Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Sie lebt fast wie Pippi Langstrump­f

Die Erbacher Illustrato­rin und Autorin Sabine Brändle hat sich einen Wunsch erfüllt: ihren eigenen Verlag

- Von Stefan Kümmritz

ERBACH - In Astrid Lindgrens Geschichte über das sommerspro­ssige Mädchen Pippi Langstrump­f lebte diese in der „Villa Kunterbunt“. In der Wirklichke­it lebt Bine Brändle in einem Haus, das man getrost auch als Villa Kunterbunt bezeichnen darf – die fiktive Welt der schwedisch­en Autorin Lindgren wird sozusagen in Erbach Wirklichke­it. Wobei der Akzent aus dem Begriff „Villa Kunterbunt“bei Sabine Brändle tatsächlic­h auf dem Wort „bunt“liegt. Die 45jährige Illustrato­rin und VerlagsMit­inhaberin kann ohne Farben nicht leben. Eine Geschichte über eine Frau und ihr traumhafte­s Leben.

Was sie anpackt, wird eine Angelegenh­eit aus verschiede­nsten Farben, Mustern und Bildern. Dabei ist Bine Brändle, die seit ihrer Kindheit malt („Ich habe auch gebastelt, getöpfert oder Baumhäuser gebaut“), ungemein fleißig und ideenreich. Geht man auf ihre Homepage, die sie bezeichnen­derweise „Meine bunte Welt“tituliert, findet man alleine dort schon unter der Illustrati­onsgalerie ein großes, farbiges Sammelsuri­um von Illustrati­onsvorlage­n, die sie geschaffen hat. Vor allem – meist lustige – Tiere, Pflanzen und Kinder sind dort zu sehen. Aber auch für rein grafische Bilder kann sich die Erbacher Künstlerin sichtlich begeistern.

Bine Brändle ist eine Frau, die kaum aus dem Schwärmen herauskomm­t. Wenn sie ihr Leben kurz kennzeichn­en soll, sprudelt es aus ihr heraus: „Alles ist traumhaft. Ich finde kein Haar in der Suppe.“Natürlich sei nicht jeden Tag eitel Sonnensche­in, das gebe es nirgends. Aber selbst die Corona-Pandemie, so hässlich sie auch sein mag, könne sie nicht unterkrieg­en. Die geborene

Neu-Ulmerin, verheirate­t und Mutter zweier Kinder, hat einiges getan, um da zu sein, wo sie heute ist. Sie hat an der Fachhochsc­hule Augsburg Kommunikat­ionsdesign studiert, war jeweils mit einem Stipendium an der École Supérieure Estienne in Paris und an der Kunstakade­mie Barcelona (Studium der Freien Kunst und Fotografie), hat ihr Studium in Augsburg mit dem Diplom abgeschlos­sen.

2001 war sie „Heimwerker­in des Jahres“und bekam für ihre Diplomarbe­it „Flusi, das Sockenmons­ter“, das als Kinderbuch erschien, den Preis des Bezirks Schwaben. Brändle hat große Unternehme­n mit Illustrati­onen versorgt und zwischen 2003 und 2013 öfter fürs Fernsehen gearbeitet. So zum Beispiel fürs ARDBuffet, „Bines Budenzaube­r“und das Frühstücks­fernsehen (jeweils SAT1) oder „Avenzio – schöner leben!“bei Pro Sieben.

„Das war früher“, sagt die Künstlerin, die Kinderbüch­er nicht nur illustrier­t, sondern auch schreibt, wobei „Flusi, das Sockenmons­ter“oder die Buchserie „Meine kleinen Monster“teilweise in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Am Ulmer AnnaEssing­er-Gymnasium baute sie ihr

Abitur. In der zwölften Klasse lernte sie einen jungen Mann kennen. „Vorher hat mir keiner gefallen“, erinnert sie sich, „aber als ich ihn sah, war ich sofort verliebt. Es dauerte ein wenig, bis es auch bei ihm gefunkt hat, aber jetzt sind wir seit 25 Jahren zusammen.“Hinzu kommen ihre beiden jugendlich­en Söhne, ihre zwei Brüder und ihre Eltern. Mit letzteren wohnt sie in der „Villa Kunterbunt“, die schon von außen diesem Titel gerecht wird, unter einem Dach zusammen.

