Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Warten auf den Durchputzer
Wieder keine Biathlon-WM-Medaille – Franziska Preuß als Siebte ist die beste deutsche Starterin im Einzel
POKLJUKA (SID/dpa) - Immer wieder blickte Franziska Preuß gespannt auf die Ergebnistafel. Minutenlang bangte die 26-Jährige – letztendlich aber wartete sie erneut vergeblich auf das Happy End. „Natürlich mag man bei einer WM um eine Medaille mitkämpfen, aber mehr ist nicht gegangen. Es ist einfach sau-eng. Biathlon ist leider kein Wunschkonzert“, sagte Preuß nach Rang sieben im WM-Einzel von Pokljuka.
Zwei Fehler im Stehendanschlag – wie schon so oft in dieser Saison – kosteten Preuß das heiß ersehnte Edelmetall. Damit ging das deutsche Team beim Überraschungssieg der Tschechin Marketa Davidova auch im sechsten Rennen der Titelkämpfe in Slowenien leer aus, das gab es in der WM-Historie noch nie.
„Der Druck ist schon ziemlich hoch“, betonte Rekord-Weltmeisterin Magdalena Neuner in der ARD. „Das ist nicht unser Anspruch, wir sind nicht zufrieden, aber wir geben nicht auf“, ergänzte der Sportliche Leiter Bernd Eisenbichler. „Wenn dann mal der Durchputzer kommt, dann kann es mit dem Selbstbewusstsein auch wieder ganz schnell gehen.“
Dabei waren die Hoffnungen bei den deutschen Frauen nach den guten Leistungen in Sprint und Verfolgung groß gewesen – doch statt eines Podestplatzes musste auch Denise Herrmann die Durststrecke erklären. „Es flutscht nicht so leicht. Ich bin muskulär angeknockt. Ich hoffe, dass ich bis zum Wochenende wieder frische Beine bekomme“, sagte die 32-Jährige nach Rang 15 enttäuscht. Sie sei, so Herrmann, „auch keine Maschine. Ich habe nicht so die OnPoint-Form, aber wir wollen bei der Staffel unbedingt angreifen.“Die findet am Samstag statt. Davor steht wohl für Franziska Preuß am Donnerstag an der Seite von Erik Lesser noch die Single-Mixed-Staffel an.
Weltmeisterin im Einzel wurde sensationell Davidova. Die 24-Jährige, die bisher nur einmal WM-Bronze mit der Mixed-Staffel gewonnen hatte, triumphierte nach einer fehlerfreien Schießleistung vor Olympiasiegerin Hanna Öberg aus Schweden (1 Fehler/27,9 Sekunden zurück) und der Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold (1/1:04,0). Preuss lag 2:14,4 Minuten zurück. Herrmann, die beim Weltcup-Auftakt in Kontiolahti als Zweite im Einzel ihr bestes Saisonergebnis gefeiert hatte, leistete sich ebenfalls zwei Fehler. Die frühere Langläuferin hatte allerdings auch auf der Strecke Probleme (sie war nur 21. in der Laufzeit) und am Ende 2:29,7 Minuten Rückstand. Vanessa Hinz (3/4:16,9) und Maren Hammerschmidt (2/4:20,7) belegten die Ränge 33 und 34. „Wir sind in der Weltspitze, da darf man sich nicht mehr als einen Fehler erlauben. Das war Mittelmaß“, sagte Hinz, 2020 noch Vizeweltmeisterin im Einzel.
Die Männer suchen im Klassiker über 20 Kilometer den Weg aus der Krise. „Das muss man abschütteln. Wir haben schon noch was vor und wollen die WM nicht über uns ergehen lassen“, sagte Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer vor dem Einzel am Mittwoch (14.30 Uhr/ZDF und Eurosport) trotzig. Fehlen wird allerdings Routinier Lesser, der von Bundestrainer Mark Kirchner nach seinem 66. Platz im Sprint nicht nominiert wurde. Neben Peiffer sind Johannes Kühn, Roman Rees und Benedikt Doll gefordert. Um Zuversicht war auch Kirchner bemüht: „Am Mittwoch geht es von null los.“