Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die ständige Sorge vor dem Regen
Oberholzheimer fühlt sich wegen Hochwasser von Gemeinde im Stich gelassen – Bürgermeister zeigt Verständnis für Problem, sieht aber den Betroffenen in der Pflicht
OBERHOLZHEIM - Zwei Wochen ist es her, dass nachts Wasser das Grundstück der Familie Fahleker überschwemmt hat – wieder einmal. Weil das jedes Jahr passiert, hatte die Gemeinde Achstetten dem Betroffenen empfohlen, eine Mauer zu bauen. Das tat Jürgen Fahleker, trotzdem ist nun wieder Wasser auf seinen Hof gelaufen. Der Oberholzheimer fordert von der Gemeinde jetzt eine Lösung. Die sieht aber Fahleker selbst in der Pflicht: Die Mauer sei nicht richtig gebaut.
„Ich kriege bei Gewitter schon Bauchweh und kann nicht schlafen, wenn es nachts stark regnet“, erzählt Fahleker. Wie erst vor Kurzem: „Sonntagnacht um halb 12 hat uns glücklicherweise ein Nachbar, der mit dem Hund beim Gassigehen war, informiert, dass das Wasser über unseren Hof läuft.“Daraufhin habe er die Feuerwehr gerufen, die dann bis morgens um 4 Uhr Wasser pumpte und einen Graben in den angrenzenden Feldern zog, um dem Wasser den Druck zu nehmen. Das verhinderte schlimmere Schäden. „Gott sei Dank ist nichts passiert“, sagt Fahleker. Zwar habe seine Grundstücksmauer einen Großteil des Wassers abgehalten. Dennoch sei es wieder über den Hof gelaufen.
Zu den starken Überschwemmungen kommt es auf dem Grundstück noch nicht so lange, schildert Fahleker, der in dem Haus seit 40 Jahren lebt. „So extrem ist es erst in den vergangenen zehn Jahren geworden“, sagt er. Schuld daran seien die verbreiteten Monokulturen auf den Feldern, an die das Grundstück angrenzt. Die Böden seien verdichtet und könnten kaum Regen- oder Schmelzwasser aufnehmen. Von den Feldern fließt dieses auf das unbebaute Grundstück neben Fahlekers Haus. „Das fungiert wie eine Badewanne, in der sich das Wasser sammeln kann“, berichtet er. Ein bis zwei Mal im Jahr kommt es dann zur Überschwemmung.
Davor sollte das Grundstück nun eine Mauer schützen. Doch das Wasser drücke trotzdem durch, sagt Fahleker. Dabei sei für die Mauer 70 bis 80 Zentimeter tief ins Erdreich gegraben und ein Betonfundament angelegt worden. Dem widerspricht Achstettens Bürgermeister Kai Feneberg: „Das hat er so nicht gemacht.“Stattdessen gehen laut Feneberg sowohl Bauamt, Ingenieurbüro und Feuerwehr davon aus, dass das Fundament lediglich 30 Zentimeter tief und damit auch nicht vor Frost geschützt ist. „Das Ding hätte funktioniert“, ist Feneberg überzeugt. Doch in der aktuellen Version erfülle die Mauer ihren Zweck nicht. Zur Lösung des Problems müsse die Mauer nachgebessert werden, sagt er. Bei Starkregen könne sich dann das Wasser an dieser stauen und über die Straße in den Kanal abfließen.
Fahleker ist allerdings überzeugt, dass die Mauer korrekt gebaut ist – wie von der Gemeinde empfohlen. „Und jetzt ist es doch wieder passiert“, ist er erbost. „Ich habe langsam die Schnauze voll.“Denn in seinen persönlichen Hochwasserschutz sind für Feuerwehreinsatz, Mauer und Pumpen schon 7000 Euro geflossen. Nun sieht der Oberholzheimer die Gemeinde in der Fürsorgepflicht.
Für den Unmut von Fahleker zeigt Bürgermeister Feneberg Verständnis, bietet auch Hilfe durch den Bauhof an. Allerdings sei die Gemeinde dafür die falsche Anlaufstelle. „Wir sind für so einen Fall gar nicht zuständig“, erklärt er. „Das ist ein Naturereignis im Außenbereich und hat nichts mit dem Baugebiet zu tun.“Im Landes-Wasserhaushaltsgesetz heißt es: „Jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, ist im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren verpflichtet, geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen.“Rein rechtlich muss Fahleker also privaten Objektschutz betreiben.
Doch Fahleker will die Situation so nicht hinnehmen, wünscht sich ein Entgegenkommen der Gemeinde. „Es ist ja genauso wenig mein Wasser. Wer kann mir helfen, wenn nicht die Gemeinde?“Es müsse ein Ablauf gebaut werden, damit sich das Wasser nicht mehr auf dem Nachbargrundstück sammeln könne, sagt er. „Wenn das Wasser permanent weglaufen kann, ist es mir egal.“
„Einen Schacht im leeren Nachbargrundstück vom Bauhof setzen zu lassen, haben wir auch schon überlegt“, erklärt Bürgermeister Feneberg. Das Problem: Laut dem befragten Ingenieurbüro fließt dann laufend in den Schacht Wasser, das sonst versickere. Die Folge: Die Dimension des ganzen Kanals reiche nicht mehr aus. Letztendlich sei die praktikabelste Lösung, die Staumauer nachzubessern. Der Bürgermeister macht deutlich: „Ich kann ihm dafür nicht einfach Steuergelder geben.“