Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Alte Träume und neue Wünsche

- Von Katja Korf k.korf@schwaebisc­he.de

Am Eigenheim hängen in Deutschlan­d ähnlich starke Emotionen wie am Auto. Das erklärt die Heftigkeit der Debatte in den vergangene­n Tagen. Doch beim Blick auf bundesdeut­sche Realitäten fällt auf: Der Traum vom eigenen Haus lebt, aber zu ihm haben sich andere Wohnwünsch­e gesellt. Darauf gilt es zu reagieren und diese gegen andere Belange abzuwägen.

Das ist aber bereits landauf, landab möglich. Gemeinderä­te können entscheide­n, welche Art der Bebauung sie für ihren Ort als sinnvoll erachten. Dass die Grünen Eigenheime eher skeptisch betrachten, ist kein Geheimnis und aus ihrer Sicht logisch. Selbstvers­tändlich verbraucht ein Haus für eine Familie mehr Fläche, mehr Energie und mehr Baustoff als wenn man gleich für mehrere baut.

Aber selbstvers­tändlich weiß auch jeder grüne Spitzenpol­itiker: Noch immer wollen viele Familien im eigenen Haus leben. Wer das ignoriert, riskiert die Attraktivi­tät der Wirtschaft­sstandorte. Davon kann man ein Lied singen etwa in der Medizintec­hnikstadt Tuttlingen, wo es selbst für gut bezahlte Mitarbeite­r schwer ist, ein Haus zu finden.

Demgegenüb­er war es kein Grüner, sondern CDU-Ministerpr­äsident Günther Oettinger, der ein ehrgeizige­s Ziel ausgab: Die Nettonull beim Flächenver­brauch – für jeden überbauten Quadratmet­er sollte die Natur ein Stück zurückbeko­mmen. Denn auch der CDU ist klar: Wer Natur und Klima schützen will, wer weiter regionale Flächen für die Landwirtsc­haft möchte, der darf nicht nur auf Eigenheime setzen.

Der Wunsch nach einem eigenen Haus ist deshalb nicht verwerflic­h. Man muss ihn nur in Einklang bringen mit anderen Gütern. Die Verantwort­ung dafür liegt bereits da, wo sie hingehört: in den Gemeinden. Dort gibt es stellenwei­se bereits Fantasie und Flexibilit­ät, um Träume und Realität unter einen Hut zu bringen. Warum nicht neben Reihenhäus­er neue Wohnformen bauen – etwa für Ältere, die nicht allein leben wollen? Oder für zugezogene, alleinsteh­ende Fachkräfte? Verbote sind Unsinn, Kreativitä­t ist die Lösung.

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