Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Im Autokorso zum Verkehrsmi­nisterium

Fahrlehrer Michael Heinke aus Bad Buchau hat sich an der Demo-Fahrt der Fahrschule­n in Stuttgart beteiligt – Ihre Forderung: eine Öffnung ab 1. März

- Von Annette Schwarz

BAD BUCHAU/REGION - Hupend, mit Warnblinkl­icht und in einem langen Autokorso haben Fahrlehrer aus ganz Baden-Württember­g in Stuttgart gegen den anhaltende­n Lockdown demonstrie­rt. Mit dabei: Michael Heinke, Inhaber der gleichnami­gen Fahrschule in Bad Buchau und stellvertr­etender Vorsitzend­er des Fahrlehrer­verbands im Kreis Biberach. Wie seine Kollegen fordert auch er, dass Fahrschule­n ab 1. März wieder öffnen dürfen.

In Bayern dürfen Fahrschüle­r ab Montag wieder Fahrstunde­n nehmen, in Baden-Württember­g aber bleiben die Fahrschule­n weiterhin geschlosse­n. Fahrlehrer Michael Heinke findet das ungerecht. Um seiner Stimme Nachdruck zu verleihen, hat er am Donnerstag zusammen mit Kollegen aus ganz Baden-Württember­g in Stuttgart für die Öffnung der Fahrschule­n demonstrie­rt. Ein beeindruck­endes Erlebnis, berichtet Heinke.

Bereits am späten Vormittag hätten sich die Fahrlehrer auf dem Cannstatte­r Wasen getroffen. Höhepunkt aber war ein anderthalb­stündiger Korso mit allen Fahrschula­utos – die Polizei sprach von 200, die Veranstalt­er von fast 300 Fahrzeugen – durch die Stuttgarte­r Innenstadt. Auf den unvermeidb­aren Stau hätten die Verkehrste­ilnehmer sehr unterschie­dlich reagiert, hat Heinke beobachtet. Während die einen verärgert den Kopf schüttelte­n, zeigten die anderen Sympathie für die Situation der Fahrlehrer und hielten wohlwollen­d die Daumen hoch. Das Thema gehe schließlic­h alle an, findet Heinke: „Es ist doch so: Ohne uns Fahrschule­n hätte keiner einen Führersche­in.“

Trotz der vielen Teilnehmer sei der Ablauf aber reibungslo­s gewesen. Dafür sorgte auch die Polizei, die den langen Zug eskortiert­e und die Strecke für die angemeldet­e Demonstrat­ion abgesperrt hatte. „Da durften wir sogar mal über eine rote Ampel fahren – das war super“, berichtet der Fahrlehrer lachend.

Ansonsten ist den Fahrlehrer­n das Lachen mittlerwei­le gehörig vergangen. „Wir befinden uns im fünften Lockdown-Monat innerhalb eines Jahres“, formuliere­n die Fahrlehrer in einem offenen Brief, den sie während der Demo-Fahrt an das Sozialund Verkehrsmi­nisterium übergeben haben. „Der Ausbildung­saufwand der Fahrschüle­rinnen und Fahrschüle­r wird auch nach der Öffnung nicht kleiner. Dieser Ausbildung­sstau lässt sich, schon zum jetzigen Zeitpunkt, nur noch mit einem enormen Kraftaufwa­nd bewältigen. Mit jedem Tag des Lockdowns wird dieses Problem größer.“Schließlic­h gebe es ohnehin schon einen Mangel an Fahrlehrer­n. Und: „Jugendlich­e benötigen zwingend einen Führersche­in, um zur Arbeit zu kommen. Schichtbet­rieb ist ohne Führersche­in überhaupt nicht möglich. Für uns Fahrschule­n ist es ganz klar, dass der Führersche­in zur Existenzsi­cherung der Bevölkerun­g beiträgt und wir deshalb zu 100 Prozent den systemrele­vanten Betrieben zugeordnet werden müssen.“Deshalb fordern die Fahrlehrer „die sofortige Öffnung unter Berücksich­tigung der HygieneVor­schriften“.

Auch Heinke hofft, dass nach der Fahrt zum Landtag die Politik endlich in der Sache in Bewegung kommt. Die Demo selbst bewertet er positiv, man habe deutlich eine Einheit unter den Fahrlehrer­n gespürt. Eines aber sei in den Gesprächen mit seinen Berufskoll­egen sehr deutlich geworden: „Langsam sind alle am Limit. Viele haben Existenzan­gst.“

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FOTO: ANDREAS ROSAR Geballte Präsenz: Fahrlehrer aus ganz Baden-Württember­g haben in Stuttgart für die Öffnung der Fahrschule­n demonstrie­rt.

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