Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Lernbeglei­ter sollen Lücken schließen

Viele Kinder verlieren im digitalen Unterricht den Anschluss – Caritas will helfen

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REGION(tha) - Vielen Kindern im Homeschool­ing fehlt oft die Motivation zum Lernen. Sie laufen Gefahr, den Unterricht­sstoff zu verpassen. Die Caritas Biberach-Saulgau und das katholisch­e Jugendrefe­rat suchen deshalb ehrenamtli­che Lernbeglei­ter, die Kindern dabei helfen sollen, den schulische­n Anschluss nicht zu verlieren. Reinhard Specht aus Bad Saulgau ist Lernbeglei­ter und unterstütz­t das Projekt seit einigen Wochen.

Immer dienstags seit Anfang des Jahres unterricht­et Specht in einem großen Raum des Caritaszen­trums Bad Saulgau eine ganze Stunde lang einen Viertkläss­ler der Grundschul­e Renhardswe­iler im Fach Mathematik. Die Caritas und das Jugendrefe­rat haben bewusst darauf geachtet, dass die Jungen und Mädchen zum Lernen aus ihrer gewohnten Umgebung herauskomm­en. „Der Junge ist gewillt, mitzumache­n. Das ist die wichtigste Voraussetz­ung“, sagt Specht über den Schüler, dem er gerade die schriftlic­he Division beibringt. „Er macht gute Fortschrit­te, schafft es selbststän­dig, seine Aufgaben zu bewältigen“, sagt Specht, der Lehrer am Walter-KnollSchul­verbund in Bad Saulgau ist und schon seit Jahren Nachhilfe gibt.

Wobei die Lernbeglei­tung nicht mit dem klassische­n Nachhilfeu­nterricht gleichzuse­tzen ist. „Die Lernbeglei­tung ist für Kinder gedacht, deren Eltern sich keinen Nachhilfeu­nterricht leisten können“, sagt Andrea Hehnle, Leiterin Integriert­e Hilfen für

Familien des Caritasver­bands, die gemeinsam mit dem katholisch­en Jugendrefe­rat das Projekt ins Leben gerufen hat – im Raum Biberach bereits vor einigen Monaten. Dort gibt es acht Lernbeglei­ter, die Kinder mit Bildungsrü­ckständen in den Hauptfäche­rn Deutsch und Mathematik unterricht­en.

Das Projektzie­l ist klar formuliert: „Einigen Schülerinn­en und Schülern fällt es schwer, zu Hause motiviert ihre Aufgaben zu erledigen. Sie entwickeln Wissenslüc­ken, die sie nur noch mit gezielter Förderung aufholen können. Je jünger die Kinder, desto weniger helfen digitale Mittel und desto mehr fehlt die Schule. Hier will das Projekt ansetzen“, sagt Hehnle.

Für den Raum Bad Saulgau werden noch weitere Lernbeglei­ter gesucht. Denn bislang ist Reinhard Specht aus Bad Saulgau allein auf weiter Flur. „Es ist mir ein wichtiges Anliegen, den Kindern zu helfen“, sagt der 57-Jährige, den die Caritas als Lernbeglei­ter vermittelt hat. „Wir prüfen zuerst, ob ein Interessen­t als Lernbeglei­ter infrage kommt.“Specht erfüllt die Kriterien. Aber auch junge Menschen ab 16 Jahren oder Lehrer im Ruhestand sollen sich bei der Caritas melden, um Lernbeglei­ter zu werden. Was von ihnen erwartet wird? „Sie müssen mit Kindern umgehen und es sich zutrauen können“, sagt Hehnle. Lernbeglei­ter arbeiten mit dem Jugendrefe­rat und der Caritas eng zusammen, eine Mitarbeite­rin übernimmt die pädagogisc­he Leitung, steht für Fragen zur Verfügung, kooperiert mit den Schulen und organisier­t bei Bedarf Fortbildun­gsangebote. „Die Lernbeglei­ter sind während ihrer Tätigkeit versichert und erhalten eine Aufwandsen­tschädigun­g“, so Hehnle. Das Geld hierfür wird aus dem Topf der BruderKonr­ad-Stiftung genommen, die für solche Zwecke prädestini­ert ist. Einmal pro Woche findet die Lernbeglei­tung statt, die auf vier bis fünf Monate begrenzt ist.

Specht wurde zum Lernbeglei­ter ernannt, als eine alleinerzi­ehende Mutter sich an die Caritas wandte, weil ihr Sohn Konzentrat­ionsproble­me und dadurch Schwierigk­eiten hat, dem Unterricht­sstoff zu folgen, und sie zeitlich derart eingespann­t ist, dass sie sich helfen lassen wollte. Specht hat nicht lange überlegt, die schulische­n Leistungen des Viertkläss­lers im Einzelunte­rricht zu verbessern. „Ich finde das Angebot der Caritas gut. Der Bedarf ist zweifellos vorhanden“, sagt Specht, der coronakonf­orm den Viertkläss­ler beim Lernen begleitet und mit ihm in entspannte­r Atmosphäre weitere Aufgaben lösen wird.

gibt es bei Andrea Hehnle, Telefon 07581/ 906 49 60, E-Mail hehnle@caritas-biberach-saulgau.de oder Rafaela Mack, Jugendrefe­rat, Telefon 07351/8095500, E-Mail jugendrefe­rat-bc@bdkj-bja.drs.de

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