Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Trotz Pandemie in der Fastenzeit auf das Wesentliche besinnen
Katholische Pfarrer aus Laupheim und Schwendi erklären, worum es in der Bußzeit geht und worauf es jetzt ankommt
LAUPHEIM/SCHWENDI - Er beendet traditionell die Fasnet und leitet die Fastenzeit ein: der Aschermittwoch. Doch auch auf die Zeit der Buße bis Ostern wirkt sich die Corona-Pandemie aus. Zwei Pfarrer aus der Region erklären, worauf es in dieser Fastenzeit wirklich ankommt.
„In der Seelsorgeeinheit Laupheim werden an Aschermittwoch Gottesdienste gefeiert. Dabei wird auch die Asche ausgeteilt“, sagt Pfarrer Alexander Hermann. Die Asche könne persönlich empfangen werden, allerdings werde dieses Jahr das Wort zur Aschenbestreuung nicht einzeln, sondern einmal für alle gesprochen. „Die Asche steht für Vergänglichkeit, Reinigung und Erneuerung“, erklärt er. Wer die Asche empfange, sei bereit, insbesondere die Zeit vor Ostern dafür zu nutzen, von schlechten Gewohnheiten Abstand zu gewinnen und auf das Gute hin neue Wege zu finden.
Auch in der Seelsorgeeinheit Schwendi finden Gottesdienste mit Aschenbestreuung statt. Es sei allerdings nicht so, dass er seinen Finger in Asche tauche und damit den Gläubigen ein Kreuz auf die Stirn zeichne, beschreibt Martin Ziellenbach, Pfarrer
der Seelsorgeeinheit. Das habe er auch bisher nicht gemacht. „Stattdessen wird die Asche kreuzförmig über demjenigen ausgestreut, der das möchte.“Die Asche empfange jeder mit Maske und in Stille, den Segen spreche der Pfarrer nicht individuell aus, sondern zu Beginn an die ganze Gemeinde. Dadurch sei alles coronakonform. Die Asche bestehe aus Palmzweigen des vergangenen Jahres, erläutert Ziellenbach. Sie stehe für die Umkehr und die Möglichkeit, einen neuen Anfang zu machen.
Doch schon jetzt bedeutet die Corona-Pandemie für viele Menschen, sich in Verzicht zu üben: Sie schränken soziale Kontakte ein, können nicht in den Urlaub oder ins Restaurant. Braucht es da noch zusätzlich eine Fastenzeit? „Zu fasten ist die Kunst des Weglassens, die Kunst der Unterscheidung“, sagt Pfarrer Hermann dazu. „Was wirklich notwendig ist, soll bleiben, alles andere nicht.“Was wirklich wichtig ist, solle in die Mitte rücken, alles andere an den Rand. „Das für sich persönlich zu erproben und in Erfahrung zu bringen, ist sicherlich nicht einfach, aber reizvoll, und selbst kleine Erfolge können zum großen Gewinn werden“, glaubt er. „Solchermaßen zu fasten, ist auch in Zeiten von Corona möglich.“Wer zur Auffassung gelangt sei, dass notwendige und wichtige Dinge durch Corona ins Hintertreffen geraten sind, solle mehr denn je allein und mit anderen nach Möglichkeiten suchen, aus der Not eine Tugend zu machen – oder zumindest einen Trost.
„Was das Äußere betrifft, haben wir schon große Herausforderungen“, sagt Pfarrer Ziellenbach. Dennoch könne man auch in der Pandemie
die Fastenzeit begehen. Es gehe darum, den Blick auf sein Inneres zu richten, weniger auf äußere Gegebenheiten. Doch trotz äußerer Einschränkungen gehe es in der Fastenzeit weniger um Verzicht, sondern um ein Mehr an Lebensqualität und die Frage: „Was brauche ich wirklich? Kann ich dies oder jenes sein lassen, will ich mich neu ausrichten?“Diese Reduziertheit zeige sich auch an der Liturgie der Kirche in der Fastenzeit. So gebe es dort weder Gloria noch Halleluja im Gottesdienst.
Ziellenbach verdeutlicht: „Es geht in der Fastenzeit nicht darum, groß Essen, Trinken oder sonst etwas einzusparen.“Zwar sei es ein toller Nebeneffekt, wenn man durchs Fasten ein bisschen abnehmen könne. „Es geht im Ganzen aber darum, dem eigenen Leben eine neue Richtung zu geben.“Man solle sich in der Fastenzeit auf das Wesentliche besinnen. „Im übertragenen Sinn kann man fast sagen, dass die Coronazeit uns schon mitgibt, dass die Menschen entdecken, dass man gar nicht so viel braucht.“Man entdecke durch die Einschränkungen, was im Leben wirklich wichtig sei, sagt Ziellenbach. „Das kann man für die Fastenzeit in besonderer Weise weiterdenken.“