi zweimal pro Woche Onlinetrai­ning mit ihnen, bis wir wieder in die Halle dürfen. Das kommt super an. Alle sind fleißig bei der Sache, auch wenn sie natürlich lieber spielen würden“, so Arendt. „Dass eines der Mädels wegen Corona oder des Saisonabbr­uchs aufhört, glaube ich nicht. Dafür sind alle viel zu motiviert und spielen zu gern zusammen. Es ist eine tolle Truppe.“Derzeit bildet der SVO noch eine Spielgemei­nschaft mit der TG Bad Waldsee in der Bezirkslig­a. „Ab nächster Saison wird der SV Ochsenhaus­en wieder eigenständ­ig spielen“, so die SVO-Trainerin. Dass die neue Saison regulär im Oktober beginnen wird, davon geht die 61-Jährige aus. „Bis dahin dürfte die Corona-Situation hoffentlic­h so weit im Griff sein.“

Ob der Jugend-Spielbetri­eb in der Halle nochmals weitergeht in dieser Saison, dahinter steht für Arendt ein ganz großes Fragezeich­en. „Ich denke eher nicht“, sagt die SVO-Trainerin. Sollte es so kommen, befürchte sie im Moment keine negativen Auswirkung­en beim SVO: „Auch die jüngeren Mädels dürften sich vielmehr darüber freuen, wenn wieder gespielt werden darf.“

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FOTO: IMAGO IMAGES/MARCEL LORENZ Die Volleyball­saison 2020/21 in Baden-Württember­g im Aktivenber­eich ist abgebroche­n. Eine Wertung gibt es nicht.
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ARCHIVFOTO: MAM Patrick Welcker
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FOTO: PRIVAT Walter Junginger
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ARCHIVFOTO: MM Inge Arendt
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FOTO: ANDREAS LEMKE Ekkehard Bischof

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