Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Ich bleibe optimistis­ch!“

Firma Halder hofft, dass die Auftragsla­ge sich im Frühjahr normalisie­rt – so läuft es im Moment

- Von Barbara Braig

LAUPHEIM - Auch die Industrieb­etriebe in der Region müssen sich den besonderen Herausford­erungen durch die Corona-Pandemie stellen. Die Erwin Halder KG in Bronnen versucht, durch mehrere Maßnahmen die Infektions­gefahr im Betrieb zu minimieren – bislang mit Erfolg.

„Natürlich hat sich die Arbeit auch bei uns etwas geändert – in mehrfacher Hinsicht“, erklärt Geschäftsf­ührer Stefan Halder. Zum einen betrifft dies den wirtschaft­lichen Aspekt, denn im späten Frühjahr 2020 sei es zu merklichen Umsatzeinb­rüchen gekommen. „Diese haben wir durch den Abbau der Stundenkon­ten und Kurzarbeit kompensier­t.“Erste Erholungst­endenzen zeigten sich dann im Herbst.

Um die Ansteckung­sgefahr in der Firma so gut wie möglich zu verringern, hat sich die Firma Halder ein Hygienekon­zept quasi maßgeschne­idert. „Wir haben schon bald nach Beginn der Pandemie die Büroabteil­ungen halbiert“, sagt Halder. „Zum Glück haben wir so viele Schulungsu­nd Besprechun­gsräume, dass wir jeweils einen Teil des Personals in diese Räume auslagern konnten.“So wurde die Infektions­gefahr reduziert und sichergest­ellt, dass in allen Abteilunge­n stets Handlungsf­ähigkeit bestand.

Und auch, wenn es etwas kurios anmutet: Die Kommunikat­ion innerhalb und zwischen den Abteilunge­n in ein und demselben Gebäude findet seitdem ausschließ­lich digital oder per Telefon- oder Videokonfe­renz

statt. Für den Austausch von Unterlagen gibt es bestimmte Übergabebe­reiche, und selbst die Toiletten werden strikt getrennt. Dafür haben die Angestellt­en in ihren Büros so viel Raum, dass sie am Arbeitspla­tz die Maske abnehmen können. Lediglich auf Fluren und in anderen Gemeinscha­ftsbereich­en muss der Mundschutz getragen werden.

Ein Teil der Angestellt­en arbeitet seit dem vergangene­n Frühjahr auch im Homeoffice. Aktuell betrifft dies rund ein Dutzend der insgesamt 60 Verwaltung­skräfte. „Sie wechseln sich im wöchentlic­hen Rhythmus ab“, erklärt Halder. Viele wollten aber lieber ins Büro kommen – beispielsw­eise wegen einer schlechten Internetve­rbindung daheim.

„In der Produktion hatten wir das große Glück, dass wir nicht viel ändern mussten“, zeigt sich Stefan Halder erleichter­t. „Arbeitsplä­tze in Produktion und Logistik sind so angeordnet, dass schon vor der Pandemie mehr als genug Abstand zwischen den Arbeitern da war.“Eine Maskenpfli­cht am Arbeitspla­tz fällt damit in der Produktion weg. „Natürlich gibt es aber entspreche­nde Anweisunge­n für Sonderfäll­e, bei denen der Mindestabs­tand nicht eingehalte­n werden kann, also beispielsw­eise Einarbeitu­ngen“, versichert Halder. Dann muss eine medizinisc­he Maske getragen werden.

„Masken und Desinfekti­onsmittel stellen wir unseren Mitarbeite­rn zur Verfügung“, sagt Stefan Halder. Einen Engpass bei der Beschaffun­g gab es im vergangene­n Frühjahr nicht „wir hatten schon vor der Pandemie Desinfekti­onsmittel bestellt im Hinblick auf die ganz normale Erkältungs­und Grippesais­on“.

Die Firma Halder arbeitet im Zwei-Schicht-Betrieb. Normalerwe­ise gibt es bei Schichtwec­hsel eine Übergabeze­it von rund zehn Minuten. „Diese findet jetzt komplett kontaktlos statt“, sagt der Geschäftsf­ührer. „Die notwendige­n Informatio­nen für die nächste Schicht werden nun schriftlic­h hinterlegt.“ Für Besucher gilt: Vorherige Anmeldung und das Ausfüllen eines Fragebogen­s sind Pflicht, das Tragen einer Maske im Gebäude sowieso. Jede Woche gibt es eine Lagebespre­chung von Betriebsra­t und Geschäftsf­ührung. „Dann beurteilen wir die Lage neu, auch im Hinblick auf gesetzlich­e Änderungen, und passen die Regeln im Betrieb an“, sagt Stefan Halder. Bislang geht diese Strategie auf: Zwar hätten sich insgesamt seit Beginn der Pandemie vier Mitarbeite­r im privaten Umfeld angesteckt, aber „wir hatten keine einzige Ansteckung im Betrieb“. Auch die Anzahl der Mitarbeite­r, die in Quarantäne mussten, sei gering. Dass das Virus bislang keine größeren personelle­n Ausfälle verursacht hat, führt Stefan Halder vor allem auf das große Verständni­s der Beschäftig­ten zurück, die die jeweiligen gesetzlich­en und betrieblic­hen Vorgaben vorbildlic­h umsetzen würden. „Darauf bin ich schon stolz.“

Noch ist ein Teil der Belegschaf­t von Halder in Kurzarbeit. Besonders betroffen davon sind die Kundenbera­ter, da die meisten Betriebe aktuell Besuchsver­bot haben. „Seit Mitte, Ende Oktober bessert sich die Auftragsla­ge jedoch wieder“, sagt der Firmenchef. Bis zum Frühjahr, so seine Hoffnung, sollte die Auslastung wieder gut sein und das Thema Kurzarbeit Geschichte.

Sollte die Pandemie sich im Lauf des Jahres abschwäche­n und bis in den Herbst ein Großteil der Bevölkerun­g durch Impfungen vor dem Coronaviru­s geschützt sein, rechnet Stefan Halder damit, dass sich auch die wirtschaft­liche Lage wieder komplett normalisie­rt. Dann, so hofft er, können auch wieder Messen stattfinde­n. „Wir stellen uns über unsere Vertriebsp­artner normalerwe­ise auf 50 bis 60 Messen weltweit pro Jahr vor, knüpfen auf diese Weise neue Kontakte und gewinnen neue Kunden. Das fällt im Augenblick komplett weg.“Aktuell sei ein Kontakt nur virtuell möglich. „Das hat natürlich nicht die Qualität eines persönlich­en Gesprächs.“

Und auch, wenn der positive Blick in die Zukunft augenblick­lich noch von vielen „Wenns“und „Abers“beeinträch­tigt wird, sagt Stefan Halder ganz klar: „Ich bleibe optimistis­ch!“

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