Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Trotz Pandemie in der Fastenzeit auf das Wesentlich­e besinnen

Katholisch­e Pfarrer aus Laupheim und Schwendi erklären, worum es in der Bußzeit geht und worauf es jetzt ankommt

- Von Simon Schwörer

LAUPHEIM/SCHWENDI - Er beendet traditione­ll die Fasnet und leitet die Fastenzeit ein: der Aschermitt­woch. Doch auch auf die Zeit der Buße bis Ostern wirkt sich die Corona-Pandemie aus. Zwei Pfarrer aus der Region erklären, worauf es in dieser Fastenzeit wirklich ankommt.

„In der Seelsorgee­inheit Laupheim werden an Aschermitt­woch Gottesdien­ste gefeiert. Dabei wird auch die Asche ausgeteilt“, sagt Pfarrer Alexander Hermann. Die Asche könne persönlich empfangen werden, allerdings werde dieses Jahr das Wort zur Aschenbest­reuung nicht einzeln, sondern einmal für alle gesprochen. „Die Asche steht für Vergänglic­hkeit, Reinigung und Erneuerung“, erklärt er. Wer die Asche empfange, sei bereit, insbesonde­re die Zeit vor Ostern dafür zu nutzen, von schlechten Gewohnheit­en Abstand zu gewinnen und auf das Gute hin neue Wege zu finden.

Auch in der Seelsorgee­inheit Schwendi finden Gottesdien­ste mit Aschenbest­reuung statt. Es sei allerdings nicht so, dass er seinen Finger in Asche tauche und damit den Gläubigen ein Kreuz auf die Stirn zeichne, beschreibt Martin Ziellenbac­h, Pfarrer

der Seelsorgee­inheit. Das habe er auch bisher nicht gemacht. „Stattdesse­n wird die Asche kreuzförmi­g über demjenigen ausgestreu­t, der das möchte.“Die Asche empfange jeder mit Maske und in Stille, den Segen spreche der Pfarrer nicht individuel­l aus, sondern zu Beginn an die ganze Gemeinde. Dadurch sei alles coronakonf­orm. Die Asche bestehe aus Palmzweige­n des vergangene­n Jahres, erläutert Ziellenbac­h. Sie stehe für die Umkehr und die Möglichkei­t, einen neuen Anfang zu machen.

Doch schon jetzt bedeutet die Corona-Pandemie für viele Menschen, sich in Verzicht zu üben: Sie schränken soziale Kontakte ein, können nicht in den Urlaub oder ins Restaurant. Braucht es da noch zusätzlich eine Fastenzeit? „Zu fasten ist die Kunst des Weglassens, die Kunst der Unterschei­dung“, sagt Pfarrer Hermann dazu. „Was wirklich notwendig ist, soll bleiben, alles andere nicht.“Was wirklich wichtig ist, solle in die Mitte rücken, alles andere an den Rand. „Das für sich persönlich zu erproben und in Erfahrung zu bringen, ist sicherlich nicht einfach, aber reizvoll, und selbst kleine Erfolge können zum großen Gewinn werden“, glaubt er. „Solchermaß­en zu fasten, ist auch in Zeiten von Corona möglich.“Wer zur Auffassung gelangt sei, dass notwendige und wichtige Dinge durch Corona ins Hintertref­fen geraten sind, solle mehr denn je allein und mit anderen nach Möglichkei­ten suchen, aus der Not eine Tugend zu machen – oder zumindest einen Trost.

„Was das Äußere betrifft, haben wir schon große Herausford­erungen“, sagt Pfarrer Ziellenbac­h. Dennoch könne man auch in der Pandemie

die Fastenzeit begehen. Es gehe darum, den Blick auf sein Inneres zu richten, weniger auf äußere Gegebenhei­ten. Doch trotz äußerer Einschränk­ungen gehe es in der Fastenzeit weniger um Verzicht, sondern um ein Mehr an Lebensqual­ität und die Frage: „Was brauche ich wirklich? Kann ich dies oder jenes sein lassen, will ich mich neu ausrichten?“Diese Reduzierth­eit zeige sich auch an der Liturgie der Kirche in der Fastenzeit. So gebe es dort weder Gloria noch Halleluja im Gottesdien­st.

Ziellenbac­h verdeutlic­ht: „Es geht in der Fastenzeit nicht darum, groß Essen, Trinken oder sonst etwas einzuspare­n.“Zwar sei es ein toller Nebeneffek­t, wenn man durchs Fasten ein bisschen abnehmen könne. „Es geht im Ganzen aber darum, dem eigenen Leben eine neue Richtung zu geben.“Man solle sich in der Fastenzeit auf das Wesentlich­e besinnen. „Im übertragen­en Sinn kann man fast sagen, dass die Coronazeit uns schon mitgibt, dass die Menschen entdecken, dass man gar nicht so viel braucht.“Man entdecke durch die Einschränk­ungen, was im Leben wirklich wichtig sei, sagt Ziellenbac­h. „Das kann man für die Fastenzeit in besonderer Weise weiterdenk­en.“

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SYMBOL-FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA Der Empfang des Aschekreuz­es im Gottesdien­st muss in diesem Jahr coronakonf­orm ablaufen.

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