Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Ich bleibe optimistisch!“
Firma Halder hofft, dass die Auftragslage sich im Frühjahr normalisiert – so läuft es im Moment
LAUPHEIM - Auch die Industriebetriebe in der Region müssen sich den besonderen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie stellen. Die Erwin Halder KG in Bronnen versucht, durch mehrere Maßnahmen die Infektionsgefahr im Betrieb zu minimieren – bislang mit Erfolg.
„Natürlich hat sich die Arbeit auch bei uns etwas geändert – in mehrfacher Hinsicht“, erklärt Geschäftsführer Stefan Halder. Zum einen betrifft dies den wirtschaftlichen Aspekt, denn im späten Frühjahr 2020 sei es zu merklichen Umsatzeinbrüchen gekommen. „Diese haben wir durch den Abbau der Stundenkonten und Kurzarbeit kompensiert.“Erste Erholungstendenzen zeigten sich dann im Herbst.
Um die Ansteckungsgefahr in der Firma so gut wie möglich zu verringern, hat sich die Firma Halder ein Hygienekonzept quasi maßgeschneidert. „Wir haben schon bald nach Beginn der Pandemie die Büroabteilungen halbiert“, sagt Halder. „Zum Glück haben wir so viele Schulungsund Besprechungsräume, dass wir jeweils einen Teil des Personals in diese Räume auslagern konnten.“So wurde die Infektionsgefahr reduziert und sichergestellt, dass in allen Abteilungen stets Handlungsfähigkeit bestand.
Und auch, wenn es etwas kurios anmutet: Die Kommunikation innerhalb und zwischen den Abteilungen in ein und demselben Gebäude findet seitdem ausschließlich digital oder per Telefon- oder Videokonferenz
statt. Für den Austausch von Unterlagen gibt es bestimmte Übergabebereiche, und selbst die Toiletten werden strikt getrennt. Dafür haben die Angestellten in ihren Büros so viel Raum, dass sie am Arbeitsplatz die Maske abnehmen können. Lediglich auf Fluren und in anderen Gemeinschaftsbereichen muss der Mundschutz getragen werden.
Ein Teil der Angestellten arbeitet seit dem vergangenen Frühjahr auch im Homeoffice. Aktuell betrifft dies rund ein Dutzend der insgesamt 60 Verwaltungskräfte. „Sie wechseln sich im wöchentlichen Rhythmus ab“, erklärt Halder. Viele wollten aber lieber ins Büro kommen – beispielsweise wegen einer schlechten Internetverbindung daheim.
„In der Produktion hatten wir das große Glück, dass wir nicht viel ändern mussten“, zeigt sich Stefan Halder erleichtert. „Arbeitsplätze in Produktion und Logistik sind so angeordnet, dass schon vor der Pandemie mehr als genug Abstand zwischen den Arbeitern da war.“Eine Maskenpflicht am Arbeitsplatz fällt damit in der Produktion weg. „Natürlich gibt es aber entsprechende Anweisungen für Sonderfälle, bei denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, also beispielsweise Einarbeitungen“, versichert Halder. Dann muss eine medizinische Maske getragen werden.
„Masken und Desinfektionsmittel stellen wir unseren Mitarbeitern zur Verfügung“, sagt Stefan Halder. Einen Engpass bei der Beschaffung gab es im vergangenen Frühjahr nicht „wir hatten schon vor der Pandemie Desinfektionsmittel bestellt im Hinblick auf die ganz normale Erkältungsund Grippesaison“.
Die Firma Halder arbeitet im Zwei-Schicht-Betrieb. Normalerweise gibt es bei Schichtwechsel eine Übergabezeit von rund zehn Minuten. „Diese findet jetzt komplett kontaktlos statt“, sagt der Geschäftsführer. „Die notwendigen Informationen für die nächste Schicht werden nun schriftlich hinterlegt.“ Für Besucher gilt: Vorherige Anmeldung und das Ausfüllen eines Fragebogens sind Pflicht, das Tragen einer Maske im Gebäude sowieso. Jede Woche gibt es eine Lagebesprechung von Betriebsrat und Geschäftsführung. „Dann beurteilen wir die Lage neu, auch im Hinblick auf gesetzliche Änderungen, und passen die Regeln im Betrieb an“, sagt Stefan Halder. Bislang geht diese Strategie auf: Zwar hätten sich insgesamt seit Beginn der Pandemie vier Mitarbeiter im privaten Umfeld angesteckt, aber „wir hatten keine einzige Ansteckung im Betrieb“. Auch die Anzahl der Mitarbeiter, die in Quarantäne mussten, sei gering. Dass das Virus bislang keine größeren personellen Ausfälle verursacht hat, führt Stefan Halder vor allem auf das große Verständnis der Beschäftigten zurück, die die jeweiligen gesetzlichen und betrieblichen Vorgaben vorbildlich umsetzen würden. „Darauf bin ich schon stolz.“
Noch ist ein Teil der Belegschaft von Halder in Kurzarbeit. Besonders betroffen davon sind die Kundenberater, da die meisten Betriebe aktuell Besuchsverbot haben. „Seit Mitte, Ende Oktober bessert sich die Auftragslage jedoch wieder“, sagt der Firmenchef. Bis zum Frühjahr, so seine Hoffnung, sollte die Auslastung wieder gut sein und das Thema Kurzarbeit Geschichte.
Sollte die Pandemie sich im Lauf des Jahres abschwächen und bis in den Herbst ein Großteil der Bevölkerung durch Impfungen vor dem Coronavirus geschützt sein, rechnet Stefan Halder damit, dass sich auch die wirtschaftliche Lage wieder komplett normalisiert. Dann, so hofft er, können auch wieder Messen stattfinden. „Wir stellen uns über unsere Vertriebspartner normalerweise auf 50 bis 60 Messen weltweit pro Jahr vor, knüpfen auf diese Weise neue Kontakte und gewinnen neue Kunden. Das fällt im Augenblick komplett weg.“Aktuell sei ein Kontakt nur virtuell möglich. „Das hat natürlich nicht die Qualität eines persönlichen Gesprächs.“
Und auch, wenn der positive Blick in die Zukunft augenblicklich noch von vielen „Wenns“und „Abers“beeinträchtigt wird, sagt Stefan Halder ganz klar: „Ich bleibe optimistisch!“