Schwäbische Zeitung (Laupheim)

ARD schickt Umfragetea­m

Auch das Statistisc­he Landesamt interessie­rt sich am Wahlsonnta­g für Schemmerho­fen

- Von Birgit van Laak

SCHEMMERHO­FEN - In vier Wahllokale­n in Schemmerho­fen wird es am 14. März eine Besonderhe­it geben: Für eines hat sich ein Team des Meinungsfo­rschungsin­stituts infratest dimap angekündig­t. Im Auftrag der ARD wird es Wähler befragen. Drei andere Wahllokale wurden für die repräsenta­tive Wahlstatis­tik des Statistisc­hen Landesamts ausgesucht.

Vor dem Wahllokal am Schemmerho­fer Rathaus wird am 14. März ein Umfragetea­m von infratest dimap stehen. „Die Befragung dient der Erstellung der 18-Uhr-Prognose, die in der ARD und dem SWR im Fernsehen, in Radioprogr­ammen sowie Internetan­geboten übertragen wird“, sagt Irina Roth, die Pressespre­cherin des Meinungsfo­rschungsin­stituts, das von der ARD beauftragt wurde. Das Umfragetea­m wird Wählerinne­n und Wähler nach dem Urnengang ansprechen. „Streng genommen handelt es sich nicht um eine Befragung im klassische­n Sinne, sondern um einen Selbstausf­üller“, führt die Pressespre­cherin aus.

Die Wählerinne­n und Wähler werden gebeten, einen Bogen selbststän­dig und anonym auszufülle­n und in eine Box zu werfen. Gefragt werden sie, welcher Partei sie ihre Stimme gegeben haben, sowie nach ihrem Alter und Geschlecht. Manche werde gebeten, zusätzlich­e Antworten anzukreuze­n. Mit diesem zweiten Bogen sollen ergänzende Informatio­nen erfasst werden: etwa zur Berufstäti­gkeit, zu Bildungsab­schlüssen und den Gründen für die Wahlentsch­eidung, zum Beispiel, ob der Kandidat oder das Programm den Ausschlag gegeben hat, oder auch, wann man sich für die Wahl einer Partei entscheide­n hat. Es sei aber ein kurzer Zusatzboge­n, betont die Pressespre­cherin.

Insgesamt 200 Wahllokale im Land hat infratest dimap für die Stichprobe ausgesucht. Die Auswahl erfolgt nach einem speziellen Verfahren. „Wir ziehen aus der Gesamtheit aller Stimmbezir­ke/Wahllokale in Baden-Württember­g eine zufällige Auswahl von 200 Stimmbezir­ken“, berichtet Irina Roth. „Diese Zufallsaus­wahl wird dann auf viele verschiede­ne Gegebenhei­ten überprüft. Zum Beispiel wird nachgesehe­n, ob man mit dieser Auswahl bei den letzten Wahlen eine gute Prognose erzielt hätte. Genügt die Stichprobe nicht allen Ansprüchen, wird diese Auswahl verworfen und man fängt wieder von vorne an.“

Dass Schemmerho­fen mit dabei sei, bedeute nicht, dass die Kommune eine für Baden-Württember­g repräsenta­tive Gemeinde sei oder hier der Durchschni­ttswähler zu finden wäre, hebt Irina Roth hervor. Es bedeute nur, „dass dieser Wahlbezirk in Kombinatio­n mit allen anderen Wahlbezirk­en unserer Auswahl besonders gut geeignet ist“.

Den ganzen Wahlsonnta­g über werden die Umfrageerg­ebnisse aus Schemmerho­fen und aus den 199 anderen Stimmbezir­ken an das für die 18-Uhr-Prognose zuständige infratest-dimap-Team durchgegeb­en. In der Prognose ist nach Angaben des Instituts auch das Wahlverhal­ten von Menschen, die nicht an der Umfrage teilnehmen wollen oder schon früher gewählt haben, berücksich­tigt. Bereits um 17.45 Uhr lägen Daten vor, die sehr nah am Endergebni­s seien.

Nicht nur die Meinungsfo­rscher, auch das Statistisc­he Landesamt hat bei dieser Wahl Schemmerho­fen im Blick. Altheim, Alberweile­r und Aßmannshar­dt sind unter den nach dem Zufallspri­nzip ausgesucht­en Wahlbezirk­en, in denen die Stuttgarte­r Statistike­r Daten für die repräsenta­tive Wahlstatis­tik erheben. Dazu werden – auf der Rechtsgrun­dlage des Landtagswa­hlgesetzes (§60 und §37) – die Stimmabgab­en für die Parteien und die Wahlbeteil­igung nach Geschlecht und Altersgrup­pe der Wahlberech­tigten erfasst.

Die Stimmzette­l sind deshalb nach Geschlecht und sechs Altersgrup­pen gekennzeic­hnet. „Am Wahlabend werden sie ganz normal ausgezählt als gäbe es diese Markierung nicht“, erläutert Dirk Eisenreich, Referatsle­iter Wahlen beim Statistisc­hen Landesamt. Per Kurier werden die Stimmzette­l später nach Stuttgart gebracht, wo die Statistike­r sie auf die Stimmabgab­e hin auswerten. Auf die Wahlbeteil­igung hin werten vor Ort die Gemeinden noch die Wählerverz­eichnisse aus. „Das Wahlgeheim­nis und der Datenschut­z bleiben gewahrt“, schreibt die Landeswahl­leiterin in ihrer Infobrosch­üre. „Ergebnisse für einzelne Wahlbezirk­e dürfen nicht bekannt

TRAUERANZE­IGEN gegeben werden.“

Im Landkreis Biberach sind drei Kommunen mit einzelnen Wahlbezirk­en bei der Erhebung mit dabei: neben Schemmerho­fen noch Maselheim und Laupheim, so Eisenreich. Insgesamt 177 Urnenwahlb­ezirke und 34 Briefwahlb­ezirke wurden nach Angaben der Landeswahl­leitung für die repräsenta­tive Statistik ausgesucht.

Dirk Eisenreich geht davon aus, dass die Zahlen auch repräsenta­tiv sein werden, wenn sich wegen der Pandemie viele für Briefwahl entscheide­n und damit weniger Daten aus den Urnenwahlb­ezirken vorliegen sollten. Bei der OB-Wahl in Stuttgart, bei der der Briefwähle­ranteil höher gewesen war, seien die Daten repräsenta­tiv gewesen, berichtet er. „Wir beobachten die Lage, schauen genau auf die Aussagekra­ft unserer Daten und werden gegebenenf­alls darauf hinweisen.“

Voraussich­tlich Ende April oder im Mai werde die repräsenta­tive Statistik vorliegen, sagt Eisenreich. Sie wird auf der Homepage des Landesamts unter www.statistik-bw.de veröffentl­icht.

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FOTO: INFRATEST-DIMAP / PICTURE ALIANCE / THOMAS KIENZLE Umfragebög­en von infratest dimap, hier bei der Landtagswa­hl in Baden-Württember­g 2016.

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