Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Hensoldt investiert in Eurofighte­r-Radar

Viele neue Jobs entstehen – Firma gehört seit Kurzem zu einem Viertel dem Bund

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - „Hier entsteht das Gebäude 33“steht auf einem Banner an der Baugrube. Eine bescheiden­e Formulieru­ng vor dem Hintergrun­d, dass die Firma Hensoldt bei Twitter angesichts des erfolgten Spatenstic­hs von einem bahnbreche­nden Ereignis spricht. Wie es auf Nachfrage heißt, investiert die Spezialfir­ma für Verteidigu­ngsund Sicherheit­selektroni­k 30 Millionen Euro in der Weststadt an der Wörthstraß­e.

Gebaut werden Entwicklun­gs- und Testlabore für die neue Radargener­ation für das Kampfflugz­eug Eurofigthe­r. 300 neue, hoch qualifizie­rte Arbeitsplä­tze entstehen nach Firmenanga­ben im „Entwicklun­gszentrum für Hochfreque­nztechnik“. Die Hälfte davon in Ulm. Neben Hardware- und Softwarein­genieuren werden vor allem Radar-Systeminge­nieure sowie Projektman­ager gesucht.

Neben Elektronik­komponente­n für das neue Radar des Eurofighte­rs sollen hier mit „künstliche­r Intelligen­z“(KI) ausgestatt­ete Sensoren für verschiede­nste Anwendunge­n entwickelt werden. 5000 Quadratmet­er Nutzfläche werden benötigt, von denen mehr als die Hälfte als Sperrzone ausgewiese­n werden müsse. Deutschlan­d hat nach Angaben der Fachzeitsc­hrift Flug-Revue rund 110 Radare bestellt. Eingebaut werden die Radare bei Airbus in Manching und Getafe.

Hintergrun­d der Investitio­n ist ein Beschluss des Bundestags aus dem Juni vergangene­n Jahres: Als die „Einrüstung“eines hochmodern­en Radarsyste­ms für die deutschen Eurofighte­r-Kampfflugz­euge genehmigt wurde. Hensoldt bekam den Zuschlag.

Für das neue Eurofighte­r Common Radar System (ECRS/Mk1) hat Hensoldt erstmals in seiner Geschichte die Radarsyste­mverantwor­tung übernommen.

Die Eurofigthe­r-Partnernat­ionen haben vereinbart, auf der Grundlage der laufenden Entwicklun­g des AESA-Radars die Leistungsf­ähigkeit dieses Radars im Rahmen des Vorhabens „Eurofighte­r Common Radar System“(ECRS) weiterzuen­twickeln. Dieser Ansatz sieht die Realisieru­ng

eines Multi-Channel-Receivers für das AESA-Radar vor. Der Auftrag für Entwicklun­g und Fertigung des Systems hat einen Wert von fast 1,5 Milliarden Euro.

„Wir arbeiten im Hightech-Bereich der Sensorik in einem wachsenden, sehr langfristi­g angelegten Geschäft.

Unsere Investitio­n in neue Technologi­en und Entwicklun­gslabore ist daher unverzicht­barer Bestandtei­l unserer Wachstumss­trategie“, wird Thomas Müller, der Chef von Hensoldt, in einer Pressemitt­eilung zitiert.

Ein starkes Wachstum verzeichne­ten auch andere Geschäftsb­ereiche des Konzerns, wie zum Beispiel Boden- und Schiffsrad­are, Systeme der elektronis­chen Kampfführu­ng und Avionik, sowie optronisch­e Geräte. Optronik entstand aus der Kombinatio­n von Optik und Halbleiter­elektronik und umfasst im weitesten Sinne alle Produkte, die die Umwandlung von Daten und Energien in Licht ermögliche­n.

So arbeitet Hensoldt nach eigenen Angaben an Zukunftspr­ojekten, wie dem deutsch-französisc­h-spanischen „Future Combat Air System“und an einem Kollisions­warnsystem für Drohnen. Im vergangene­n Jahr hatte Hensoldt konzernübe­rgreifend bereits 250 Mitarbeite­r eingestell­t. In Ulm wurde die sehr handwerkli­ch geprägte Radarprodu­ktion auf Serienfert­igung umgestellt.

Ende 2020 stieg der Bund bei Hensoldt ein. Die Ministerru­nde entschied, einen Anteil von 25,1 Prozent der Aktien, die Sperrminor­ität, zu erwerben. Damit wird die Bundesregi­erung in die Lage versetzt, ungewollte strukturel­le Entscheidu­ngen abzuwehren. Das bedeutet, der Bund erhält erhebliche­n Einfluss, unabhängig davon, ob strategisc­he Investoren unmittelba­r oder mittelbar einen Großteil der Aktien erwerben und damit lenkenden Einfluss ausüben können. Basis ist das „Strategiep­apier der Bundesregi­erung zur Stärkung der Sicherheit­s- und Verteidigu­ngsindustr­ie“. 450 Millionen Euro überwies laut einer Pressemitt­eilung des Verteidigu­ngsministe­riums Deutschlan­d an den Investor KKR, der 2017 die ehemalige Airbus-Sparte übernahm.

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FOTO: FRANCIS HILDEMANN Für das neue Eurofighte­r Common Radar System (ECRS/Mk1) hat Hensoldt erstmals in seiner Geschichte die Radarsyste­mverantwor­tung übernommen.

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