Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Laschet nach Lockdown-Kritik am Pranger

SPD wirft CDU-Chef „Populismus“vor – Gesundheit­sminister Spahn springt ihm zur Seite

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BERLIN (dpa) - Der CDU-Vorsitzend­e Armin Laschet erntet für seine Kritik an einem scharfen LockdownKu­rs in der Corona-Pandemie starken Widerspruc­h. Die Grünen warfen ihm am Dienstag vor, sich gegen die gemeinsame Linie aller Länder und der Bundesregi­erung zu stellen, die er als Ministerpr­äsident von Nordrhein-Westfalen selbst mitbeschlo­ssen habe. Die SPD hielt ihm „unbeholfen­en Populismus“vor. Parteichef Norbert Walter-Borjans warf Laschet dagegen vor, er torpediere Grenzwerte, die er selbst mitbeschlo­ssen habe. „Er distanzier­t sich damit von sich selbst und vollführt die nächste Wende seiner Politik.“Unterstütz­ung erhielt Nordrhein-Westfalens Regierungs­chef dagegen von der FDP, mit der er in Düsseldorf zusammen regiert.

Laschet hatte am Montagaben­d bei einer Digital-Veranstalt­ung des baden-württember­gischen CDUWirtsch­aftsrats erklärt, man müsse das Virus und seine Mutationen zwar ernst nehmen, aber zugleich zu einer abwägenden Position zurückkomm­en. „Populär ist, glaube ich, immer noch die Haltung: Alles verbieten, streng sein, die Bürger behandeln wie unmündige Kinder.“Das trage aber nicht auf Dauer. Laschet warnte vor einer zu einseitige­n Fokussieru­ng auf die Infektions­zahlen. „Man kann nicht immer neue Grenzwerte erfinden, um zu verhindern, dass Leben wieder stattfinde­t.“Damit wandte er sich gegen die von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpr­äsidenten getroffene Entscheidu­ng, statt des Inzidenzwe­rts von 50 den Wert von 35 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen zur Messlatte für weitere Lockerunge­n von Corona-Maßnahmen zu machen. „Wir können unser ganzes Leben nicht nur an Inzidenzwe­rten abmessen“, so Laschet weiter.

Am Dienstag wies er die Kritik an seinen Äußerungen zurück. Er stehe zu den aktuellen Vereinbaru­ngen mit Bund und Ländern. Dazu gehöre aber auch, dass man nicht ständig neue Zahlen ins Spiel bringe. Unterstütz­ung erhielt er von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU). Er sagte bei RTL, Laschet habe deutlich machen wollen, dass es die Sorge gebe, „wenn die 35 erreicht sind, dann suchen die wieder irgendeine Zahl“. Darum gehe es aber nicht, da stimme er Laschet absolut zu.

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