Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wain plant Friedhoferweiterung „light“
Gemeinderat will aufgrund der Kosten zunächst nur das Nötigste umsetzen
WAIN - Eigentlich sollten nur noch das Material für die Gehwege festgelegt und die Arbeiten für die Friedhoferweiterung ausgeschrieben werden. Doch in der jüngsten Sitzung des Wainer Gemeinderats entwickelte sich rasch eine Diskussion über Sinn und Unsinn des Projekts. Der Grund: Die erwarteten Kosten hatten sich mehr als verdoppelt. Schließlich einigte sich das Gremium auf einen Kompromiss.
Die Räte staunten nicht schlecht, als ihnen Architekt Dirk Hübner die Kostenschätzung für die Tiefbauarbeiten der Friedhofserweiterung vorstellte. Denn im Haushaltsplan 2020 war die Erweiterung mit einer Investitionssumme von 75 000 Euro hinterlegt. Nun sollten es insgesamt jedoch rund 166 000 Euro sein. Bürgermeister Stephan Mantz erläuterte: „Wir haben die 75 000 Euro damals als Platzhalter für die Wege in den Haushalt eingestellt. Jetzt ist das Projekt aber wesentlich aufwendiger, als ursprünglich geplant.“Doch es sei sein Geld wert.
„Ich bin schon ein bisschen erschrocken“, sagte Gemeinderat Peter Fromm. „Ich glaube, wir haben bisher nicht von der gleichen Sache gesprochen.“Es stelle sich die Frage, ob die Umsetzung in dieser Form nötig sei. Denn bei anderen Projekten habe man sich darauf verständigt, diese aus Gründen der Finanzierbarkeit noch zu verschieben. Auch Gemeinderat Hermann Baur schlug vor: „Wir sollten das machen, was nötig ist: Der Friedhof muss behindertengerecht sein und eine gute Sanitäreinrichtung haben.“Ein teures Wegkreuz oder eine Stele brauche man aktuell nicht. Er sei zwar für eine ansehnliche Gestaltung. Aber: „Wenn ich ein Haus baue, kommt auch erst das Bett rein und die Bilder am Ende.“Mantz entgegnete: „Und früher hatte man in einem Haus zwei Zimmer, jetzt sind es sieben. So fordern die Bürger heute eben verschiedene Bestattungsvarianten.“
Und diese wirken sich auf die Kosten aus. Dennoch hatte der Gemeinderat bereits im vergangenen Jahr beschlossen, verschiedene Bestattungsarten anzubieten, darunter RasenUrnengräber oder eine Grabstelle für „Sternenkinder“– Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind. Für die verschiedenen Bestattungsvarianten gebe es eine Nachfrage, erklärte Mantz. Man müsse mit der Zeit gehen. Denn wer sich nicht mit einer der bisher angebotenen Varianten bestatten lassen wolle, könne sich sonst nicht in Wain beerdigen lassen. „Jeder Bürger sollte hier seine letzte Ruhe finden können“, sagte der Bürgermeister. Da dürfe man nicht knausern. Außerdem habe man 30 Jahre Ruhe, wenn man das Projekt vollständig umsetze.
Dafür sprach sich auch Gemeinderat Armin Bleher aus, merkte jedoch an: „Über den Schmuck kann man diskutieren.“Auch Mantz räumte ein, dass sich mit der Einsparung von Stele und Wegekreuz möglicherweise bereits der Bau der Sanitäranlage umsetzen lasse. Rat Wilhelm Schewe wunderte sich, dass die Toilette nicht bereits in der Aufzählung der Kosten aufgeführt worden sei. Mantz: „Das liegt daran, dass wir schon über den Kosten sind.“Man wolle aber die Leitungen in den Wegen mitverlegen.
Recht einig waren sich die Räte darüber, dass sich bei den Wegen etwas tun muss, um diese behindertengerecht zu machen. Mantz schlug einen Baustoff der Firma Kutter aus Memmingen vor. Der Bürgermeister berichtete, er habe Referenzen abtelefoniert, die bereits auf das Material setzen. „Ich habe mit Gärtnern gesprochen. Demnach ist es ein dankbarer und belastungsfähiger Belag.“Auch Reparaturen seien problemlos möglich. Das sandartige Material müsse lediglich verteilt und mit einer Rüttelplatte verdichtet werden. Zudem könne mit einem Bindemittel die Fläche verfestigt werden. Laut Archtiekt Hübner sind die Wege dadurch auch für Rollstuhlfahrer geeignet. Schewe wollte wissen, ob das sandige Material im Regen an den Schuhen hängen bleibt: „Ohne Stabilizier ja, mit wird es aber zu einer Masse, die zusammenhält“, erklärte Mantz die Wirkung des Bindemittels.
Die Räte beschlossen am Ende zwar wie geplant die Ausschreibung der Arbeiten – allerdings in einer geänderten Version. So stimmte das Gremium dafür, das neue Wegesystem samt Randeinfassungen nicht nur im neuen Teil, sondern im gesamten Friedhof zu errichten, was allerdings die Kosten nach oben treibt (40 000 Euro). Weitere 25 000 Euro kommen laut Mantz zudem für die von den Räten gewünschte neue Sanitäranlage oben drauf. Eingespart werden sollen dafür insgesamt 51 000 Euro an anderer Stelle: So fallen die Urnenstele, die Grabstelle für Sternenkinder, vier von fünf Feldern für Reihenrasengräber und ein Wegkreuz weg.
Insgesamt belaufen sich die Kosten dann auf 180 000 Euro. Das Gremium zeigte sich – bei einer Enthaltung – einverstanden, das Projekt auf dieser Basis beschränkt auszuschreiben.
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