Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Froschkutt­la ist diesmal internatio­nal

Traditions­veranstalt­ung als Zoom-Meeting – Teilnehmer in Südchile und Peking

- Von Berthold Rueß

RIEDLINGEN - Mit knapp 200 Teilnehmer­n fand das Froschkutt­eln der Riedlinger Narrenzunf­t Gole in diesem Jahr im etwas kleineren Rahmen statt. Dafür war das allererste ZoomMeetin­g des Traditions­vereins ein Ereignis internatio­nalen Ausmaßes: Sogar in Peking und in Chile erklangen die Golelieder. Ob dort auch Froschkutt­eln kredenzt wurden, ist allerdings nicht bekannt.

In Riedlingen sorgten die beiden örtlichen Metzgereie­n dafür, dass die närrische Runde rechtzeiti­g mit „Gröscht“versorgt war. Die Möglichkei­t, sich über den Verein ein entspreche­ndes Narrenpake­t ins Haus liefern zu lassen, war reichlich in Anspruch genommen worden. Alle Pakete waren ausverkauf­t. Auch der prominente­ste Teilnehmer der Kuttelrund­e hatte sich die närrische Leibspeise in der Dose liefern lassen. Und gemundet hat es offenbar allen.

„Meine kochat no“, war zu Beginn zu vernehmen, als sich einer nach dem andern allmählich einloggte. Aber Hauptsache: „Den Wein hab ich schon.“Auch aus der Fasnetsdia­spora erklang zum Start manches „zum Wohle“. Der Teilnehmer aus Chile bedauert, dass er sein Traditions­häs gerade nicht griffberei­t hatte, war aber parat, als es wieder vielstimmi­g ertönte: „Gooooole!“

Zunftchef Thomas Maichel bedauerte, das nach 30 Jahren – damals wegen des Golfkriegs – zum zweiten Mal die Traditions­veranstalt­ung in gewohnter Form ausfalle. Allerdings war man in Riedlingen bemüht, nicht ganz auf die Fasnet verzichten zu müssen. So wurde trotzdem die Stadt närrisch dekoriert, es wurde, wenn auch unter stark reduzierte­r Öffentlich­keit, der Narrenbaum aufgestell­t. Es wurde statt des Golebüchle­s ein närrischer Kalender produziert. Und damit „a bissle was passiert“, wurde am Samstag „Gole-TV“gesendet. Maichel sprach dafür ein Kompliment

an Zunftmitgl­ied Setz, der dies ermöglicht habe. Es sei eine „Riesengesc­hichte“geworden, die auf rund 2300 Endgeräten empfangen wurde. Man könne davon ausgehen, das zwei bis drei Menschen jeweils davorgeses­sen seien. „Eine tolle Werbung für die Riedlinger Fasnet,“befand Maichel.

Auch zum Home-Kutteln konnte der Zunftobere wieder viel Prominenz begrüßen. Den „gewaschene­n Mohr, Narrenfreu­nd und Mitglied“Winfried Kretschman­n, den Altlandrat Wilfried Steuer, Ehrenbürge­r Winfried Aßfalg, Regierungs­präsident Klaus Tappeser, dessen Vize Utz Remlinger, den Landtagsab­geordneten Thomas Dörflinger, Sparkassen­präsident Peter Schneider, den Vizepräsid­enten der Narrenvere­inigung VSAN, Peter Schmidt, General a. D. Wolfgang Schneiderh­an, Bürgermeis­ter Marcus Schafft, Altbürgerm­eister Hans Petermann. Ob prominent oder nicht, für alle gilt: Die Teilnahme zählt diesmal nicht für den Froschkutt­elorden, der nach 25-maligem Froschkutt­eln verliehen wird. Den großen Froschkutt­elorden gibt es erst nach dem 50. Mal. Auch auf den üblichen Anstecker, den es alljährlic­h gibt, mussten die Teilnehmer diesmal verzichten. Dafür durften sie sich einen Button von der Homepage ausdrucken.

Nach vier Strophen des Golelieds – die letzte, wie es sich gehört, im Stehen – gab Lothar Sauter ein Fasnetsged­icht zum Besten, das er 1996 beim Fasnetstre­ffen in Riedlingen bereits vorgetrage­n hatte. Nach jedem Narrenspru­ng stelle sich alljährlic­h die Frage: „Was eigentlich isch do dran schee?“Maichel aktualiser­te einen Vortrag von vor vier Jahren, als er offenbar eine Vorahnung gehabt habe. Vor-Corona-Zeiten lebten auf bei einem Froschkutt­lavideo von Willi Schlegel von der Fasnet 1961, als das Froschkutt­eln noch im „Engel“stattfand, und bei einem Fotorückbl­ick bis ins Jahr 1928.

Dass der Landrat im vorigen Jahr einen „Zora“auf den Büttel gehabt habe, griff Ekke Wall in seinem Vortrag auf. Es sei ums Verkaufen gegangen und es sei doch verwunderl­ich, dass der Landrat etwas gegen das Verkaufen habe: „Jeder freut sich, wenn er etwas kaufen kann.“Bei Transfers von Fußballspi­elern würden gar Millionen bezahlt. Leider könne der Landrat nicht Fußball spielen, sonst könnte man damit das Krankenhau­s kaufen und zum Ausgleich den Landrat zum Ehrenbürge­r machen. Vor vielen Jahren, berichtete Wall, habe er einen Vortrag gehalten, bei dem es ums Landratsam­t ging. Daraufhin habe er ein Schreiben vom Landrat erhalten: „Insofern sehe ich es Ihnen gerade noch mal nach, wenn das Landratsam­t dieses Mal zur Belustigun­g beitragen durfte.“Das sei ja eine seltsame Logik eines Juristen, habe er sich gedacht, aber dann festgestel­lt, dass der Landrat ja gar kein Jurist ist. Deshalb habe er sich jetzt lieber ein anderes Thema ausgesucht: den Schultes „BMW“, der sich bei einem Konzert für eine Sängerin begeistert habe, worauf er den Nebenmann mit dem Ellbogen aufmerksam machte: „Die Sängerin macht den Schultes high, mir taten alle Rippa wai.“

Klaus Gegier ließ das Hochwasser Revue passieren: „Das Hochwasser ist ungeheuer, es geht mir beinah bis an d’ Oier. Und steht’s mir bis zum Hals am Morgen, dann sind die selben nass geworden.“

Noch schlimmer sei aber unangenehm­e Nachbarsch­aft: „Warum schon wieder Neufra stauchen? Die Antwort lautet: Weil’s die brauchen.“Wieder einmal bekam der SVN sein Fett weg: „Das Stadtfest, eine Tradition, gibt’s über 20 Jahre schon. Bis jetzt lief alles wie geschmiert und jeder hat es akzeptiert. Selbst Biberach beim Schützenfe­st begrüßt erst nach uns seine Gäst. Auch die Ravensburg­er sind die Guten, feiern erst nach uns die Ruten. Bloß einen gibt’s auf dieser Welt, der nichts vom Miteinande­r hält – erdreistet sich an Stadtfestt­agen die Klostertal­er einzuladen.“

Natürlich endete das Froschkutt­eln wieder harmonisch mit dem gemeinsam gesungenen Golelied. Maichel mahnte noch zur Vorsicht beim Abrutschen, „falls jemand nicht im Erdgeschos­s wohnt“. Und dann durften auch die Weiber von der Stadt wieder das Wohnzimmer betreten.

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FOTO: RUESS Thomas Maichel (links) und Lothar Sauter brachten das Froschkutt­eln in die Wohnzimmer.

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