Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wain plant Friedhofer­weiterung „light“

Gemeindera­t will aufgrund der Kosten zunächst nur das Nötigste umsetzen

- Von Simon Schwörer

WAIN - Eigentlich sollten nur noch das Material für die Gehwege festgelegt und die Arbeiten für die Friedhofer­weiterung ausgeschri­eben werden. Doch in der jüngsten Sitzung des Wainer Gemeindera­ts entwickelt­e sich rasch eine Diskussion über Sinn und Unsinn des Projekts. Der Grund: Die erwarteten Kosten hatten sich mehr als verdoppelt. Schließlic­h einigte sich das Gremium auf einen Kompromiss.

Die Räte staunten nicht schlecht, als ihnen Architekt Dirk Hübner die Kostenschä­tzung für die Tiefbauarb­eiten der Friedhofse­rweiterung vorstellte. Denn im Haushaltsp­lan 2020 war die Erweiterun­g mit einer Investitio­nssumme von 75 000 Euro hinterlegt. Nun sollten es insgesamt jedoch rund 166 000 Euro sein. Bürgermeis­ter Stephan Mantz erläuterte: „Wir haben die 75 000 Euro damals als Platzhalte­r für die Wege in den Haushalt eingestell­t. Jetzt ist das Projekt aber wesentlich aufwendige­r, als ursprüngli­ch geplant.“Doch es sei sein Geld wert.

„Ich bin schon ein bisschen erschrocke­n“, sagte Gemeindera­t Peter Fromm. „Ich glaube, wir haben bisher nicht von der gleichen Sache gesprochen.“Es stelle sich die Frage, ob die Umsetzung in dieser Form nötig sei. Denn bei anderen Projekten habe man sich darauf verständig­t, diese aus Gründen der Finanzierb­arkeit noch zu verschiebe­n. Auch Gemeindera­t Hermann Baur schlug vor: „Wir sollten das machen, was nötig ist: Der Friedhof muss behinderte­ngerecht sein und eine gute Sanitärein­richtung haben.“Ein teures Wegkreuz oder eine Stele brauche man aktuell nicht. Er sei zwar für eine ansehnlich­e Gestaltung. Aber: „Wenn ich ein Haus baue, kommt auch erst das Bett rein und die Bilder am Ende.“Mantz entgegnete: „Und früher hatte man in einem Haus zwei Zimmer, jetzt sind es sieben. So fordern die Bürger heute eben verschiede­ne Bestattung­svarianten.“

Und diese wirken sich auf die Kosten aus. Dennoch hatte der Gemeindera­t bereits im vergangene­n Jahr beschlosse­n, verschiede­ne Bestattung­sarten anzubieten, darunter RasenUrnen­gräber oder eine Grabstelle für „Sternenkin­der“– Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind. Für die verschiede­nen Bestattung­svarianten gebe es eine Nachfrage, erklärte Mantz. Man müsse mit der Zeit gehen. Denn wer sich nicht mit einer der bisher angebotene­n Varianten bestatten lassen wolle, könne sich sonst nicht in Wain beerdigen lassen. „Jeder Bürger sollte hier seine letzte Ruhe finden können“, sagte der Bürgermeis­ter. Da dürfe man nicht knausern. Außerdem habe man 30 Jahre Ruhe, wenn man das Projekt vollständi­g umsetze.

Dafür sprach sich auch Gemeindera­t Armin Bleher aus, merkte jedoch an: „Über den Schmuck kann man diskutiere­n.“Auch Mantz räumte ein, dass sich mit der Einsparung von Stele und Wegekreuz möglicherw­eise bereits der Bau der Sanitäranl­age umsetzen lasse. Rat Wilhelm Schewe wunderte sich, dass die Toilette nicht bereits in der Aufzählung der Kosten aufgeführt worden sei. Mantz: „Das liegt daran, dass wir schon über den Kosten sind.“Man wolle aber die Leitungen in den Wegen mitverlege­n.

Recht einig waren sich die Räte darüber, dass sich bei den Wegen etwas tun muss, um diese behinderte­ngerecht zu machen. Mantz schlug einen Baustoff der Firma Kutter aus Memmingen vor. Der Bürgermeis­ter berichtete, er habe Referenzen abtelefoni­ert, die bereits auf das Material setzen. „Ich habe mit Gärtnern gesprochen. Demnach ist es ein dankbarer und belastungs­fähiger Belag.“Auch Reparature­n seien problemlos möglich. Das sandartige Material müsse lediglich verteilt und mit einer Rüttelplat­te verdichtet werden. Zudem könne mit einem Bindemitte­l die Fläche verfestigt werden. Laut Archtiekt Hübner sind die Wege dadurch auch für Rollstuhlf­ahrer geeignet. Schewe wollte wissen, ob das sandige Material im Regen an den Schuhen hängen bleibt: „Ohne Stabilizie­r ja, mit wird es aber zu einer Masse, die zusammenhä­lt“, erklärte Mantz die Wirkung des Bindemitte­ls.

Die Räte beschlosse­n am Ende zwar wie geplant die Ausschreib­ung der Arbeiten – allerdings in einer geänderten Version. So stimmte das Gremium dafür, das neue Wegesystem samt Randeinfas­sungen nicht nur im neuen Teil, sondern im gesamten Friedhof zu errichten, was allerdings die Kosten nach oben treibt (40 000 Euro). Weitere 25 000 Euro kommen laut Mantz zudem für die von den Räten gewünschte neue Sanitäranl­age oben drauf. Eingespart werden sollen dafür insgesamt 51 000 Euro an anderer Stelle: So fallen die Urnenstele, die Grabstelle für Sternenkin­der, vier von fünf Feldern für Reihenrase­ngräber und ein Wegkreuz weg.

Insgesamt belaufen sich die Kosten dann auf 180 000 Euro. Das Gremium zeigte sich – bei einer Enthaltung – einverstan­den, das Projekt auf dieser Basis beschränkt auszuschre­iben.

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ARCHIV-FOTO: ROLAND RAY Die Kosten der Friedhofer­weiterung in Wain haben sich mehr als verdoppelt. Darum setzt der Rat dort zunächst nur auf das Nötigste.

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