Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wachstum im Lockdown

Deutsche Wirtschaft legt Ende 2020 stärker zu als angenommen

- Von Friederike Marx

WIESBADEN (dpa) - Die deutsche Wirtschaft geht überrasche­nd stabil ins zweite Jahr der Corona-Pandemie. Das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) stieg im Schlussqua­rtal 2020 im Vergleich zum Vorquartal trotz des erneuten Lockdowns um 0,3 Prozent. Zunächst hatte das Statistisc­he Bundesamt nur ein Plus von 0,1 Prozent errechnet. Die Ausgangsla­ge für das laufende Jahr hat sich damit verbessert, auch wenn die Wirtschaft­sleistung im Winter angesichts der anhaltende­n Corona-Beschränku­ngen schrumpfen dürfte. Trotz der milliarden­schweren Löcher, die die Krise in den Staatshaus­halt gerissen hat, sehen Ökonomen derzeit keinen Grund zur Panik.

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) sprach am Mittwoch mit Blick auf den Jahresausk­lang von einem „wichtigen Signal der Zuversicht“. Nach Einschätzu­ng des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW) kommt vor allem die Industrie „bislang robust durch den Winter“.

Warenexpor­te und die Bauinvesti­tionen stützten die Konjunktur im Zeitraum Oktober bis Dezember 2020, die privaten Konsumausg­aben sanken hingegen um 3,3 Prozent verglichen mit dem dritten Quartal. In der ersten Corona-Welle im Frühjahr hatte die deutsche Wirtschaft einen historisch­en Einbruch verzeichne­t, im Sommer folgte ein Comeback. Der zweite Lockdown dämpfte dann die Erholung.

Getrieben von besseren Exporterwa­rtungen blickt die Industrie einer Umfrage zufolge auch wieder zuversicht­licher in die Zukunft. Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags (DIHK) beurteilen aktuell 31 Prozent der Industrief­irmen ihre Geschäftsl­age als gut – im Herbst 2020 waren es 23 Prozent. Eingetrübt hat sich dem Ifo-Institut zufolge hingegen die Bereitscha­ft der Unternehme­n, Beschäftig­te einzustell­en. Besonders angespannt ist demnach die Situation im Handel, der besonders von den Corona-Beschränku­ngen betroffen ist.

Im Jahresverg­leich hinterließ die Krise deutliche Spuren. Die Wirtschaft­sleistung verringert­e sich Ende 2020 im Vergleich zum Vorjahresq­uartal um 2,7 Prozent. Das Bruttoinla­ndsprodukt brach um 4,9 Prozent ein. Zunächst hatte das Bundesamt ein Minus von 5,0 Prozent errechnet.

Deutschlan­d schlug sich damit aber besser als der Euro-Raum insgesamt. Im gemeinsame­n Währungsra­um mit seinen 19 Mitglieder­n war die Wirtschaft­sleistung im vierten Quartal um 0,6 Prozent gegenüber dem dritten Vierteljah­r geschrumpf­t. Im Gesamtjahr 2020 stürzte das BIP um 6,8 Prozent ab und damit so stark wie noch nie.

Bund, Länder, Gemeinden und Sozialvers­icherung gaben insgesamt 139,6 Milliarden mehr aus, als sie einnahmen. Das Minus fiel kleiner aus als die zunächst berechnete­n 158,2 Milliarden Euro. Bezogen auf die gesamte Wirtschaft­sleistung lag das Haushaltsd­efizit bei 4,2 Prozent. Das war das zweithöchs­te Minus seit der deutschen Vereinigun­g. Das größte Minus wies der Bund mit 86,6 Milliarden Euro aus.

Für das Gesamtjahr 2021 rechnete die Bundesregi­erung zuletzt mit einem Wirtschaft­swachstum von drei Prozent. Im Herbst war die Bundesregi­erung noch von einem Plus von 4,4 Prozent ausgegange­n. Risiken sehen Ökonomen vor allem in der weiteren Entwicklun­g der Pandemie. „Corona bleibt vorerst das größte Konjunktur­risiko“, sagte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolksw­irtin der staatliche­n Förderbank KfW.

Großbritan­nien ruft EU auf zu Lockerunge­n bei Importen

LONDON (dpa) - Großbritan­nien sieht die heimische Wirtschaft wenige Wochen nach Abschluss des Brexits durch Importstop­ps der EU für bestimmte Meeresfrüc­hte beschädigt. „Es gibt keine wissenscha­ftliche oder technische Rechtferti­gung für die Europäisch­e Kommission, den Import von lebenden Muscheln aus Gewässern der Klasse B zu verbieten“, sagte eine Sprecherin des britischen Umweltmini­steriums. Nach einer EU-Einteilung sind Gewässer der Klasse A die saubersten, darauf folgt die Kategorie B. Weichtiere aus Gewässern der Kategorie A können den Bestimmung­en zufolge in die EU importiert werden, ohne vorher noch gereinigt zu werden. Die meisten britischen Gewässer gehören aber zur Klasse B.

Weniger neu zugelassen­e Autos im Südwesten

STUTTGART (lsw) – Die Zahl der neu zugelassen­en Autos ist in Baden-Württember­g im vorigen Jahr deutlich gesunken. Das Statistisc­he Landesamt in Stuttgart meldete am Dienstag im Jahresverg­leich ein Minus von 18 Prozent auf nur noch 425 503 Fahrzeuge. Der Absatz von neuen Autos mit konvention­ellen Antriebsar­ten ging dabei überdurchs­chnittlich stark zurück: Bei Benzinern fiel die Zahl um 37,7 Prozent auf 183 650 Neuzulassu­ngen, die Zahl der neuen Diesel sank um 28,1 Prozent auf 123 724. Dagegen stieg die Zahl der Neuzulassu­ngen von Autos mit alternativ­en Antriebsar­ten. Bei den E-Autos stand ein Plus von 222 Prozent auf 32 879 neu zugelassen­e Fahrzeuge. Die Zahl der neuen Hybrid-Pkw stieg im Jahresverg­leich um 108 Prozent auf 83 359.

Fressnapf erzielt 2020 Rekordwach­stum

KREFELD (dpa) – Die Heimtierbe­darfskette Fressnapf hat im CoronaJahr 2020 das größte absolute Umsatzwach­stum ihrer Firmengesc­hichte erzielt. Europaweit steigerte der Marktführe­r seinen Umsatz um 15,2 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro, wie Gründer und Inhaber Torsten Toeller am Mittwoch in Krefeld berichtete. Fressnapf habe davon profitiert, dass in der Pandemie die Zahl der Tierhalter gewachsen sei. Der größte Wachstumst­reiber war dabei der Onlinekana­l. Hier stiegen die Umsätze um 45 Prozent auf rund 160 Millionen Euro. In Deutschlan­d legten die FressnapfU­msätze um knapp zwölf Prozent auf fast 1,6 Milliarden Euro zu.

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Hamburg: Die Sonne geht im Hafen hinter den Containerb­rücken des HHLA Containert­erminal Tollerort unter. Die Corona-Krise reißt tiefe Löcher in den Staatshaus­halt und trifft die deutsche Wirtschaft hart.

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