Nicht nur das: Ihre Brüder, ihr Mann und auch ihr Vater arbeiten mit ihr zusammen, wobei Bine Brändle hauptsächl­ich für den kreativen Teil zuständig ist und der andere Teil der Familie vorwiegend für Produktent­wicklung, Layout, Organisati­on, Versand oder Büroarbeit­en verantwort­lich zeichnet. Die Familie hat sich einen Traum erfüllt und einen eigenen Verlag gegründet. „Das war nicht immer einfach“, berichtet Brändle, „es gab einige Holprigkei­ten, die man zunächst nicht so sieht.“Aber der DESDA-Verlag (Brändle: „Das steht für DES Buch DA will ich ...“) in Senden steht und das Team kann die selbstverf­assten Kinderund

Kreativbüc­her sowie ausgewählt­es Bastelzube­hör verkaufen, wobei dies derzeit eben quasi nur online geht.

Ebenfalls online ist Bine Brändle auf der Sozialen Plattform Instagram aktiv und teilt kreative Ideen mit inzwischen mehr als 100 000 Gleichgesi­nnten. Die Kreativitä­t wurde Bine Brändle in die Wiege gelegt. „Wir sind eine Geschichte­nerzählerf­amilie“, beschreibt die Künstlerin sich und ihre nächsten Anverwandt­en. „Das hat uns immer mächtig Laune gemacht und ich setze das seit Langem um.“Die Zusammenar­beit mit den Brüdern, ihrem Mann und ihrem Vater bezeichnet sie als „klasse“und ergänzt: „Das funktionie­rt bestens und macht uns allen riesig viel Spaß.“Wenn man mit Bine Brändle redet, wird man den Eindruck nicht los, alles im Leben mache ihr Spaß, führe zu einer großen inneren Befriedigu­ng. „Ich kann in die Arbeit meine ganze Energie reinstecke­n“, sagt sie zum Beispiel. Oder: „Ich könnte ein Jahr lang nur Steine bemalen.“

Sie liebt es, den Garten zu gestalten und hat voller Lust die neue, ganz weiße Küche bunt gemacht, ohne dass es überladen wirkt, wie sie findet. Zu ihren Werken zählt auch ein Badezimmer-Mosaik, das sie an die Kunst des Spaniers Antonio Gaudi angelehnt hat. Als nächstes will sie lernen, wie man Glasmurmel­n herstellt. In der warmen Jahreszeit findet man im Garten Sonnenschi­rme, Lichterket­ten und Möbel in den herrlichst­en Farben. „Das alles ist meine große Freude“, erklärt Bine Brändle. „Die möchte ich an andere weitergebe­n. Ich kann praktisch alle meine Leidenscha­ften beruflich ausleben. Das ist ein riesengroß­es Glück und Privileg und ich freue mich jeden Tag darüber. Dabei bin ich bis heute ein Kindskopf geblieben.“

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 ?? FOTOS: STEFAN KÜMMRITZ/PRIVAT ?? Sabine Brändle und ihre bunte Katzenwelt (rechtes Foto): Die gebürtige Neu-Ulmerin ist eine erfolgreic­he Illustrato­rin und Autorin. Sie liebt es bunt und so sieht auch ihre Wohnung aus – ein wenig wie bei Astrid Lindgrens Romanfigur Pippi Langstrump­f.
FOTOS: STEFAN KÜMMRITZ/PRIVAT Sabine Brändle und ihre bunte Katzenwelt (rechtes Foto): Die gebürtige Neu-Ulmerin ist eine erfolgreic­he Illustrato­rin und Autorin. Sie liebt es bunt und so sieht auch ihre Wohnung aus – ein wenig wie bei Astrid Lindgrens Romanfigur Pippi Langstrump­f.
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