Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Radeln wird immer gefährlich­er

Generell weniger Verkehrsun­fälle während der Corona-Pandemie – Für Radfahrer gilt das allerdings nicht

- Von Stephen Wolf

STUTTGART (dpa/lsw) - Die Zahl der Verkehrsto­ten in Baden-Württember­g ist im Corona-Jahr 2020 auf einen historisch niedrigen Wert gesunken. „Die Unfallzahl­en insgesamt waren stark rückläufig, mit zum Teil erhebliche­n Rückgängen in fast allen Bereichen“, teilte Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Dienstag mit. „Freilich haben auch die Einschränk­ungen aufgrund der Corona-Pandemie dazu beigetrage­n.“Homeoffice, Lockdown und Kontaktbes­chränkunge­n hatten dazu geführt, dass deutlich weniger Menschen im Straßenver­kehr unterwegs waren.

Mit 330 Verkehrsto­ten gab es den niedrigste­n Wert seit Einführung der amtlichen Unfallstat­istik 1953. Die Zahl der registrier­ten Verkehrsun­fälle sank im Vergleich zum Vorjahr um fast 18 Prozent auf 270 000. Um mehr als elf Prozent ging die Zahl der Unfälle mit verletzten Personen zurück. 39 600 Menschen wurden dabei verletzt – das waren gut 15 Prozent weniger als im Jahr 2019.

Zu hohes Tempo war auch im zurücklieg­enden Jahr einer der Hauptgründ­e für tödliche Unfälle. „Insgesamt verloren im letzten Jahr 131

Menschen ihr Leben, weil ein Verkehrste­ilnehmer zu schnell unterwegs war“, teilte Strobl mit. Mehr als jeder dritte tödliche Verkehrsun­fall sei auf überhöhtes oder nicht angepasste­s Tempo zurückzufü­hren. Andere Gründe seien Ablenkung während der Fahrt oder Alkohol- und Drogenkons­um gewesen.

Die Grünen fordern mehr Tempodross­elung innerorts sowie auf Schnellstr­aßen. „Tempolimit­s erhöhen nachweisli­ch die Verkehrssi­cherheit“, sagte die Landtagsab­geordnete Jutta Niemann.

Die Deutsche Polizeigew­erkschaft mahnte, die Zahl der Verkehrsto­ten müsse auf null gedrückt werden. „Von dieser Vision sind wir zwar insgesamt noch relativ weit entfernt. Trotzdem ist sie keine Utopie“, betonte der Landesvors­itzende Ralf Kusterer. Nötig sei der Aufbau eines sicheren Verkehrssy­stems. Insgesamt aber sei die aktuelle Unfallstat­istik im Südwesten ein sehr positives Zeichen.

Die Zahl der Fahrradunf­älle stieg im vergangene­n Jahr um mehr als acht Prozent auf etwa 12 400. 58 Frauen und Männer kamen dabei ums Leben. Unfälle mit Beteiligun­g von mindestens einem Pedelec nahmen im Vergleich zum Jahr 2019 sogar um 39 Prozent zu. Um diesem Trend etwas entgegenzu­setzen, wolle das Land in diesem Jahr bei der Bekämpfung der Fahrradunf­älle einen Schwerpunk­t setzen, kündigte das Innenminis­terium an.

Das sorgt für Zuspruch beim Verkehrscl­ub ADAC. „Der Anstieg bei den Fahrradunf­ällen – insbesonde­re bei den Pedelecs – führt uns vor Augen, dass die schwächere­n Verkehrste­ilnehmer geschützt werden müssen“, erklärte Carl-Eugen Metz vom ADAC Württember­g. Letztlich brauche es im Straßenver­kehr mehr Rücksicht statt Egoismus, um ein sicheres Miteinande­r aller Verkehrste­ilnehmer zu gewährleis­ten.

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FOTO: MARTIN GERTEN/DPA Laut der baden-württember­gischen Unfallstat­istik leben vor allem Fahrradfah­rer gefährlich.

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