Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Biberach bekommt für guten Zweck seinen eigenen Gin
Der Round Table geht mit diesem Projekt, das ohne Corona vermutlich nicht entstanden wäre, neue Wege
BIBERACH - Nein, „Beaver’s Crown“ist keine Adaption des NetflixserienHits rund um das britische Königshaus „The Crown“. Es ist eine neue Gin-Sorte, die der Biberacher Serviceclub Round Table ab sofort für den guten Zweck verkauft. Entstanden ist die Idee infolge der CoronaKrise. Die Biberacher Gin-Experten von „Ginferno“und der Künstler Daschu unterstützen den Club bei dem Projekt, das die Pandemie überdauern soll.
Viele Vereine und Organisationen zeigen sich kreativ, was neue Einnahmequellen angeht. Bewährtes wie Feste oder Marktverkäufe sind wegen der Corona-Pandemie seit fast einem Jahr nahezu unmöglich. Die Beschränkungen haben auch den Round Table getroffen, der gemeinnützige Projekte in Biberach und Umgebung unterstützt. Im Rahmen des Spendenprojekts „Los ... mach was“erhielten 2020/21 zum Beispiel die Notfallseelsorge im Kreis Biberach, der Verein „Städte Partner Biberach“, die Federsee-Grundschule Alleshausen oder der Verein „Pippi Langstrumpf Freunde Wain“finanzielle Hilfe.
Die Gelder dafür generieren die Ehrenamtlichen über Spenden sowie einen Stand auf dem Biberacher Christkindles-Markt. „Nachdem sich im Herbst abgezeichnet hatte, dass dies nicht möglich sein wird, haben wir neue Ideen entwickelt“, sagt der Präsident Alexander Sauer. Mehr als ein Dutzend Ansätze habe man gehabt, in die Endrunde kamen drei bis vier: „Letztlich entschieden wir uns für den Gin und das nicht nur, weil es derzeit ein In-Getränk ist. Beim Round Table in Deutschland und Europa ist der Gin schon lange ClubGetränk.“Sie suchten nach einer Spirituosenmanufaktur in Deutschland und verkosteten mehrere Sorten.
Herausgekommen ist ein Gin, der laut Beschreibung neben seinem klassischen Wacholderaroma durch frische Zitrusnoten sowie Nuancen von Kräutern und Gewürzen besticht. Im Abgang soll eine leichte Rosennote zu schmecken sein.
„Bei der Wahl der Sorte herrschte eigentlich große Einigkeit“, sagt Sauer. „Wir hoffen, dass der Geschmack jeden Biberacher und jede Biberacherin anspricht.“500 Flaschen wurden bereits hergestellt, weitere sollen je nach Nachfrage folgen. Verkauft wird der Gin über einen Online-Shop.
Kooperationen mit lokalen Händlern seien bei Erfolg angedacht, sagt der Präsident.
Die Rezeptur des „Beaver’s Crown“haben die Mitglieder mit den Gin-Experten von „Ginferno“definiert. „Ein runder, fein abgestimmter Gin, der sowohl im Winter am heimischen Kamin als auch im Sommer in der Bar des Vertrauens glänzt”, zeigt sich Harry Zell von „Ginferno“angetan. Hinter „Ginferno“stecken mehrere Freunde aus Biberach. Sie haben eine App für Smartphones entwickelt, die bei der Auswahl der Tonics und Gewürze helfen soll. Seit zwei Jahren arbeiten sie daran.
„Gin zählt zu den kompliziertesten Getränken“, erzählt Philipp Fleischer. Es komme nicht nur darauf an, einen guten Gin zu haben, sondern auch die passenden Zutaten für die
Mischung. Zudem organisieren die Freude in wechselnden Locations Gin-Abende, sofern es die CoronaRegeln zulassen. Aktuell weichen sie auf digitale Verkostungen aus. Die nächste findet am 13. März statt.
Überzeugen soll der Gin aber nicht nur mit Geschmack, sondern auch mit der Gestaltung der Flasche. Das Etikett zeigt drei Biber, einer davon thront auf einem Stuhl. Der Biber ist das Wappentier der Stadt Biberach. Entworfen hat das Design der Biberacher Künstler Daschu. „Da ich überwiegend großformatig auf Hauswänden und Leinwänden arbeite, hat es mich sehr gereizt, für dieses Projekt etwas zu malen, was später in einem sehr kleinen Format zu sehen ist“, sagt er. „Es freut mich umso mehr, damit einen Beitrag für soziale Projekte in meiner Heimat zu leisten.”
Alle Beteiligten sind gespannt, wie der Gin bei den Menschen ankommt. Selbst wenn die Pandemie vorbei ist und der Round Table wieder Waffeln sowie Glühwein auf dem Christkindles-Markt verkaufen kann, soll der Gin bleiben. „Unser Ziel ist, damit dauerhaft ein zweites Standbein aufzubauen und somit in Zukunft noch mehr spenden zu können”, so Sauer. Denn wegen der Folgen der Corona-Krise könnte die Zahl der Vereine oder Initiativen, die auf Spenden angewiesen sind, weiter steigen.